Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
sie Cynthia keuchen hörte. Sie wartete, ob ihre Schwiegermutter noch etwas sagen würde, aber die ältere Frau saß einfach nur da, während ihr die Tränen über die Wangen liefen und sichtbare Spuren in dem erst vor Kurzem aufgelegten Rouge hinterließen.
“Kann ich irgendetwas für dich tun?”, fragte Jordan. “Soll ich dir deine Medizin holen?”
Cynthia schüttelte nur stumm den Kopf und deutete auf die Tür. Jordan kam der Aufforderung nach und ging in das Frühstückszimmer, wo sie sich aus der Silberkanne auf dem Sideboard eine Tasse Kaffee einschenkte. Dann ließ sie sich auf einen Stuhl fallen und überlegte, was als Nächstes zu tun war.
“Jordan, Telefon!”, rief Lisa vom vorderen Tresen.
Jordan kam eilig nach vorn zu Lisa, die den Hörer zwischen Wange und Schulter eingeklemmt hielt, während sie eine Zahlenkolonne addierte. “Ist es Dominic?”
“Ich glaube nicht.”
Jordan lächelte die Kundin an, dann griff sie nach dem Hörer. “Ja, hallo?”
“Sie haben es vermasselt, Mrs Carlisle.”
Jordan erkannte die Stimme auf Anhieb. Es war Wally. Und er qualmte vor Wut. “Wovon reden Sie?”
“Davon, dass ich heute morgen Besuch hatte. Von Ihrem Polizistenfreund.”
Jordans Gedanken wirbelten wild durcheinander, während sie zu verstehen versuchte, was er meinte. “Wer? Ich weiß nicht, von wem Sie reden.”
“Spielen Sie jetzt bloß nicht die Unschuldige. Sie haben die Polizei eingeschaltet, und das heißt, dass ich nicht mehr mit Ihnen verhandle.”
Weil Lisa und die Kundin sie neugierig beobachteten, wandte Jordan sich ab und sprach möglichst leise. Ihr Herz hämmerte vor Angst. “Es tut mir leid, aber ich verstehe wirklich nicht.”
“Dann muss ich mich wohl deutlicher ausdrücken. Heute früh stand die Polizei vor meiner Tür. Und es war derselbe Kerl, mit dem ich Sie schon gesehen habe. Ist jetzt alles klar?”
Sie fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Dominic hatte Wally gefunden? Aber wie denn? Wo? Und hatte er mit ihm gesprochen?
“Da fällt Ihnen nichts mehr ein, was?”, schnaubte Wally wütend. “Detective D’Annunzio war sogar so freundlich, sich vorzustellen. Aber natürlich hat er Ihren Namen nicht erwähnt, er ist ja schließlich nicht dumm. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich Sie beobachte. Haben Sie das vergessen? Aber mich legt so schnell keiner rein, Mrs Carlisle. Und genau aus diesem Grund habe ich bereits meine Schwester angerufen und ihr gesagt, dass sie sofort mit dem Jungen verschwinden soll.”
“Nein!”
“Doch. Meinen letzten Brief können Sie vergessen. Ich ziehe mein Angebot zurück. Ich glaube, Myras kleiner Sohn will keine Veränderung. Sie werden ihn nie wiedersehen.” Mit einem endgültigen Klicken, bei dem Jordan zusammenzuckte, legte er auf.
Völlig schockiert starrte sie auf den Hörer.
“Jordan?” Lisa kam hinter dem Tresen vor. “He, ist alles in Ordnung mit dir?”
Jordan drehte sich um und schaute Lisa an. Dann schüttelte sie den Kopf. “Nein. Ich muss sofort weg. Entschuldige.”
Das Klopfen an seiner Tür riss ihn aus dem Tiefschlaf. Dominic hatte eigentlich nicht vorgehabt, sich wieder hinzulegen, aber nachdem er geduscht hatte, war er doch auf der Couch eingenickt. Er fuhr hoch und musste sich einen Moment besinnen.
Das Klopfen wiederholte sich. “Dominic?”, hörte er Jordan rufen. “Mach auf!”
Sie klang aufgeregt, so viel begriff er. Verschlafen quälte er sich von der Couch hoch und ging mit schmerzenden Gliedern und hämmerndem Kopf zur Tür.
Als er die Haustür aufmachte, blendete ihn das grelle Sonnenlicht, schnell schloss er die Augen. Jordan schoss an ihm vorbei ins Haus. Es war nicht zu übersehen, dass sie vor Wut kochte, aber ihm war völlig schleierhaft, warum. Als er die Tür hinter ihr zumachte, fuhr sie zu ihm herum.
“Bist du verrückt geworden?”
Dominic verstand gar nichts. Er rieb sich die Augen, ging zum Sofa und ließ sich darauf fallen. Dann kratzte er sich am Kopf und gähnte. “Was?”
“Er hat mich angerufen!”
“Wer?”
“Wally, Walter Kaczmarak.” Sie begann, aufgeregt vor dem kleinen Kamin auf und ab zu laufen, genauso wie sie es am Abend zuvor getan hatte. “Es ist aus. Er verhandelt nicht mehr mit mir, hat er gesagt. Weil heute Morgen die Polizei bei ihm war. Und zwar ausgerechnet der Typ, den er schon ein paar Mal mit mir zusammen gesehen hat.”
Jordan blieb ruckartig stehen und wirbelte zu ihm herum. “Er hat mich beobachtet. Wusstest du das?” Sie trat
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