Tiffany Duo Band 0142
sich ziehen, als seine Rüstung erlaubte.
Seber war vorhin unterwegs zu Annas Hinrichtung gewesen, davon war Blade überzeugt. Er hatte sie noch gerade rechtzeitig gefunden, aber es war knapp gewesen. Sie hatten mit der Durchsuchung des falschen Hauses Zeit verloren. Widerstrebend zwang er sich, sie loszulassen.
Nacheinander sprangen die Männer hinunter zum Strand. Carter begann, die Gurte einzusammeln. Ben und West zogen das Boot ins Wasser.
Sie hörten das Geräusch von Rotorblättern aus der Luft, Licht erhellte die Nacht, glitt auf das Anwesen, als der Polizeihubschrauber zum Hauptgebäude flog. Eine Lautsprecherstimme forderte de Rochefords Männer auf, ihre Waffen wegzuwerfen und sich auf den Boden zu legen.
Blade zog Anna zu sich ins Boot und gestattete sich ein verschmitztes Lächeln, als er bemerkte, dass die Scheinwerfer die Klippen sorgfältig mieden.
Der Lärm des Hubschraubers übertönte das Geräusch des Außenbordmotors, der das Boot mit leisem Summen in die Wellen zog. Wenige Sekunden später hatten sie das offene Meer erreicht.
Die Wellen klatschten an die Seitenwände, Gischt spritzte auf, sodass sie innerhalb weniger Momente klatschnass waren. Das Boot fuhr schnell, war aber nicht so seefest wie eines mit mehr Tiefgang. Es glitt nicht durch das Wasser, sondern schwamm obenauf und wurde von Wellen und Wind hin- und hergeschaukelt.
Blade zog Anna zwischen seine Knie und in seine Arme, um sie so gut wie möglich zu schützen. Ihr kleiner Körper war kalt wie ein Eisblock. Stundenlang war sie in dem kalten Raum eingesperrt gewesen, nur mit Jeans und seinem Hemd bekleidet, und jetzt wurde sie auch noch nass. Er zog seine Weste aus, dann das Hemd, das er Anna umhängte, ehe er die Weste wieder anlegte. Es war nicht viel, aber besser als nichts.
Noch immer war sie zu still, und er wusste nicht, ob Seber ihr etwas eingeflößt hatte oder ob sie unter Schock stand. Ihre unnatürliche Stille beunruhigte Blade mehr als alles andere, seit er sie lebend vorgefunden hatte. Abgesehen von dem Augenblick, da sie ihn für einen Angreifer gehalten und versucht hatte, sich ihm zu widersetzen, hatte sie alles getan, was er gesagt hatte. Diese Gefügigkeit kam ihm verdächtig vor, er kannte Anna anders.
Als sie sich vom Strand entfernten, wurde es ruhiger, die Wellen sanfter. Dreißig Minuten später erreichte das Boot die kleine Bucht, an der sie ihre Fahrzeuge geparkt hatten.
Anna ließ sich von Blade aus dem Boot helfen. Dann stellte er ihr die anderen Männer vor, und sie schüttelte diesen Fremden, die ihr das Leben gerettet hatten, die Hände.
Blade führte sie zu dem geparkten Jeep und zog die schwere Weste aus. Er nahm eine Decke heraus und legte sie ihr um.
Innerhalb weniger Minuten hatten die Männer das Boot aus dem Wasser gezogen und auf die Ladefläche des schwarzen Truck gehoben und auch die Kletterausrüstung verstaut.
Jeder Hinweis, dass sie mit etwas anderem als einer nächtlichen Fischtour beschäftigt gewesen waren, war vernichtet. Sogar Angelrouten waren auf dem Truck zu sehen. Ungläubig schüttelte Anna den Kopf.
“Ihr gehört alle zu dieser militärischen Spezialeinheit?”
Der heitere Wortwechsel brach ab. Schweigen breitete sich aus, und vier Augenpaare wandten sich ihr zu.
Plötzlich war sich Anna des Ausmaßes der Situation bewusst. Blade hätte sterben können. Sie alle hätten sterben können. Und wo verdammt hatten die Jungs ihre Schusswaffen? Sie hatten doch welche, oder? Die einzige Waffe, die sie bislang gesehen hatte, war ein Messer gewesen.
Messer. Selbst die Angelrouten wirkten gefährlicher.
“Ich habe dir etwas zum Anziehen mitgebracht.”
Anna sah Blade stumm an, als er ihr ein Handtuch reichte. Er hatte ihre Frage nicht beantwortet. Keiner von ihnen. Sie hatten einfach so getan, als hätte sie nichts gesagt.
“Du solltest dir etwas Trockenes anziehen.”
Warum? fragte sie sich störrisch. Weil sie sich sonst den Tod holen würde?
Blade griff ein kleines Segeltuchpaket aus dem Jeep und nahm frische Kleidung heraus. Ohne sie zu fragen, begann er, die beiden Hemden aufzuknöpfen, die sie trug.
Wären Annas Hände vor Kälte nicht so steif gewesen, hätte sie Blade weggestoßen. “Du hattest keine Waffe”, sagte sie.
Er öffnete den letzten Knopf, zog ihr beide Hemden gleichzeitig aus und warf sie zur Seite. “Keiner von uns hatte eine Waffe.”
Jetzt hatte sie doch die Kraft, ihn gegen seine Brust zu stoßen.
Er taumelte zurück zum Jeep, packte ihre
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