Tiffany Duo Band 0133
hätte seinen rechten Arm gegeben, um sie vor solch einer Enttäuschung zu bewahren. Doch dafür war es zu spät. Er konnte ihr die schlimme Nachricht nur so behutsam wie möglich überbringen und für sie da sein, wenn sie einen Freund brauchte.
“Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das gern übernehmen”, sagte er heiser. “Ich habe mit Thomas gesprochen und fühle mich als sein Trauzeuge dafür verantwortlich. Ich hätte so etwas kommen sehen müssen. Ich wusste, dass er Sorgen hatte. Aber ich dachte, es hätte etwas mit seiner Arbeit zu tun. Hätte ich ihn bloß darauf angesprochen. Dann wäre es nicht zu dieser Situation gekommen.”
Janey tätschelte mitfühlend seinen Arm. “Es ist nicht deine Schuld, Nick. Niemand von uns konnte so etwas ahnen.”
“Trotzdem möchte ich derjenige sein, der es Merry sagt”, beharrte Nick. “Sie wird die Schuld bei sich suchen. Doch sie hat nichts Falsches getan. Thomas hat gekniffen. Keine Ahnung, wie ich es ihr verständlich machen soll. Deshalb möchte ich, dass ihr alle dabei seid. Eure Mutter natürlich auch. Sie wird es furchtbar schwernehmen.”
Die drei McBrides wechselten einen stummen Blick. “In Ordnung”, sagte Joe. “Holen wir Mom.”
Merry lief nervös auf und ab und blickte zum dritten Mal innerhalb von einer Minute auf die Uhr. Weshalb brauchte Janey so lange? Irgendwas war mit Thomas passiert. Wahrscheinlich war er zusammengebrochen und lag im Krankenhaus. Und niemand wollte es ihr sagen. Etwas anderes war nicht möglich. Sie musste unbedingt zu ihm.
Besorgt eilte sie zur Tür, um einen ihrer Brüder oder Nick zu bitten, sie zu Thomas zu fahren. Sie war erst zwei Schritte gegangen, da klopfte es kurz, und Nick und ihre gesamte Familie betraten den Raum.
Sobald sie die blassen Gesichter bemerkte, war Merry sicher, dass ihre schlimmsten Befürchtungen sich bewahrheiteten. “Es ist etwas passiert, nicht wahr? Thomas ist im Krankenhaus.” Als niemand antwortete, fuhr sie unter Tränen fort: “Oh nein! Er ist doch nicht …”
“Nein, er ist nicht tot”, unterbrach Janey sie rasch. “Es geht ihm ausgezeichnet.”
“Dann ist er hier? Bin ich froh! Ich war halb verrückt vor Sorge.” Am liebsten wäre sie direkt zum Ankleidezimmer der Männer geeilt. Doch die grimmige Miene der anderen hielt sie zurück. “Was ist los?”, fragte sie mit aufsteigender Panik.
Endlich trat Nick einen Schritt vor und nahm ihre Hand. “Thomas ist nicht hier, Merry”, sagte er finster. “Er ist nach Chicago zurückgefahren.”
“Das ist er nicht”, antwortete sie und atmete erleichtert auf. “Wir wollen heute heiraten. Also lass diese Scherze. Wo ist er wirklich? Der Pfarrer wird bestimmt schon ungeduldig.”
Nick fasste ihre Hand fester. “Ich scherze nicht, Merry. Es wird keine Hochzeit geben. Thomas hat die Panik bekommen und ist völlig ausgerastet bei dem Gedanken an die Hochzeit. Ich habe versucht, ihn zu beruhigen. Aber er wollte nicht hören, sondern ist vor zehn Minuten abgefahren.”
Stella keuchte leise, und Rose murmelte irgendwo hinten: “Oh nein.” Merry zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sie sah Nick mit ihren großen Augen fest an und wollte die Nachricht einfach nicht glauben. Es musste sich um einen Irrtum handeln. Thomas würde ihr so etwas niemals antun. Nick hatte ihn bestimmt falsch verstanden.
Plötzlich bemerkte sie seinen mitfühlenden Blick. Auch aus den leisen Worten ihrer Brüder, Schwestern und Schwägerinnen, die sich um sie versammelt hatten, war nur Bedauern und Anteilnahme zu hören. Merry ließ die Umarmungen stumm über sich ergehen und weigerte sich hartnäckig, die Wahrheit einzusehen. Immer wieder fragte sie sich, wann die anderen den Scherz endlich beenden würden. Erst als ihre Mutter mit Tränen in den Augen den Arm um sie legte und sie an ihre Brust zog, brach sie zusammen.
“Mom?”
“Es tut mir unendlich leid, Liebes. Ich weiß, wie sehr du Thomas liebst. Keine Ahnung, was in ihn gefahren ist. Aber er wollte dir gewiss nicht wehtun.”
Also stimmte es. Die halbe Stadt war in der Kirche versammelt, um eine Trauung beizuwohnen, die nicht stattfinden würde. Thomas hatte sie ohne eine Erklärung sitzen lassen.
Ein furchtbarer Schmerz durchzuckte ihr Herz. Nein! wollte Merry schreien. Doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Tränen schossen ihr in die Augen. Wie betäubt legte sie die Arme um sich und schwankte vor und zurück. Der Schmerz übermannte sie und drohte sie in die gähnende Leere zu
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