Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
entziffern, aber er war intensiv.
Sie drehte sich mit seinem Drink in der Hand zu ihm um. Ihre Blicke blieben aneinander hängen. Dann sah sie es.
Begierde.
Unverhüllte, tiefe Begierde.
Nur ein kurzes Aufblitzen, aber es war mit Sicherheit keine Einbildung gewesen. Solche Blicke kannte sie.
Dominic nahm den Drink fast abrupt entgegen, dann wandte er sich ab. Nachdem er das Glas zur Hälfte geleert hatte, durchquerte er das Zimmer und betrachtete mit dem Rücken zu ihr Bilder, Vasen und allerlei Nippes.
Dominic D’Annunzio begehrt mich, dachte Jordan überrascht. Sie stand ganz still da, während sie diese Erkenntnis sacken ließ. Es fühlte sich … nett an. Nein, das war das falsche Wort. Nicht nett. Aufregend. Und auch ein bisschen unheimlich. Sie betrat fremdes Gebiet. Während ihrer Jahre als Model hatte sie es mit allen möglichen Männern zu tun gehabt, aber noch nie mit einem Mann wie ihm. Sie kannte seine Spielregeln nicht.
Jordan hatte im Bett noch nie viel Spaß gehabt. Aber das musste ja noch lange nicht heißen, dass das auch immer so blieb, oder? Sie hatte Dominic vom ersten Moment an unglaublich sexy gefunden, und jetzt wusste sie, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte, auch wenn es sich nur für den Bruchteil einer Sekunde in seinen Augen gezeigt hatte.
Sie blickte ihm nach, wie er unruhig auf und ab ging. Dabei musste sie sich unwillkürlich fragen, wie es sich wohl anfühlen mochte, all diese rastlose Energie in sich zu spüren, und erschauerte. Jetzt blieb er vor einem gerahmten Hochzeitsbild von Jordan und Reynolds stehen. Schweigend betrachtete er es.
Jordan ging mit ihrem Drink zu ihm hinüber.
“Ich war so glücklich an jenem Tag”, sagte sie leise. Und so jung und naiv fügte sie in Gedanken hinzu.
Ihr schneller Aufstieg aus bitterarmen Verhältnissen in die Welt der großen Mode war mehr gewesen als sie gefühlsmäßig hatte verkraften können. Obwohl sie am Anfang – sie war erst fünfzehn gewesen – die Aufmerksamkeit, die Abwechslung und das Geld natürlich sehr genossen hatte. Doch nach zwei Jahren war sie bereits am Rande des Zusammenbruchs gewesen. In diesem Moment war Reynolds auf seinem Schimmel angeritten gekommen, der in Wirklichkeit ein funkelnagelneuer weißer Mercedes gewesen war.
Jordan schaute Dominic von der Seite an. “Ein schönes Foto”, bemerkte er schließlich.
“Es war auch ein schöner Tag.”
“Und blieb es so?”
Er durchbohrte sie förmlich mit dem Blick aus seinen kaffeebraunen Augen. Augen, die alles sahen und schon alles gesehen hatten. Sein Gesicht war wie üblich verschlossen. “Blieb es so?”, wiederholte er eine Spur nachdrücklicher.
Sie antwortete mit einem Schulterzucken. “Bleibt irgendetwas so, wie es ist?”
Er starrte sie noch eine Weile länger mit unbewegtem Gesicht an, dann zuckte er ebenfalls die Schultern. “Manchmal.” Er sagte es leicht dahin, aber sie spürte, dass da mehr war.
Dann fiel es ihr ein. Ja, natürlich. Er hatte ihr erzählt, dass seine Frau gestorben war. Jordan war so in ihre eigene Geschichte verstrickt gewesen, dass sie es bis zu diesem Moment vergessen hatte. Seine Ehe musste glücklich gewesen sein.
“Bestimmt”, vermutete Jordan, während sie ihm leicht ihre Hand auf den Arm legte, “vermissen Sie Ihre Frau sehr.”
Über sein Gesicht huschte ein Ausdruck, den sie nicht deuten konnte. “Ja.” Er wandte sich von ihr ab und ihre Hand fiel herunter. “Aber ich bin hier, um über Sie zu sprechen.”
Wieder hatte er abrupt dichtgemacht, was sie aus einem unerfindlichen Grund schmerzte. Sie schaute auf seinen Rücken und rieb sich die Arme, weil sie plötzlich fröstelte.
In Ordnung, Detective, wollte sie sagen. Die Botschaft ist angekommen. Ich spreche nicht mehr von Ihrer Frau. Und warum sollte sie auch? Sie hatte ihm von sich erzählt, weil sie es so wollte, aber er schien dieses Bedürfnis nicht zu verspüren.
Während sie zur Couch hinüberging, fand sie ihr inneres Gleichgewicht wieder. “Um auf Ihre Frage zurückzukommen”, antwortete sie ruhig, “nein, meine Ehe war nicht sehr glücklich. Manchmal habe ich Schuldgefühle, weil ich nicht mehr um Reynolds trauere. Aber die Wahrheit ist, dass der Verlust meines Sohnes alles andere überschattet.” Sie leerte ihr Glas in einem Zuge. Sie trank normalerweise wenig Alkohol, aber sie wollte dieses warme Gefühl spüren.
Jordans Blick fiel auf den Brief, der auf dem Couchtisch lag. Sie griff danach. “Nun”, sagte sie,
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