Tiffany Duo Band 0142
großzuziehen, wäre auf dasselbe hinausgelaufen, denn dann hätte Dean davon erfahren und wäre aus reinem Pflichtgefühl zu ihr zurückgekehrt, um das
Richtige
zu tun und sie zu heiraten. Nach ihrem damaligen Stand wäre das die größte Katastrophe von allen gewesen.
Blieb also nur die Möglichkeit einer Adoption. Ihre Mutter war entsetzt über diese Entscheidung, zumal sie gerade selber ein drittes Mal schwanger geworden war. Vivian war es unbegreiflich, wie man sein eigenes Kind weggeben konnte. Und auch Sarah bedrückte diese Aussicht, doch sie schien keine andere Wahl zu haben.
Doch dann hatte Vivian eine Fehlgeburt erlitten. Und hatte Sarah unter Tränen gebeten, ihr Kind nicht wegzugeben: “Bitte, lass mich dein Kind als mein eigenes aufziehen. Niemand wird etwas merken, wenn wir es richtig anstellen. Sarah, du wirst dein Kind jeden Tag sehen, es bei dir haben. Und Dean wird es nie erfahren.”
Sarah kapitulierte bald, und ihre Mutter fädelte einen raffinierten Plan ein, der jedoch nur funktionieren konnte, weil ihre füllige Mutter ohnehin immer ein wenig schwanger wirkte und weil man Sarah ihre Schwangerschaft bis zum sechsten Monat kaum ansah. Und selbst danach konnte sie ihren Bauch leicht unter weiten Sweatshirts verbergen.
Es war so einfach gewesen. So perfekt. Doch es gab einen Haken. Denn die Geburtsurkunde gab natürlich
Sarah
als Kateys Mutter an, und nicht Vivian.
Und Dean als ihren Vater.
Sie hätte den wahren Vater verschweigen können, doch sie ließ Deans Namen eintragen. Eine sentimentale Regung, für die sie einen hohen Preis zahlte, denn, obwohl Vivian das Kind zu Hause unterrichtete, würde Katey eines Tages doch ihre Geburtsurkunde brauchen. Und dann würde sie die ganze Wahrheit erfahren. Vivian hatte recht: Je länger sie warteten, desto schlimmer würde es werden.
“Sarah!”
Kateys Stimme ließ sie hochschrecken. Sie hatte geglaubt, besser versteckt zu sein.
“Komm her und sieh dir die Fische an, die ich und Dean gefangen haben!” Das Kind flog ihr förmlich entgegen und zog sie an der Hand zu Dean hinüber, der langsam aufstand. “Dean sagt, wir können sie heute Abend kochen, und ich darf ihm dabei helfen. Oh! Und er wird mir auch so einen Schaukelstuhl machen wie Jessica, nur klein genug, damit meine Füße den Boden berühren …”
Sarah hörte kaum, was die Kleine ihr erzählte. Deans moosgrüne Augen hypnotisierten sie. Als sie näherkam, verwandelte sich die anfängliche Überraschung in etwas Weicheres, Zärtlicheres. Natürlich projizierte sie nur ihre eigenen Ängste auf ihn, doch es schien ihr fast …, als wüsste er alles.
Was natürlich Unsinn war.
Katey rannte zum Bach und all seinen Schätzen zurück, und Sarah – die schlagfertige, selbstbewusste, nie um Worte verlegene Sarah – blieb vor Dean stehen und brachte keinen einzigen Ton heraus.
“Hey, was ist los?” Er widerstand dem Impuls, ihre Wange zu berühren. “Hast du geweint?”
Sie rieb sich die Augen, schüttelte heftig den Kopf und schniefte etwas. “Nein …, es ist wohl – eine allergische Reaktion auf den vielen Staub, der heute in der Luft liegt.”
Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und ganz fest gehalten. Stattdessen steckte er die Hände in seine Jeanstaschen und fragte sich, was sich über Nacht geändert hatte. Noch gestern hatte sie ihn praktisch zum Teufel gejagt. Und heute … Irgendetwas war anders.
Einem plötzlichen Impuls folgend, streckte er ihr die Hand entgegen und legte den Kopf schief. “Waffenstillstand?”
Sie zögerte kurz, dann nickte sie und reichte ihm die Hand. “Waffenstillstand”, wiederholte sie und zog ihre Hand schnell wieder zurück, als habe sie sich verbrannt.
Sie warf einen Blick in die Kühlbox und lachte auf. “Wie viele Leute willst du heute Abend zum Essen einladen?”
“Katey hatte ihren Glückstag.”
“Wohl eher ihre Glücks
woche
.”
Sie schloss den Deckel und ließ sich im Gras nieder. Dean setzte sich zu ihr, nah genug, um zu reden und weit genug weg, um sie nicht zu erschrecken. Sie saßen eine Weile schweigend da und blickten ins Wasser.
“Die Blumen sind – wirklich schön”, bemerkte sie plötzlich. “Danke.”
Seine Augen leuchteten auf. “Keine Ursache.” Er warf ihr einen schnellen Blick zu. “Ich hatte Angst, dass du sauer sein würdest.”
“War ich auch”, gab sie unumwunden zu. “Zuerst. Aber dann …”
“Das war ernst gemeint”, fuhr er fort. “Die Karte, meine ich.”
Sie nickte
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