Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
Null war.
Geduld zählte wahrlich nicht zu Harts Tugenden.
9. KAPITEL
“Hart”, sagte Suzanne überrascht, als sie die Tür öffnete. “Entschuldige, ich hatte dich nicht erwartet.”
“Ich weiß, aber …”
Hart betrachtete sie von Kopf bis Fuß, bewundernd und lockend. Ihr Seidenpyjama in tiefem Bordeauxrot schimmerte im Licht der Verandalampe. Der Schnitt war schlicht und stilvoll, aber an ihr war es das aufregendste Kleidungsstück, das er je gesehen hatte.
Hart fluchte im Stillen. Zu kommen war keine kluge Idee gewesen, doch nun war es zu spät. Er streckte ihr die Schokoladentorte hin, die er unterwegs in einem 24-Stunden-Supermarkt gekauft hatte, denn er erinnerte sich, dass sie gern Schokolade aß. “Die wollte ich nicht allein essen.”
Suzanne versuchte, seinem Blick auszuweichen, es gelang ihr nicht. Sie sollte ihn wegschicken. Was zwischen ihnen geschehen war, hätte nicht sein dürfen, obwohl es sich lange angebahnt hatte und vielleicht unvermeidlich war. Doch sie lebten in zu verschiedenen Welten.
Das redete sie sich ein, seit sie den Tag der Offenen Tür verlassen hatte, als er nicht anrief oder vorbeikam und sie sich unsäglich nach ihm sehnte. Doch jetzt, wo er vor ihr stand, so nah, dass sie seine Körperwärme wie eine zarte Liebkosung spürte, wollte sie nur noch, dass er blieb.
Endlich gelang es ihr, den Blick von ihm loszureißen und auf die rosa Schachtel zu sehen. “Ist das Schokolade?”, fragte sie neugierig.
Hart lachte leise. “Ist das nicht deine Lieblingstorte?”
Sie trat zur Seite, um ihn hereinzulassen. “Wie könnte ich da Nein sagen?”
“Ich hatte gehofft, dass du schwach würdest.” Er ging in die Küche und stellte die Schachtel auf den Tisch.
Suzanne setzte zwei Tassen Kaffee und zwei Scheiben Torte auf ein Tablett und trug es ins Wohnzimmer. Der Mond schien durch die Glastüren auf die weißen Polstermöbel, den bunten Teppich mit indianischen Mustern, die hübschen Keramiken und Bilder. Sie stellte das Tablett ab und wollte Licht machen.
“Nicht”, bat Hart und setzte sich bewusst nicht auf die Couch, sondern in einen Sessel. Er musste mit Bedacht vorgehen, noch einen Fehltritt durfte er sich nicht leisten.
Verdutzt sah Suzanne auf.
“Ich mag Mondschein.” Schummerige Beleuchtung entspannte, enthemmte und brachte vielleicht die Wahrheit eher ans Licht.
Sie nahm auf dem Sofa Platz und lächelte. “Ich auch.”
Die Zeit verging schnell, während sie plauderten. Als es auf Mitternacht zuging, stellte Hart fest, dass er sein Ziel aus den Augen verloren hatte und sich einfach nur wohlfühlte. Sofort rief er sich zur Ordnung. Er war doch sonst nicht so ablenkbar. Und um ein Haar wäre er in seine eigene Falle gegangen.
“Das war ein netter entspannender Abend”, meinte er. “Und ich kann dir sagen, Entspannung brauchte ich heute wirklich.”
Suzanne hob die Brauen. “So? Hattest du einen schweren Tag?” Sie dachte an ihren eigenen Tag. Er war weder erfreulich noch ergebnisreich gewesen. Doch sie wollte Hart nicht erzählen, dass sie mit Brenner Trents Witwe gesprochen hatte, denn dann hätte sie den Grund angeben und gestehen müssen, dass sie die persönlichen Akten mitgenommen hatte. Dabei hatte er den Diebstahl vielleicht ohnehin bereits bemerkt.
“Allerdings”, bestätigte Hart. “Aber morgen könnte es noch schlimmer werden. Ich fürchte, ich muss ein hartes Wort mit meinem Assistenten reden.”
“Roubechard?”, fragte Suzanne überrascht. “Dieser nette junge Mann? Weshalb?”
“Einige von den Akten, die du und ich durchgesehen haben, fehlen. Ich vermute, der ‘nette junge Mann’, wie du ihn nennst, hat sie dem FBI zugespielt.”
Sie verschluckte sich fast an ihrem Kaffee und warf einen schuldbewussten Blick auf ihre Tasche, die am Boden neben der Tür stand. Sie hatte noch keine Gelegenheit gefunden, die Akten zurückzulegen.
“Leider”, fuhr Hart fort, “denn ich mag ihn. Aus ihm wäre sicherlich ein guter Soldat geworden.” Er beobachtete sie scharf.
Panik überfiel sie. “Aber warum sollte er das tun?”
Hart zuckte die Achseln. “Wer weiß, Suzanne? Vielleicht hat man ihm eine Beförderung in Aussicht gestellt, und er konnte nicht widerstehen. Roubechard möchte zu gern Karriere beim Militär machen, wie seine Vorfahren.”
“Aber … vielleicht wurden die Akten nur verlegt? Das kommt doch vor.” Wie konnte das Fehlen der Ordner entdeckt worden sein? Sie hatte selbst gehört, wie Hart Roubechard aufgetragen
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