Tiffany Duo Band 0142
Klee, der vor dem Fenster wuchs.
Zum ersten Mal bemerkte sie ihre Umgebung. Sie befand sich im Abstellraum, ein Anbau seitlich am Haus. Nach dem Brand hatte man die Reste des alten Hauses dem Verfall überlassen, aber der Anbau war solide und von dem Feuer unbeschädigt geblieben. Der Raum hier war so nackt wie eine Zelle. Es gab nichts, das sie als Werkzeug für ihre Befreiung benutzen konnte oder als Waffe. Sie konnte nur hoffen, etwas Ablenkung zu verursachen und dann einen Fluchtversuch wagen.
Natürlich hegte sie keine große Hoffnung, dass eine Ablenkung ihr helfen würde. Sie war noch immer schläfrig, ihre Arme und Beine schwer und ungeschickt, und Seber besaß eine Waffe. Wie schnell sie auch lief, jede Kugel würde schneller sein.
15. KAPITEL
Das Boot berührte den Strand. Die vier Männer stiegen aus, sicherten das Boot und begannen, die Felsen zu erklimmen, die zu den Klippen hinaufführten. Sie waren vollständig schwarz gekleidet, trugen schusssichere Westen. Ihre Rüstung war schwer, und sie schwitzten alle, aber niemand klagte. Schusswaffen führten sie nicht mit sich, doch keiner von ihnen wollte sich erschießen lassen. Ihre Gesichter waren mit Tarnfarbe verschmiert.
Ihre einzigen Waffen waren Kampfmesser in mattschwarzen Hüllen.
Es würde keine Fingerabdrücke geben, keine Schüsse und keine Spuren ihrer Anwesenheit, wenn sie fort waren, abgesehen von dem Seil, dass sie zurücklassen würden. Sie würden die befestigte Anlage betreten und wieder verlassen haben, ehe de Rocheford etwas von ihrer Anwesenheit bemerkte.
Carter ging zuerst, er bewegte sich mit geübter Leichtigkeit. Ihm folgte Blade, dann McCabe. West bildete den Schluss. Als sie oben an der Klippe ankamen, befestigten sie das Seil, das sie für den Abstieg brauchten, an einem der knorrigen Bäume, die hier oben am Felsen wuchsen.
West nahm ein Fernglas. Wenn de Rochefords Männer am Haus patrouillierten, würde er sie erspähen.
Minuten später waren sie am Haus. Ben machte sich am Alarmsystem zu schaffen, zog Drähte, und innerhalb weniger Sekunden hatte er das System unterbrochen. De Rocheford hatte den Fehler begangen, viel Aufwand mit der Vordertür zu betreiben und den Hintereingang weit offen zu lassen. Natürlich war diese Nachlässigkeit verständlich – nicht jeden Tag wurde ein privates Anwesen von einer Kampfeinheit gestürmt.
Sie huschten durch das Haus und durchsuchten es lautlos und methodisch. In einem der hinteren Apartments saß ein Paar vor dem Fernseher, die Haushälterin und der Gärtner. Als sie in der zweiten Etage ankamen, wusste Blade, dass das Hauptgebäude leer war. Weder hatte er Anna gefunden noch einen Raum mit einem vergitterten Fenster. Er blickte zu einem Fenster hinaus, voller Anspannung, denn er wusste, dass sie in der Nähe war, ließ den Blick über die gepflegte Umgebung gleiten. Nichts an dieser Aussicht passte zu dem, was Anna ihm gezeigt hatte. Überall nur Bäume und Rasen, das Meer lag in weiter Ferne.
Von de Rocheford selbst gab es kein Zeichen. Sie hatten nicht gewusst, ob er im Haus sein würde oder nicht. Seine Abwesenheit bedeutete vielleicht, dass er unten am Torhaus war, wo das Hauptsicherheitssystem installiert war.
Blades Blick fiel auf die Umrisse eines Daches, ein Stück weit entfernt. Auf den Luftbildern war dort die überwucherte Ruine eines Hauses zu sehen gewesen.
Anna kauerte sich in der Dunkelheit neben dem Eingang zum Abstellraum zusammen, ohne auf die schmerzenden Muskeln zu achten, die zu lange in derselben Position gewesen waren, den Rücken an der kalten Wand. Jetzt war sie wach und alarmiert – dafür hatte die Kälte gesorgt.
Sie erschauerte und schlang die Arme um sich, zog Blades Hemd enger um ihren Körper in dem vergeblichen Versuch, sich zu wärmen. Als sie einen Hauch seines Dufts wahrnahm, durchfuhr ein Stich ihr Herz.
Blade war inzwischen sicher unterwegs, um sie zu retten, vielleicht war er sogar schon hier. Gott, er würde in eine Falle laufen. Sie wusste nicht, was sie tun konnte, um ihm zu helfen, aber sie musste alles versuchen.
Wann würde jemand kommen, um nach ihr zu sehen? Und wenn jemand kam, würde sie ihn überraschen können?
Minuten vergingen. Das Mondlicht verschwand nach und nach aus dem Zimmer, bis nur noch ein schwacher Schein hineinfiel. Anna hörte leise Schritte – nicht die schweren Schritte von Seber – dann das metallische Schaben des Riegels. Die Tür ging einen winzigen Spaltbreit auf, so wenig, dass sie sich
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