Tiffany Duo Band 0142
Kindheit, als die Welt noch in Ordnung war. Gut möglich, dass schon morgen alles wieder hoffnungslos scheinen würde, doch jetzt, in diesem Moment, fühlte er sich zuversichtlich, friedlich und beinah unbesiegbar
Er dachte daran, wie warm Sarahs Hand sich heute Morgen angefühlt hatte. Wie sehr er sie vermisste. Wie weh es tun würde, wieder hier zu leben und ihre Freundschaft verloren zu haben. Sie nicht berühren zu dürfen.
“Verdammt”, flüsterte er. “Ich kann sie nicht dazu zwingen, mir wieder zu vertrauen. Aber ich werde alles tun, um ihr zu beweisen, dass ich ihr Vertrauen wert bin. Alles.”
Fast hätte Sarah die Rosen übersehen, die sie am nächsten Morgen an der Rezeption der Tierklinik erwarteten. Obwohl sie die halbe Nacht bei einer fohlenden Stute gewesen war, hatte sie ihrer Mutter eine knappe Notiz geschrieben, sie
nicht
verschlafen zu lassen. So kam es, dass sie geduscht und angezogen, aber keineswegs wach war.
Jolene hielt sie auf, als sie vorbeilaufen wollte. “Hey, Mädchen – bist du blind?”
Sarah blickte die Empfangsdame verständnislos an. “Was?”
“Die Blumen! Sie sind für dich.”
“Für mich?” Sie starrte ungläubig auf den Strauß. Eigentlich war es unnötig, die Karte zu lesen. Jolene zuliebe, die sie drängte nachzusehen, riss Sarah den Umschlag trotzdem auf. Sie las:
So einfach gebe ich nicht auf. D.
Sie hätte heulen können. Schreien. Toben. “Jolene?” Sie lehnte sich über den Empfangstresen und stellte den Strauß vor die Nase der überraschten Frau. “Herzlichen Glückwunsch. Du hast gerade zwei Dutzend Rosen geschenkt bekommen.”
“Machst du Witze? Die sind
traumhaft
. Wer hat sie dir geschickt?”
“Nicht so wichtig.”
Die Blumen waren Vivians Einfall gewesen. Dean war sich nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war. Doch er wusste auch nicht, was er sonst hätte tun können, und alles war besser, als gar nichts zu unternehmen.
Zum Glück blieb ihm nicht viel Zeit zum Grübeln, denn den ganzen Vormittag über war er beschäftigt, seine Tante herumzufahren, die unter anderem ins Einkaufszentrum von Opelika wollte.
“Was hast du heute Nachmittag vor?”, fragte sie ihn auf der Rückfahrt.
“Eigentlich noch nichts. Brauchst du mich für irgendetwas?” Im Grunde hatte der Vormittag ihm Spaß gemacht.
“Nein, heute Nachmittag werde ich mich ein bisschen aufs Ohr legen. Du hast frei.”
Dean überlegte einen Augenblick, dann kam ihm eine Idee. “Angeln”, verkündete er und grinste zufrieden. “Das habe ich seit Jahren nicht mehr getan. Vielleicht hat Katey ja Lust mitzukommen.”
Halb erwartete er einen Einwand, doch seine Tante reagierte mit uncharakteristischem Schweigen. Schließlich sagte sie: “Das wäre sicher nett. Und ich bin mir sicher, Vivian wird ganz froh sein, das Kind mal für einen Nachmittag aus dem Haus zu haben.”
Gesagt, getan. Er konnte nicht sagen, wer sich mehr über den Ausflug freute, Katey oder ihre Mutter. Vivian brauchte fünf Minuten, um einen Picknickkorb und ein paar Kleider zum Wechseln für Katey zu packen.
“Falls sie mal wieder hineinfällt”, bemerkte sie mit einem Zwinkern in Kateys Richtung, die von einem Bein auf das andere sprang. Vor Ungeduld, nahm Dean an.
Vivian vermutete etwas anderes. “Musst du für kleine Mädchen?”
Katey nickte und rannte ins Badezimmer.
“Man sollte annehmen, in ihrem Alter käme sie schon allein auf diese Idee.” Vivian kicherte und reichte Dean den Korb. “Und …, hast du die Blumen geschickt?”
“Zwei Dutzend Rosen. Ich hoffe, das war okay so.”
“Okay?” Sie pfiff leise durch die Zähne. “Machst du Witze?”
Er legte die Stirn in Falten. “Denkst du wirklich, es wird etwas bringen?”
Vivian seufzte. “Wie sollte ich das wissen? Wenn ich eins gelernt habe, dann ist es, dass meine Kinder unberechenbar sind … Hey Schätzchen”, begrüßte sie Jennifer, die gerade zur Hintertür hereinkam, schwer bepackt mit Einkaufstüten und nass geschwitzt. “Was machst du denn schon hier?”
“Mich verkriechen”, gab ihre Tochter zurück. “Tut mir bitte einen Gefallen, ja? Wenn ich je wieder auf die Idee komme zu heiraten, erschießt mich!” Sie verschwand in ihrem Zimmer.
Vivian lachte leise und begann, Hefeteig auf der Arbeitsplatte auszurollen.
“Bereust du es, so spät noch einmal Mutter geworden zu sein?”
Sie drehte sich überrascht zu Dean um und zog die Augenbrauen hoch. “Wie, um alles in der Welt, kommst du jetzt
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