Tiffany Duo Band 0142
hatte, ließ er ihre feuchte Hand wieder los. “Sollen wir die Straße entlanggehen?”
“Auf keinen Fall. Lassen Sie uns lieber ein bisschen ins Grüne gehen”, kicherte sie.
Na warte, Sarah, dachte Dean, als er sich mit einem leisen Seufzer in sein Schicksal ergab.
Eine leichte Brise wehte durch den Garten der Jenkins, als Sarah und Vivian mit dem Aufräumen begannen. Die meisten Gäste waren bereits gegangen. Nur ein paar Frauen halfen jetzt noch beim Verstauen der Essensreste, und eine Bande von Kindern spielte lautstark Verstecken zwischen den Bäumen.
Sarah war dankbar für die frische Luft am Ende dieses heißen Tages. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Die Luft war schwer vom süßen Duft der Mimosen. Nur noch wenige Tage, sagte sie zu sich selbst.
Dann ist es überstanden.
Zumindest schien sie Dean erst einmal los zu sein. Immerhin war er schon gut eine Stunde verschwunden. Melanie beschäftigte ihn wohl ausreichend. Doch anstatt erleichtert über diese Tatsache zu sein, empfand sie nur einen plötzlichen Stich in der Magengegend.
Ihr Blick fiel auf Amanda und Percy Jenkins, die dicht nebeneinander unter einer großen Eiche saßen. Zwischen ihnen lag Penny, ihr alter, fast blinder irischer Setter. Die beiden wirkten glücklich und zufrieden, so als hätten sie das Geheimnis des Lebens entdeckt. Sarah war gerührt – und auch ein bisschen neidisch. Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Bisher hatte sie immer geglaubt, in ihrem Leben wäre alles in bester Ordnung. Sie hatte Katey und ihre Mutter und einen Beruf, den sie liebte. Aber ihr war dabei entgangen, wie einsam sie war – furchtbar einsam.
“Hey Leute, hat einer von euch Melanie gesehen?” Die plumpe kleine Frau in den viel zu knappen Shorts war Blanche Kincaid.
“Als ich sie zuletzt gesehen habe, war sie zusammen mit Dean”, antwortete Sarah. “Moment mal …” Sie deutete auf die Straße. “Da kommen sie doch gerade.”
“Melanie!” rief Blanche ungeduldig. “Beeil dich mal. Sonst verpass ich noch die Show im Fernsehen.”
Melanie war Dean bereits einige Schritte voraus. Sie hatte die Arme verschränkt und einen beleidigten Gesichtsausdruck aufgesetzt. Wortlos und ohne sich von irgendjemandem zu verabschieden, lief sie zum Auto ihrer Mutter, öffnete die Beifahrertür und ließ sich in den Sitz fallen.
Oh, oh, dachte Sarah, die sich abwendete, um Deans wutentbranntem Blick auszuweichen. Offensichtlich war ihr Plan, ihn zu verkuppeln, gründlich misslungen. Komisch, irgendwie war sie erleichtert, dass er Melanies Verführungskünsten nicht erlegen war. Aber das bedeutete auch, dass sie ihn nicht so einfach loswerden konnte, wie sie anfangs gedacht hatte.
Nervös begann sie, ein paar Tischtücher zu falten. Wem versuchte sie eigentlich etwas vorzumachen? Sie
wollte
ihn doch gar nicht loswerden. Was sie wirklich wollte, war …
Nein, nein, nein.
Vergeblich versuchte Sarah, gegen die Bilder in ihrem Kopf anzukämpfen, während sie noch immer Deans glühenden Blick in ihrem Rücken spürte. Sie wusste, wenn er sie jetzt berühren würde, gäbe es kein Halten mehr.
Genau wie vor neun Jahren.
Es war, als könnte sie noch immer spüren, wie sein warmer weicher Mund ihre Lippen küsste, seine Zunge ihre Brüste liebkoste und seine Hände langsam und zärtlich ihren Bauch herabglitten, bis zu der Stelle, die kein Mann außer ihm je berührt hatte.
Sarahs Kehle war trocken und ihr Atem raste, aber sie versuchte sich zu beruhigen. Solange er sie nur nicht berührte, würde sie diese Woche schon irgendwie überstehen.
“Hallo Schwesterherz.” Jennifer schlenderte mit Lance im Schlepptau herüber zu Sarah. “Wir fahren jetzt nach Opelika. Bis Samstag gibt es noch jede Menge in unserem neuen Apartment zu tun.”
Sarah setzte ein strahlendes Lächeln auf, umarmte ihre Schwester und begleitete sie vor das Haus zu ihrem Wagen.
In Dean brodelte es noch immer. Was hatte sich Sarah bloß dabei gedacht, diese lästige Blondine auf ihn anzusetzen? Und warum tat sie so etwas, wo sie angeblich doch gar kein Interesse mehr an ihm hatte? Er war fest entschlossen, sie zur Rede zu stellen. Nachdem er sich höflich von den Jenkins verabschiedet hatte, machte er sich auf die Suche nach ihr.
Er betrat das Haus und lauschte. In der Küche unterhielt sich seine Tante Ethel mit Vivian, aber Sarah schien nicht bei ihnen zu sein. Dann hörte er von der Straße die Stimmen von Lance und Jennifer herüberdringen. Bei ihnen
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