Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
während sich die tröstliche Wirkung des Whiskeys entfaltete. “Wo waren wir stehen geblieben?”
Er stand mit dem Glas in der Hand vor den Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten und den Blick auf die Terrasse freigaben. “Erzählen Sie mir von dem Tag, an dem der Unfall passierte.”
“Ja, gut.” Sie setzte sich auf die Armlehne der Couch. “Reynolds sagte, dass er mit Michael wegfahren wollte”, begann sie. “ Allein. Ich war überrascht, weil er normalerweise nie etwas allein mit seinem Sohn unternahm. Und ich erinnere mich noch ganz genau, dass Michael eigentlich nicht mitfahren wollte … nicht ohne mich. Er war in dieser Mamaphase – ich war sein ganzes Leben.” Sie kicherte ein bisschen, aber Dominics Gesicht blieb unbeweglich, wachsam, deshalb kam sie sich plötzlich albern vor.
Sie schaute nach unten und zupfte einen Fussel von ihrer Hose. “Aber Reynolds ließ nicht locker, er wollte unbedingt mit seinem Sohn in den Zoo gehen. Ich winkte ihnen nach, als sie wegfuhren.”
Ihre Stimme war brüchig geworden, aber sie war entschlossen, nicht wieder zu weinen. Sie würde ihre Geschichte ganz ruhig zu Ende erzählen.
“Das war nach dem Mittagessen. Am späten Nachmittag bekam ich einen Anruf. Der Wagen war von der Straße abgekommen, einen Abhang hinuntergestürzt und hatte sich zwei Mal überschlagen, dann war er in Flammen aufgegangen. Als die Feuerwehr eintraf, war nichts mehr zu retten.”
“Wie hat man Sie so schnell gefunden?”
“Offenbar war das Nummerschild nur zum Teil verbrannt. Und … oh!” Der Schluchzer kam aus dem Nirgendwo. Um ihn zu dämpfen, legte sie sich schnell die Hand über den Mund.
Kurz darauf konnte sie weitererzählen. “Der Hund, der kleine Plüschhund namens Pup-Pup war aus dem Wagen geschleudert worden. Sie haben ihn in der Nähe gefunden. Er hatte ein echtes Hundehalsband um, mit einem Schild, auf dem sein Name und unsere Telefonnummer standen. Darum haben sie mich so schnell gefunden.” Sie biss sich auf die Unterlippe. Fest. Nein, sie würde nicht wieder weinen.
Dominic verließ seinen Posten am Fenster und kam zu ihr herüber. Vor dem Couchtisch blieb er stehen. Er hatte immer noch seinen Drink in der einen Hand, während er den Daumen der anderen in seinen Gürtel gehakt hatte.
Einen Moment lang schien er mit fast klinischem Interesse in ihrem Gesicht zu forschen. “Was war die Unfallursache?”, fragte er dann. “Weiß man etwas über den Unfallhergang?”
Jordan begegnete seinem Blick und zuckte die Schultern. “Sie haben es nie herausgefunden. Auf dem Highway fanden sich Bremsspuren, als ob er versucht hätte, im letzten Moment noch zu bremsen, aber über den Zustand der Reifen konnte man nichts mehr sagen.”
“Hören Sie, Mrs Carlisle …”
“Jordan.”
“Ja, natürlich.” Er zog seine Augenbrauen zusammen, als ob er verwirrt wäre. “Sagen Sie, heißen Sie eigentlich wirklich so oder ist es eine Art Künstlername?”
Der abrupte Themenwechsel überraschte sie, aber da es ein bisschen zur Entspannung beitrug, lächelte sie. “Mein richtiger.”
Er nickte, trank sein Glas leer und stellte es auf dem Couchtisch ab. Als er wieder auf die Uhr schaute, wusste sie, dass er gehen wollte.
“Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Einblick in die Unfallakte nehme?”, fragte er. “Obwohl ich mir natürlich nicht viel davon verspreche, wenn eine positive Identifizierung vorliegt.”
“Die liegt vor. Reynolds wurde anhand seines Gebisses identifiziert, und die Knochen des Kindes …”
Sie konnte nicht weitersprechen und spürte erneut ein Schluchzen in ihrer Kehle aufsteigen. “Entschuldigen Sie. Man denkt, dass man darüber weg ist, und dann kommt plötzlich alles wieder hoch.”
“Ja.”
“Sie wissen, wovon ich spreche, nicht wahr?”
Er presste wieder die Lippen zusammen und schien zu zögern, dann nickte er. Sie wusste, dass er weg wollte, weg von ihr. Weg von ihren Tränen.
Sie griff sich das Foto vom Couchtisch und schaute es an. “Ich bin wirklich zu blöd, nicht wahr?”, meinte sie, wütend auf sich selbst. “Ich habe mir erlaubt, wieder zu hoffen. Ich wollte, dass es wahr ist.” Sie schaute Dominic an. “Michael war das einzig Gute, was ich in meinem Leben je zustande gebracht habe”, sagte sie mit brechender Stimme. “Und vor einem Jahr habe ich aufgehört zu leben.”
Dann verlor sie total die Fassung. Sie schlug sich die Hände vors Gesicht, wobei sie das Foto zerknüllte. Dann wurde sie von langen,
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