Tiffany Duo Band 0142
erinnern, dass sie an diesem Abend bei einer Nachbarin zum Essen eingeladen war und gar nicht zu Hause sein würde. Aber, feige oder nicht, er fühlte sich Sarah an diesem Tag kein zweites Mal gewachsen.
Lance war auch nicht zu Hause, als Dean seine Autoschlüssel gegen sechs Uhr abends auf den Garderobentisch warf und die Tür hinter sich schloss. Es war totenstill, abgesehen vom Summen des Kühlschranks, in dem sich leider keine einzige Flasche Bier fand. Mit einem resignierten Seufzer nahm er sich eine Dose Cola heraus und setzte sich ins Wohnzimmer, um den Anrufbeantworter seiner Tante abzuhören.
Drei der fünf Nachrichten waren von seinem Geschäftspartner in Atlanta. Forrest Townsend war einige Jahre älter als Dean und Vater zweier reizender Töchter. Dean hatte ihm viel zu verdanken, denn ohne Forrests Unterstützung hätte er es nie gewagt, sich selbstständig zu machen. Forrest war es auch, der sich seitdem um die finanziellen Belange kümmerte, während Dean der kreative Kopf des Unternehmens war.
Er grinste, als er die letzte von Forrests Nachrichten abhörte, die in lebhaften Farben das Schicksal ausmalte, das Dean in Atlanta blühte, wenn er nicht am selben Abend noch zurückrufen würde. Er wurde sofort wieder ernst, als ihm einfiel, dass er irgendwann im Verlauf dieses Tages eine Entscheidung getroffen hatte, die seinem Partner vermutlich gar nicht gefallen würde.
Dean wollte nach Hause zurückkehren. Für immer. Es war völlig irrational, und er wusste nicht einmal, wann genau ihm diese Erkenntnis gekommen war, doch er fühlte, dass er einfach hierhergehörte. Immer hierhergehört hatte.
Forrest legte los, sobald er Deans Stimme hörte. “Hör zu, was machen wir wegen dieser Fabrikhallen, die du dir angesehen hast? Soll ich den Vertrag klarmachen?”
“Nein …, noch nicht.” Dean zögerte. “Hör zu, Partner …, nur so als Idee, was würdest du davon halten, wenn der Ausstellungsraum und die Werkstatt genau da blieben, wo sie sind, aber die Fabrik nach außerhalb verlegt würde?”
“Außerhalb der Stadt? Wo genau?”
“Na ja, zum Beispiel – hier.”
“In die Einöde von Alabama?”
“Hey, hey …, Sweetbranch wäre der perfekte Ort für eine Fabrik. Die Miete wäre hier zum Beispiel um einiges günstiger …”
Er hörte, wie sein Partner durch die Zähne pfiff. “Also, ich weiß nicht …Wo willst du Arbeitskräfte herbekommen?”
“Es gibt hier eine Menge vielversprechender Talente, habe ich gehört. Vielleicht wären ein paar der Leute auch bereit, hierherzuziehen.”
“Hast du ein passendes Gebäude?”
“Ich – arbeite daran.”
“Super. Keine richtigen Arbeitskräfte. Kein Gebäude. Verdammt, Dean. Es ist wegen dieser Frau, nicht wahr?”
Er zuckte zusammen. “Welche Frau?”
“Die, über die du nicht sprichst.”
“Wenn ich nicht über sie spreche, woher weißt du dann, dass sie existiert?”
“Weil du nicht eine einzige Verabredung hattest, seit wir uns kennen. Und weil die Aussicht, nach Hause zu fahren, dich völlig aus der Bahn geworfen hat. Oh, es ist hundertprozentig eine Frau, die dahinter steckt.”
“Das hat gar nichts mit ihr zu tun …”
“Eine alte Freundin?”
“Woher weißt …”
“Und sie ist noch zu haben?”
“Sie war ziemlich beschäftigt …”
“Oh Junge, niemand ist
so
beschäftigt.”
Ein paar Sekunden verstrichen, bis Dean begriff, dass er sich verraten hatte. Er ließ sich rückwärts auf das Sofa fallen und seufzte. “Ich sagte bereits, es hat nichts mit ihr zu tun.”
“Na ja.” Forrest glaubte ihm kein Wort. “Jedenfalls wünsche ich dir viel Glück.” Eine kleine Pause folgte. “Und vielleicht ist an deiner Idee ja sogar was dran. Hör zu, ich werde versuchen, die Leute wegen der Fabrikhalle noch etwas hinzuhalten. Okay? Aber viel Zeit bleibt dir nicht, ist das klar?”
Als Forrest aufgelegt hatte, saß Dean eine Weile regungslos da. Was versprach er sich eigentlich von alldem? Sarah wollte nichts mehr von ihm wissen – und doch. Sein Entschluss, die Fabrik hier in Sweetbranch zu errichten, stand fest. Er war viel zu lange fort gewesen. Es war höchste Zeit, wieder nach Hause zu kommen.
Er stand auf, trat ans offene Fenster und betrachtete den dunstigen Himmel. Rotkehlchen hüpften auf dem gerade gewässerten Rasen seiner Tante herum und suchten nach Würmern. Er atmete den Duft von Erde, Petunien und Rosen ein, der sich mit dem typisch ländlichen Hauch von Stallgeruch mischte. Gerüche seiner
Weitere Kostenlose Bücher