Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
Haus nahm gleich nach dem ersten Läuten ab. Jordan drehte sich um, als Dominic einen Blick auf seine Uhr warf. Fast halb zehn.
“Entschuldigen Sie”, sagte sie hastig. “Müssen Sie gehen?”
“Noch nicht gleich.”
“Sicher?”
“Ja.” Er kratzte sich am Kopf. Hatte sie ihm alles erzählt? Wollte er, dass die Zeit mit ihr vorbei war? Nein, den Eindruck hatte er nicht.
“Fühlen Sie sich in der Lage, mir von dem Unfall zu erzählen?”, fragte Dominic. “Mehr Einzelheiten, meine ich. Aber nur, wenn Sie möchten.”
Sie drehte wieder an ihren Ringen, und er fragte sich, ob sie wusste, was für eine verräterische Geste das war. Sie war sehr leicht zu durchschauen – jede ihrer Gefühlsregungen spiegelte sich auf ihrem Gesicht. Auf ihrem atemberaubend schönen Gesicht.
“Detective …”, begann sie.
“Dominic.”
“Ach, ja, Dominic.” Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. “Ich möchte Ihnen danken”, sagte sie weich, “dass Sie sich die Zeit genommen haben hierherzukommen. Ich weiß das wirklich zu schätzen.”
Seine Haut brannte dort, wo sie ihn berührt hatte, und die Dankbarkeit, die sich auf ihrem Gesicht spiegelte, war ihm irgendwie peinlich. “Ist doch selbstverständlich.”
Sie ließ ihn stehen und ging zur Bar. “Ich brauche noch einen Drink. Lassen Sie sich vielleicht doch zu einem verleiten?”
“Na gut, ich nehme einen Scotch.”
Er brauchte wirklich einen. Die Frau machte ihm ziemlich zu schaffen. Aber offensichtlich benötigte sie ebenfalls eine Stärkung. War sie Alkoholikerin? Sie zeigte keine Anzeichen, aber möglich war es. Tragödien machten aus vielen maßvollen Genusstrinkern Kandidaten für die Anonymen Alkoholiker.
Er beobachtete, wie sie zu der verspiegelten Bar ging, wobei ihre schlanken Hüften leicht hin und her schwangen. Dominic nahm den Kaugummi aus seinem Mund, wickelte ihn in ein zusammengeknülltes Stanniolpapier ein, das er in seiner Tasche fand, und legte ihn in einen Kristallaschenbecher auf einem Beistelltisch.
Was machte er hier eigentlich? Und warum blieb er? Sie hatte ihm eine Ausrede angeboten – es war schon spät, er war müde –, aber er hatte sie nicht aufgegriffen. Dabei war er seit zwölf Stunden im Dienst und hatte in den vergangenen zwei Wochen nicht einen Tag frei gehabt. Der Brief war ein übler Streich, und er hatte getan, was er konnte. Und warum war er dann immer noch hier?
Statt seine eigene Frage zu beantworten, merkte er, wie er zur Bar hinüberging. “Kann ich helfen?”, fragte er.
“Nein, danke.”
Er blieb dennoch hinter ihr stehen, während sie die Drinks mixte, und schaute auf ihren Nacken. Ihr kurzes kastanienbraunes Haar, in dem einzelne blonde Strähnen aufleuchteten, war so geschnitten, dass es in ihrem Nacken ein weiches V bildete. Am Scheitelpunkt dieses Vs sah er eine Linie aus ganz feinen hellblonden Härchen, die unter dem Verschluss ihrer Perlenkette durchlief und sich im Halsausschnitt ihres Pullovers verlor.
Ihr Hals war lang und anmutig, ihre Haut schimmerte fast so weiß wie die Perlen. Er sehnte sich danach, mit der Fingerspitze über diese feine Haarlinie zu fahren. Wie ihre Haut wohl schmeckt, schoss es ihm dabei durch den Kopf.
Warum bleibst du? fragte diese hartnäckige innere Stimme. Warum trank er jetzt noch etwas und malte sich aus, wie sie wohl schmecken mochte?
Aber noch beunruhigender als seine körperliche Reaktion war sein Wunsch, sie kennenzulernen, alles über sie in Erfahrung zu bringen, und dieser Wunsch verstärkte sich, je mehr sie von sich erzählte.
Und deshalb war er immer noch hier. Er brachte es einfach nicht über sich, sie aus ihren Erinnerungen zu reißen und wegzugehen. Er schaffte es nicht, wollte es nicht. Was er jedoch dringend schaffen musste, war, zurück in seine Rolle als Polizist zu schlüpfen.
Bald, versicherte er sich selbst, während er wieder auf den mit Brillanten besetzten Verschluss ihrer Perlenkette schaute und auf die kleine Vertiefung daneben. Sehr bald.
Jordan spürte Dominic hinter sich – solide und stark, aber auch warm. Es war, als ob er Hitze abstrahlte. Seltsamerweise beunruhigte und tröstete es sie zugleich. Tatsächlich hatte sich in den letzten paar Minuten die Atmosphäre im Zimmer verändert. Bis dahin hatten ihre Trauer und die Fotos von Michael bewirkt, dass sie alles bis auf ihre Gefühle ausgeblendet hatte.
Als sie in den Spiegel hinter der Bar schaute, begegnete sie Dominics Blick. Es war schwer, den Ausdruck, der darin lag, zu
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