Tiffany Duo Band 0142
sie nur fest, und seine warme Haut erfüllte sie mit Glut.
“Schlaf weiter”, flüsterte er.
Er zog den Schlafsack über sie beide, und Anna schloss die Augen, beschwichtigt durch seinen Herzschlag und die Verbindung ihrer beider Körper. Ihr letzter klarer Gedanke war, dass Blade verstanden hatte, dass ihre Kälte von innen kam – eine tiefsitzende Furcht davor, ihn zu verlieren, und er hatte reagiert, indem er diese Furcht vertrieb auf die einzige mögliche Weise: Durch seine Gegenwart.
Als Anna das nächste Mal erwachte, dämmerte bereits der Morgen. Das Feuer war nur mehr ein verkohlter Holzstapel. Irgendwann in der Nacht hatte Blade den Schlafsack geöffnet und wie eine Decke über sie beide gelegt. Im Raum war es so warm, dass sie sie bis über die Hüften heruntergeschoben hatten.
Sie drehte den Kopf und sah Blade an. Sie erinnerte sich an etwas, das er in der vergangenen Nacht gesagt hatte. Sie berührte seine Wange mit den Bartstoppeln. Er sah wild und unzivilisiert aus, ein barbarischer Prinz, mit den dunklen Wangen, dem Ohrring und der zerzausten Haarmähne. Sie musste lächeln. “Hast du nie ein Mädchen mit nach Hause genommen und deiner Familie vorgestellt?”
“Niemals.” Zum ersten Mal gestattete Blade sich, in Worte zu fassen, was ihn jahrelang verwirrt und gequält hatte. “Ich habe dich gesucht. Wenn ich dich nicht gefunden hätte, hätte ich niemanden gehabt.”
17. KAPITEL
“Das also ist Anna Tarrant.”
Ray schüttelte der Frau die Hand, die die Ursache für all die Unruhen gewesen war. Sie war klein und sehr attraktiv, mit Augen, die er immer wieder ansehen wollte.
Anna stellte ihre Aktentasche auf den Tisch und begann, die wenigen Überbleibsel ihrer Vergangenheit auszupacken. Ein Beamter notierte jedes einzelne Schriftstück. Blade stand schützend dabei, als das Gespräch weiterging, sie ihre Geschichte chronologisch erzählte und mit de Rochefords letztem Mordversuch endete.
“Ich entkam”, schloss sie.
Ray lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Das war der Teil, der ihm nicht gefallen würde. “Wie?”
“Seber kam in den Raum, in den sie mich eingeschlossen hatten. Ich überwältigte ihn, konnte fliehen und kletterte dann die Klippen hinab. Dort wartete ein Motorboot. Ein Stück weiter die Küste hinauf ging ich an Land. Von dort rief ich Blade an. Er holte mich ab.”
Ray seufzte bei Annas vereinfachter Darstellung. Er zweifelte nicht, dass die Wahrheit darüber hinausging. “Möchten Sie dieser Erklärung noch etwas hinzufügen?”
“Nein.”
Blade legte ihr den Arm um die Schultern. “Meine Verlobte ist in Sicherheit”, sagte er leise. “Das ist doch das Wichtigste.”
Ray begegnete Blades Blick und drängte nicht weiter. Er wusste, was Blade getan hatte, kannte und respektierte seine Gründe, auch wenn er seine Methoden als Polizist nicht gutheißen konnte. Er entschied, dass Annas schlichte Erklärung alles war, was er jemals wissen wollte über das, was auf dem Anwesen von de Rocheford geschehen war.
Er beendete die offizielle Befragung und begann, die weitere Vorgehensweise zu erläutern. “Seber ist ein praktisch veranlagter Mensch: Er hat geredet. Und nachdem er einmal damit angefangen hatte, hörte er nicht auf. Der Mann ist gerissen. Er trat nicht nur als Polizist auf, er besitzt auch ähnlich wie bei der Polizei Akten über seine Klienten und jeden anderen, der während der Ausübung seiner
Pflichten
jemals seine Aufmerksamkeit erregte. Wir haben Seber und de Rocheford wegen Mordes an Stevenson überführen können. Seber beschuldigte de Rocheford auch der Entführung und des versuchten Mordes an Miss Tarrant.”
Ray schüttelte den Kopf über Sebers kaltblütige Effizienz. “Er hat alle Gespräche mit seinen Klienten aufgezeichnet, nur für den Fall, dass etwas schiefgeht.”
“Henry hat auch meine Mutter umgebracht”, sagte Anna.
Ray verlor sich in ihrem Blick. Er runzelte die Stirn. Etwas lag in diesen Augen, abgesehen von dieser schimmernden grauen Farbe. Einen Augenblick lang hatte er den Eindruck gehabt, dass sie – nicht durch ihn hindurch, sondern in ihn
hinein
sah.
Sie zog die Brauen hoch, und er bemerkte, dass er sie angestarrt hatte.
Er errötete wie ein Schuljunge. “Haben Sie – nun, einen Beweis für diese Anschuldigung?”
“Henry sagte mir, er hätte ihr Schlaftabletten gegeben. Meine Mutter war ja ohnehin medikamentensüchtig, da fiel es nicht auf”, sagte sie leise. “Sie
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