Tiffany Duo Band 0133
– beinahe ebenso stark wie Thomas’ Verrat.
Plötzlich bekam sie ein schlechtes Gewissen. Dies war eine völlig andere Situation und hatte nichts mit ihr zu tun. Nick hatte ein fabelhaftes Angebot bekommen. Anstatt egoistisch an sich zu denken, sollte sie sich für ihn freuen. Er war ein guter Mann und verdiente das Beste, was das Leben zu bieten hatte. Sie war tatsächlich glücklich für ihn. Wenn es ihr das Herz brach, dass sie zurückbleiben musste, war das allein ihr Problem. Er würde es nie erfahren.
Merry lächelte gequält und sank in den nächsten Schaukelstuhl. “Erzähl mir auch den Rest. Wie ich sehe, hast du Tina mit dem Verkauf deines Hauses beauftragt. Sie dürfte keine Schwierigkeiten damit haben.”
“Nein. Sie ist ziemlich zuversichtlich, dass wir Ende des Sommers einen Käufer haben.”
So schnell? Ein schmerzlicher Stich durchzuckte ihre Brust. Doch sie riss sich energisch zusammen. “Das ist ja toll. Bevor du dich versiehst, bist du weg.”
“Vorher habe ich noch eine Menge zu tun. Ich muss einige Reparaturen durchführen …”
“Ich kann dir abends helfen, wenn du möchtest”, bot sie ihm an. “Ich könnte unmittelbar nach der Praxis herüberkommen und etwas zu essen mitbringen. Das macht bestimmt Spaß.”
Merry plapperte, als machte es ihr überhaupt nichts aus, dass er wegziehen wollte. Ja, sie warnte ihn sogar scherzhaft, seine alten Freunde nicht zu vergessen, wenn er in Washington lebte. Nick hätte ihr am liebsten den Hals umgedreht. Bedeutete er ihr wirklich so wenig? Andererseits: Was spielte das für eine Rolle? Merry liebte Thomas und wollte ihr restliches Leben mit ihm verbringen. Nichts, was er sagte oder tat, würde sie umstimmen.
Deshalb fügte er sich in sein Schicksal und lächelte freudlos. “Das wäre großartig. Könntest du schon morgen Abend kommen? Tina will am Freitag eine Anzeige in die Zeitung setzen und das Haus am Wochenende vorzeigen können. Ich habe mich schon gefragt, wie ich das alles bis dahin schaffen soll.”
“Wie wäre es mit heute Abend?”, fragte Merry. “Ich habe keine anderen Pläne und würde eine Pizza aus der Gefriertruhe mitbringen. Die könnten wir während der Arbeit aufbacken.”
Bevor er etwas einwenden konnte, eilte sie strahlend davon. Nick hatte das ungute Gefühl, dass sie ihn so schnell wie möglich loswerden wollte. Trotzdem würde er ihre Hilfe nicht ablehnen, sondern freudig jede Minute nutzen, die er mit ihr verbringen konnte. Erinnerungen waren alles, was ihm blieb, wenn er Liberty Hill verließ.
Eine halbe Stunde später war Merry mit Bürsten und Scheuerlappen und einer gespielten Begeisterung zurück, die ihr schwer auf der Seele lag. Sie hatte keine Ahnung, wie sie den restlichen Abend ohne einen Zusammenbruch überstehen sollte. Auf der ganzen Fahrt zu ihrem Haus und auf dem Rückweg zu Nick hatte sie gegen ihre Tränen angekämpft. Wenn sie ihnen nachgab, würde sie eine wahre Sturzflut auslösen. Und das durfte auf keinen Fall in Nicks Gegenwart geschehen. Er würde nie erfahren, dass er ihr das Herz brach. Nick war schon so lange ihr Freund, dass sie sich gar nicht mehr an die Zeit ohne ihn erinnerte. Wie sollte sie ohne ihn weiterleben?
“Brauchst du Hilfe mit der Leiter?”, fragte Nick plötzlich hinter ihr. “Komm, überlass das mir.”
Merry war so mit ihrem eigenen Elend beschäftigt, dass sie den Schimmel an der Decke der hinteren Veranda ganz vergessen hatte, den sie entfernen wollte. Nicks Worte brachten sie in die Wirklichkeit zurück, und sie verbarg ihren Kummer hinter einem strahlenden Lächeln. “Nein, das schaffe ich schon allein. Ich musste nur gerade an den Ausbau denken, den Thomas und ich nächstes Jahr in meinem Haus vorhatten. Habe ich dir eigentlich davon erzählt?”
“Ja. Du wolltest einen Wohnraum neben der Küche und ein weiteres Bad hinzufügen”, antwortete er mit ausdrucksloser Miene.
“Ich hätte es schon letztes Jahr tun sollen, als ich das Haus streichen ließ. Aber ich bin nicht einmal auf den Gedanken gekommen.”
“Weshalb solltest du? Damals hast du noch nicht an Heirat gedacht. Du gingst mit Bubba Smith aus.”
Nicks Stimme klang so verächtlich, dass Merry unwillkürlich lachen musste. Er hielt Bubba für einen nichtsnutzigen Cowboy, der keinen anderen Ehrgeiz besaß, als sonnabends mit seinen Kumpeln zu trinken und mit den hübschesten Mädchen auszugehen.
“Bubba war gar nicht so übel”, antwortete sie. “Er wollte nur jemanden zum Reden und zum
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