Tiffany Duo Band 0133
Mühe kosten würde, Thomas’ jetzigen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Doch ein einziger Anruf bei der Verwaltung des Apartmenthauses in Chicago genügte, und er erfuhr, dass Thomas seine Wohnung gar nicht aufgegeben hatte.
Dieser Hurensohn, dachte Nick. Er hat von vornherein Zweifel gehabt, ob seine Ehe mit Merry klappen würde. Dabei hatte er Merry die ganze Zeit vorgespielt, dass er sie bedingungslos liebte.
Nick war nicht sicher, was passiert wäre, wenn er Thomas jetzt in die Finger bekommen hätte. Zum Glück war der Freund meilenweit entfernt. Aber er würde ihm gründlich die Meinung sagen. Wenige Minuten später hatte er die neue, nicht registrierte Telefonnummer.
“Du verdammter Kerl!”
Thomas tat gar nicht erst, als würde er die Stimme nicht erkennen. “Wie hast du mich gefunden?”
“Das war nicht schwierig, nachdem ich erfahren hatte, dass du dein Apartment niemals aufgegeben hast”, antwortete Nick kühl. “Kannst du dir vorstellen, was Merry empfinden würde, wenn sie es erführe?”
“Du wirst es ihr doch nicht erzählen, oder?”
Wie konnte Thomas so etwas fragen! “Wieso bist du plötzlich so besorgt?”, fuhr er auf. “Du hast gekniffen und sie vor der Kirche sitzen lassen!”
“Ich habe dir gesagt, weshalb …”
“Ja. Aber du hast nicht mit ihr gesprochen”, erwiderte Nick. “Sie hat ein Recht auf eine Erklärung. Verdammt, Mann, ruf sie an. Merry liebt dich. Wenn ihr beide miteinander redet, kommt ihr bestimmt wieder zusammen.”
Inständig hoffte er, der Freund wäre endlich zu Verstand gekommen. Thomas zögerte einen Moment und dachte offensichtlich über seinen Vorschlag nach. Dann sagte er: “Nein, ich kann jetzt nicht mit Merry reden. Dafür ist es zu früh. Tut mir leid, Nick. Vielleicht später.”
“Verdammt. Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, sondern bei ihr!”
Weiter kam er nicht, denn Thomas legte wortlos auf. Wütend warf Nick den Hörer auf die Gabel.
Merry hatte keine Ahnung, wie sie die nächste Woche überstand. Freunde riefen sie regelmäßig an und gingen mit ihr aus, damit sie nicht so viel allein war. Aber das half nicht. Auch inmitten ihrer Freunde fühlte sie sich so einsam wie nie zuvor im Leben.
Am schlimmsten waren die Nächte und die Stille ihrer eigenen Gedanken. Stundenlang lag sie da und starrte an die Decke. Ihre Augen brannten von den Tränen, die sie verzweifelt unterdrückte. Wenn sie endlich einschlief, träumte sie immer wieder von einer albtraumhaften Hochzeit mit lauter Leichen als Gästen und einem Bräutigam, der ein Skelett war und vor ihren Augen zu Staub zerfiel.
Hätte sie nicht ihre Arbeit gehabt, in die sie sich stürzen konnte, wäre sie wahrscheinlich durchgedreht. Ihre Tierklinik lag gleich nebenan, sodass sie früh hingehen und bis spät abends bleiben konnte. Ruby, ihre Empfangssekretärin, warnte sie, dass sie zusammenbrechen würde, wenn sie weiter so hart arbeitete.
Meistens gönnte sie sich nicht einmal eine Mittagspause, sondern aß nur etwas Salat zwischen zwei Patienten. Ruby schüttelte missbilligend den Kopf. “Wenn Sie schon dieses Grünzeug essen müssen, sollten Sie sich wenigstens einige Minuten hinsetzen und sich ausruhen. Sie sind seit heute Morgen auf den Beinen.”
“Das geht nicht”, antwortete Merry und wischte die Pfütze auf, die ein Welpe hinterlassen hatte. “Tawny James kommt gleich mit Tiger und Sammy, und diesmal möchte ich vorbereitet sein.”
Als Tawny das letzte Mal mit ihrer Katze hier gewesen war, hatte ihr dreijähriger Sohn Sammy sämtliche Schubladen und Schränke im Behandlungszimmer geöffnet und die Sachen herausgerissen. Das durfte nicht noch einmal passieren. Deshalb schloss sie alles ab. “Das war’s”, sagte sie erleichtert in dem Moment, als es an ihrer Haustür läutete. “Gerade noch rechtzeitig.”
Doch nicht Tawny und ihr kleiner Teufel waren gekommen, sondern Nick. Er war letzte Woche jedes Mal bei ihr aufgetaucht, wenn er in der Nähe war, und hatte behauptet, er brauche eine Pause. Doch Merry ließ sich nicht täuschen. Nick wollte sie im Auge behalten und sich vergewissern, dass es ihr gut ging.
Heute trug er allerdings einen großen Pappkarton in beiden Händen. Seine grimmige Miene zeigte ihr, dass dies kein Privatbesuch war.
“Was immer da drin ist, bring es hier herein”, sagte Merry rasch und stieß die Tür zu ihrem zweiten Behandlungszimmer auf. “Was ist passiert?”
“Harvey war bei Virginia Sawyers und wurde von einem Fuchs
Weitere Kostenlose Bücher