Tiffany Duo Band 0133
beschützen.”
“Solch einen Mann würde der Bürgermeister niemals einstellen.”
“Nein, natürlich nicht. Trotzdem möchten die Leute wissen, mit wem sie es zu tun bekommen. Sie werden sich erst beruhigen, nachdem sie sicher sind, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchen.”
Nick hoffte es inständig. Es war nicht leicht, gute Leute zu finden. Liberty Hill war ein hübsches ruhiges Städtchen in einer der schönsten Gegenden Colorados. Aber das war so ziemlich alles. Das Gehalt, das der Bezirk zahlen konnte, war nicht gerade großzügig. Und die Arbeitszeiten waren lang. Jeder musste mit anpacken, um die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten, auch der Sheriff.
Ein großer, muskulöser Mann betrat das Büro und sah sich neugierig um. Er bemerkte das Abzeichen an Nicks khakifarbenem Hemd und fragte: “Sheriff Kincaid? Mein Name ist Lincoln White. Ich hoffe, es ist nicht zu früh für unser Gespräch.”
“Nein, durchaus nicht”, versicherte Nick und mochte die Mischung aus Intelligenz und Selbstsicherheit in Whites blauen Augen sofort. Er schüttelte dem Mann die Hand und deutete zu seinem Arbeitszimmer. “Wir können uns hier unterhalten. Wie war Ihr Flug nach Colorado Springs?”
Drei Stunden später hatte Nick nicht nur mit Lincoln White gesprochen, sondern auch mit Rick Stanley, dem zweiten Bewerber. Beide Männer hatten einen guten Eindruck auf ihn gemacht. White wohnte in einer Kleinstadt fünfzig Meilen nördlich von Salt Lake City, und Stanley, der das letzte Jahr in L.A. gearbeitet hatte, war in einer Pferdestadt in Texas aufgewachsen. Als gebildete Menschen waren sie mehr an der Lebensqualität interessiert, die ihnen eine kleine Stadt bieten konnte, als an dem Gehalt, das sie in einer Großstadt verdienen würden.
Es waren genau die Männer, die Nick als Hilfssheriffs suchte. Trotzdem stellte er die beiden nicht sofort ein. Er dankte ihnen für ihren Besuch und versprach, sie seine Entscheidung innerhalb von einer Woche wissen zu lassen.
“Ich begreife nicht, weshalb Sie die Männer wieder weggeschickt haben”, sagte Sheri, sobald sich die Tür hinter dem letzten Bewerber geschlossen hatte. “Beide waren gut.”
“Ich möchte nichts übereilen”, antwortete Nick eigensinnig. “Dafür ist die Sache zu wichtig.”
Sie glaubte ihm nicht, und er nahm es ihr nicht übel. Es ging nicht darum, dass er keinen Fehler machen wollte. Solange er die Einstellung der neuen Hilfssheriffs hinauszögerte, konnte er Liberty Hill – und Merry – nicht verlassen.
6. KAPITEL
Nick war noch im Büro und blätterte stirnrunzelnd in einer Akte auf dem Schreibtisch, als Merry an seiner Tür auftauchte. Sie konnte nicht sehen, was er las. Doch sie war ziemlich sicher, dass es sich um die Unterlagen der beiden Männer handelte, die er gestern interviewt hatte.
Die Leute haben recht, wenn sie sich fragen, weshalb er die Antwort für die Bewerber noch hinauszögert, dachte sie. Andererseits war es für Nick nicht einfach. Wenn er die Stelle beim FBI annahm, musste er alles hinter sich lassen, was ihm lieb und vertraut war. Vielleicht brauchte er jemanden, der ihm ein bisschen Mut machte.
Entschlossen straffte Merry die Schultern, zwang sich zu einem Lächeln und klopfte forsch an den Türrahmen. “Hi”, sagte sie, als er aufblickte. “Ich hörte, dass du gestern Besuch gehabt hast. Wie sind die Gespräche verlaufen?”
Nick lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah sie spöttisch an. “Ich vermute, du kennst die Antwort bereits. Sämtliche Klatschbasen des Bezirks standen auf dem Platz, als die Männer wieder abfuhren. Seitdem reden die Leute über nichts anderes.”
“Sie sind eben neugierig”, erklärte Merry unbekümmert. “Der Klatsch über Thomas und mich hat aufgehört. Deshalb brauchen sie etwas anderes. Es sieht ganz danach aus, als ob du und deine Hilfssheriffs das neue Thema wären. Sie waren also nicht geeignet?”
“Das habe ich nicht gesagt.”
Merry runzelte verblüfft die Stirn. “Ich verstehe nicht ganz. Wenn ihre Unterlagen in Ordnung sind und sie die entsprechenden Referenzen haben, was ich annehme – weshalb hast du sie dann nicht eingestellt?”
Einen Moment fürchtete sie, Nick würde nicht antworten. Endlich sagte er: “Dass das Bewerbungsgespräch gut verlaufen ist, bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie für die Stelle geeignet sind. Keiner der beiden stammt aus Colorado.”
“Das tut Dean auch nicht”, erinnerte Merry ihn. “Er ist aus Idaho, wenn
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