Tiffany Duo Band 0142
“Hier. Die ist passender. Wer hat sie eigentlich geschickt?”
“Als ob du das nicht wüsstest”, entgegnete Sarah.
Ihre Mutter hob eine der Rosen auf und roch daran. “Und – was sagst du dazu?”
“Abgesehen davon, dass Dean Parrish der größte Spinner in ganz Alabama ist?”
“Na komm schon …” Vivian hob die volle Vase hoch und trug sie ins Wohnzimmer. “Du musst zugeben, dass es eine süße Geste war.”
Sarah folgte ihr. Im Türrahmen lehnend, verschränkte sie die Arme. “Du hast ihn dazu angestiftet, nicht wahr?”
Vivian fuhr herum und presste eine Hand gegen ihre Brust “Ihn angestiftet …? Oh Sarah”, sagte sie und schüttelte lachend den Kopf. “Du redest Unsinn.”
“Ach ja?”
Keine Antwort.
“Okay”, seufzte Sarah. “Offenbar hätte ich mir meine Ansprache am Küchentisch gestern sparen können. Nicht, dass es mich überrascht”, fügte sie mit einem kurzen Lachen hinzu und ließ sich in einen Sessel sinken. “Was du dir vorstellst – ist nicht möglich, Mom.”
Vivian setzte sich auf den Rand des Wohnzimmertischs und erwiderte Sarahs Blick. “Alles ist möglich, wenn man nur will. Und es ist offensichtlich, dass du ihm noch immer viel bedeutest …”
“Das sind
Schuldgefühle
, Mom, weiter nichts. Und das Komischste an der ganzen Sache ist, dass er sich für den Bösen in diesem Spiel hält. Wie wird er wohl reagieren, wenn er die Wahrheit erfährt?”
Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen.
“Ist das der Grund, warum du ihn nicht an dich heranlässt, Liebes? Weil du Angst hast, ihm die Wahrheit über Katey zu sagen?”
Sarahs Augen füllten sich mit Tränen.
Vivian beugte sich vor und griff nach ihrer Hand, doch Sarah entzog sie ihr und presste ihre Fingerknöchel gegen die Lippen. “Je länger wir warten, desto schwerer wird es”, sagte Vivian beschwörend. “Und Katey hätten wir es schon vor Jahren erzählen müssen …”
“Und du weißt verdammt gut, warum ich das nicht getan habe”, schnappte Sarah zurück. Ihre Stimme zitterte. “Sie hätte es mit Sicherheit gleich ihren Freunden erzählt, und irgendwie hätte Dean es dann herausgefunden. Was für eine Katastrophe!”
Vivian schüttelte den Kopf. “Du hättest ihr ja nichts von Dean erzählen müssen. Nur dass du ihre wirkliche Mutter bist. Sie hat ein Recht, es zu erfahren.” Sie holte tief Luft. “Ich weiß, wie sehr es dich belastet. Fast so sehr wie Deans Rückkehr.”
Sarahs Augen brannten. “Warum bist du eigentlich plötzlich so wild darauf, dass alles ans Licht kommt?”
“Oh Liebes”, entgegnete ihre Mutter schmerzlich, “nicht plötzlich. Es hat mich fast umgebracht, all die Jahre mit anzusehen, wie du leidest …” Sie hielt inne und eine breite Sorgenfalte bildete sich zwischen ihren Brauen.
Sarah war sofort alarmiert. “Was ist?”
“Ich habe es Ethel erzählt.”
“Du hast
was
getan?”
“Es war höchste Zeit.” Standhaft begegnete Vivian dem entsetzten Blick ihrer Tochter. “Sie musste es endlich erfahren.”
Sarahs Magen rebellierte. Sie presste eine Hand gegen ihren Mund, sprang vom Sessel auf und lief im Zimmer auf und ab. “Wir haben einander
versprochen
, dass wir
gemeinsam
über den Zeitpunkt entscheiden würden! Wenn sie es Dean sagt …”
“Das wird sie nicht. Ethel mischt sich zwar gern in Dinge ein, die sie nichts angehen, aber sie ist keine Klatschbase. Natürlich war sie geschockt, aber so hat sie zumindest endlich eingesehen, dass ihr beide wieder zusammenkommen müsst.”
“Na, was das Einmischen betrifft, hat sie in dir ja wohl ihre Meisterin gefunden!”
“Sarah!”
“Tut mir leid, Mom”, rief sie und wischte sich über die nassen Wangen. “Aber diesmal bist du wirklich zu weit gegangen.” Sie kramte ein Taschentuch aus ihrer Tasche. “Ist es dir denn nie in den Sinn gekommen, dass ich Dean vielleicht gar nicht mehr will? Dass ich längst über ihn hinweg bin?”
“Oh, bitte, Sarah!”, gab ihre Mutter gekränkt zurück. “Ist es
dir
je in den Sinn gekommen, dass du einfach nur stur bist? So stur wie vor neun Jahren?”
Das war ein Schlag ins Gesicht. Mit flammenden Wangen wirbelte Sarah herum und lief ans Fenster, die Arme fest über ihrem schmerzenden Bauch gefaltet. Sie spürte, wie Vivian hinter sie trat und ihre Taille umfasste.
“Ich weiß, dass ich auch einen schrecklichen Fehler gemacht habe. Obwohl ich damals dachte, wir würden das Richtige tun. Doch du warst diejenige, die ihm partout nichts von der
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