Tiffany Duo Band 0142
dich sind”, fuhr sie ihn an. “Und ich rief nach dir, so bald es mir möglich war.”
“Das war mir nicht schnell genug.”
“Es – es macht dir nichts aus, dass ich …”
“Ich habe darauf gewartet. Es hat mich fast umgebracht, dass ich nichts spürte.”
Er trat zu ihr, umfasste ihre Schultern. Sie hatte den Eindruck, er hätte sie am liebsten geschüttelt und konnte sich kaum noch beherrschen.
“Ich war betäubt”, sagte sie. “Als ich aufwachte, dachte ich daran, nach dir zu rufen, aber ich wollte dich nicht unnötig in Gefahr bringen.”
Nicht unnötig in Gefahr bringen? Blade wurde immer zorniger. Er hatte sich vorgestellt, dass sie verletzt, vielleicht sogar tot wäre. Nein, tot nicht. Er hätte es gewusst, wenn sie tot gewesen wäre. Er hätte es
gespürt
.
“Aha, du wolltest also nicht, dass ich in Gefahr gerate. Mal abgesehen davon, dass ich mich in jede Gefahr begeben würde, nur um dich zu retten: Warum hast du mir dennoch diese Vision geschickt?” Er flüsterte jetzt, und dieses Flüstern klang bedrohlicher, als wenn er sie angeschrien hätte.
“Henry hatte dir eine Falle gestellt. Sie wollten dich töten. Das konnte ich nicht zulassen.”
Ja, jetzt erkannte er ihre Logik. “Du riefst mich also zu meinem eigenen Schutz.”
“Ja.”
Er sah sie an. Den eigensinnigen Zug um ihren Mund, der konzentrierte Blick, der auf das Temperament hindeutete, von dem er jetzt wusste, dass es unter der kühlen Oberfläche loderte. “Ist dir je der Gedanke gekommen, dass ich nicht vor Henry geschützt werden wollte?”
Sie machte große Augen.
“Ich weiß, dass das vielleicht ein wenig antiquiert ist”, fuhr er fort, “aber ich bin eben ein altmodischer Kerl. In meiner Vorstellung von einer perfekten Welt erschlage
ich
den Drachen und beschütze die Frau, die ich liebe. Das ist wichtig für mich.”
Sie rührte sich nicht, sah ihn nur an, als seien ihm plötzlich Hörner gewachsen.
Blade biss die Zähne noch fester zusammen. Innerlich starb er tausend Tode, aber er konnte nicht aufhören. “Eines meiner Spezialgebiete war die Rettung von Geiseln. Jahrelang hast du zu mir gesprochen”, sagte er finster, “und ich konnte nicht antworten. Diesmal konnte ich etwas tun. Diesmal konnte ich dich retten. Verstehst du jetzt, was es für mich bedeutet hat, heute so lange auf eine Vision warten zu müssen?”
“Es gibt noch einen anderen Grund, warum ich dich nicht gerufen habe”, sagte sie und zögerte kurz, “ich hatte Angst, es würde dir nicht gefallen.”
“Nicht gefallen?” Er fluchte. Das stimmte nicht. Erleichterung durchströmte ihn. “Liebes, ich verstehe nicht, wie du das machst. Ich verstehe nicht einmal, warum ich es höre, aber es ist mir egal. Baby, in Zukunft wirst du mich rufen, wann immer es nötig ist, ist das klar?”
“Ja.”
Sie glaubte ihm nicht. Das konnte er spüren. Noch immer schloss sie ihn aus und trug diese verdammte Selbstgenügsamkeit wie einen Schutzschild vor sich her.
Nun, ihm reichte es jetzt. Er hatte sich zurückgehalten und den Gentleman gespielt, so gut er es konnte, damit sie Zeit hatte, den Schock der Entführung und der Gefangenschaft zu überwinden. Aber das hatte nichts genützt, es war nur schlimmer geworden.
Für einen Mann, der stolz darauf war zu wissen, wie man mit Frauen umging, brachte er hier alles durcheinander. Er hätte seinen Instinkten folgen sollen.
In ihren gemeinsamen Träumen hatte Anna seine Aufmerksamkeit auf eine sehr feminine Weise eingefordert, hatte ihn bis zum Wahnsinn betört, bis er ihr gab, was sie wollte: Seinen Körper, seine Seele. Ihre gesamte Existenz war auf das reduziert worden, was sie miteinander teilten. Und er wusste jetzt, dass sich das nicht nur auf die körperliche Vereinigung beschränkte.
Er begann, ihr Hemd aufzuknöpfen.
“Was tust du da?”
“Ich ziehe dich aus. Dann werde ich dich lieben.”
Er hielt inne und sah sie an. Früher hatte er geglaubt, ihr Blick wäre verschleiert, doch jetzt kannte er sie besser. Nebel und Schatten verbargen nur ihre Unsicherheit – und dasselbe Verlangen, das auch in ihm loderte. Blade war bereit, seine gesamte Zukunft darauf zu verwetten, dass er sich nicht täuschte. “Das heißt”, sagte er. “Wenn du noch interessiert bist.”
“Ich war immer interessiert. Ich hatte nur Angst, dass
dein
Interesse nicht weiterbesteht.”
Ihm stockte der Atem. Seine Gefühle waren nie leicht zu verletzen gewesen, und bei Frauen hatte er sich immer sicher gefühlt.
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