Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
Begegnung angespannt und nervös war, schluckte ihre Panik hinunter, während sie einen Parkplatz suchte. Sie stellte ihren Wagen ab, klemmte sich ihre Handtasche fest unter den Arm und ging dann mit schnellen Schritten auf das ‘Carlo’s’ zu. Ängstlich hielt sie dabei ihre Jackenaufschläge umklammert.
Über dem Eingang hing ein Neonschild mit einem stilisierten Glas, und daneben stand das Wort “Cocktails”. Mehrere der Leuchtstoffröhren waren ausgebrannt, und sie fühlte sich plötzlich wie eine Figur aus einem alten Schwarz-Weiß-Film. So als würde sie gleich einen geheimnisvollen Mann mit tief in die Stirn gezogenem Hut und im Mundwinkel baumelnder filterloser Zigarette treffen.
Sie versuchte, das Gefühl von Unwirklichkeit abzuschütteln, und öffnete die Tür der Bar. Sogleich schlug ihr Alkoholdunst entgegen. Fast drehte sich ihr der Magen um. Als sich ihre Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten, sah sie zu ihrer Linken eine lange Theke mit Barhockern davor, an der fünf oder sechs in sich zusammengesunkene Gestalten saßen. Der Barkeeper hatte eine rasierte Glatze und trug über seinem enormen Bauch eine lange weiße Schürze.
Zu ihrer Rechten war eine Wand mit Tischen und schäbigen ledergepolsterten Bänken. Jordan nahm, der Anweisung folgend, an dem hintersten Tisch Platz. Von hier aus konnte sie die ganze Bar und die Eingangstür übersehen. Sie schaute auf die Uhr. Punkt acht.
“He, Sie da!” Die schroffe Stimme ließ Jordan zusammenzucken. Sie schaute auf.
Der Barkeeper fixierte sie mit unfreundlichem Blick. “Wenn Sie was wollen, müssen Sie herkommen. Selbstbedienung.”
“Danke”, rief sie, wobei sie hörte, dass ihre Stimme zitterte. “Ich warte noch auf jemand.”
Jordan wartete mit auf den Tisch gelegten gefalteten Händen, während ihre Anspannung bis ins Unerträgliche stieg. Ständig schaute sie auf die Uhr, dann wieder zur Tür.
Als eine Welle aus Hoffnung, die von Angst durchsetzt war, über sie hinwegschwappte, schloss sie für einen Moment die Augen. Michael. Ihr Kleiner, ihr …
“Mrs Carlisle?”
Sie riss die Augen auf und sah vor sich einen jungen Mann, der sie freundlich anlächelte. Er hatte kurze, dünne, blonde Haare, Aknenarben auf den Wangen, braune Augen und hellblonde Wimpern.
“Ja?”, fragte sie atemlos.
“Schön, dass Sie es geschafft haben.”
“Sind Sie …?”
“‘Ein Freund’. Höchstpersönlich.”
Jordan war sich nicht sicher, was sie erwartet hatte. Einen zwielichtigen Burschen vermutlich, aber nicht diesen kleinstädtisch wirkenden jungen Mann. Er setzte sich auf die Bank ihr gegenüber. Ihn als wirklich gut aussehend zu bezeichnen wäre übertrieben gewesen, aber er hatte ein angenehmes Gesicht.
“Wollen Sie etwas trinken?”, fragte er.
“Nein, danke.”
Er schlenderte zur Bar und bestellte sich zwei Whiskeys. Jordan wurde klar, dass er bereits bei ihrem Eintreten am Tresen gesessen haben musste. Wahrscheinlich hatte er erst die Lage peilen wollen. Er kam mit den beiden Gläsern an den Tisch zurück, stellte sie vor sich hin und trank dann das erste Glas auf einen Zug leer. Nachdem er es abgestellt hatte, schweifte sein Blick durch den Raum und kehrte zu ihr zurück.
“Sie haben das Foto also gesehen.”
“Ja.”
“Und? Ist es Ihr Kind?” Er hob lächelnd die Hand. “Die Antwort können Sie sich schenken. Wenn Sie es nicht glauben würden, wären Sie nicht hier.” Er trank einen Schluck von seinem zweiten Drink. “Haben Sie das Geld?”, erkundigte er sich höflich.
Er wirkte so entspannt, während sie am liebsten laut geschrien hätte. Sie zwang sich, tief durchzuatmen. Sie wusste, dass sie noch etwas in der Hinterhand behalten musste, wenn sie sich nicht völlig ausliefern wollte.
“Es ist …” Sie schluckte nervös. “… in der Nähe.”
Sein Lächeln verschwand. “Was meinen Sie mit ‘in der Nähe’?”
Damit er nicht sah, wie sehr ihre Hände zitterten, legte Jordan sie gefaltet auf den Tisch. “Ich brauche zuerst ein paar Antworten”, erklärte sie entschlossen. “Geht es Michael gut? Wo ist er? Und wer sind Sie überhaupt?”
Er verengte plötzlich die Augen. “Sind Sie verdrahtet?”
“Wovon reden Sie?”
“Von einem Mikrofon, wovon sonst. Haben Sie sich mit der Polizei in Verbindung gesetzt?”
“Nein. Ich schwöre es.”
Ehe sie es sich versah, langte er über den Tisch und schnappte sich ihre Handtasche, die auf der Bank neben ihr lag. Er machte sie auf und warf einen Blick
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