Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
Ringen zu spielen. Allerdings war nur noch eins der Schmuckstücke an ihrem Finger.
“Wo hast du denn deinen Verlobungsring gelassen?”, fragte er überrascht.
Sie zuckte ihre Hand zurück. “Was? Oh, ich habe ihn zum Reinigen gegeben.”
Er schüttelte langsam den Kopf. “Bitte verschon mich mit solchem Unsinn.”
Jordan biss sich auf die Unterlippe, sagte jedoch nichts und saß einfach nur unglücklich da.
Er nahm seinen Fuß herunter und setzte sich neben sie auf die Einfassung. Dann schaute er sie mit gerunzelter Stirn an und überlegte.
Der fehlende Ring hatte todsicher etwas zu bedeuten. Hatte sie ihn womöglich verkauft, weil sie Geld brauchte? Hatte der Briefschreiber ihr gegen Geld eine Information über ihr angeblich noch lebendes Kind in Aussicht gestellt? War es das?
In Dominic stieg Wut auf. Irgendein Dreckskerl hatte ihr Daumenschrauben angelegt. Wenn er ihn erwischte, würde er ihm eine Lektion erteilen. Doch in der Zwischenzeit musste er sie vor weiterem Schmerz bewahren.
Er griff nach ihrer zur Faust geballten Hand und nahm sie in seine. “He, Jordan”, sagte er leise. “Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst.”
Er ließ seine Worte sacken. Einen Moment lang glaubte er, sie würde sich ihm anvertrauen, doch dann zog sie ihre Hand zurück.
“Du willst wissen, was los ist?”, fragte sie mit frischer Energie. “Also schön. Danke für deine Einladung ins Bett, aber ich lehne ab.”
Das haute ihn um, aber nur vorübergehend. Dann lachte er auf. “Vergiss das Bett”, meinte er. “Das kann warten. Aber da ist noch mehr.”
“Stimmt nicht.” Sie stand auf und klopfte sich den Staub vom Rock. Dann schaute sie ihn mit trotzig vorgerecktem Kinn an. “Ich habe gestern den ganzen Tag über dein Angebot nachgedacht”, fuhr sie fort in ihrem kühlen Lehrerinnentonfall, in den sie manchmal verfiel. “Und ich habe entschieden, dass es in meinem Leben derzeit keinen Platz für einen Mann gibt, auch wenn ich mich von dir angezogen fühle. Es hat nichts mit dir zu tun”, fügte sie leise hinzu. “Es ist nur, weil … weil ich im Moment einfach zu viel um die Ohren habe.”
Dominic starrte sie an. Dann klatschte er in die Hände und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. “Bravo. Das war wirklich eine hübsche Ansprache.” Er grinste. “Und sehr feinfühlig, das muss man dir lassen.”
Jordans Trotz war plötzlich wie weggeblasen. Als sie ihn anschaute, spiegelte sich nackte Angst in ihren Augen. “Dominic, bitte. Stell keine Fragen mehr”, verlangte sie fast flehend. “Geh einfach nur weg. Vielleicht … vielleicht musst du sogar vergessen, dass du mich überhaupt je getroffen hast.”
Er starrte sie verständnislos an, wobei ihn zum ersten Mal echte Beunruhigung beschlich. Vergessen, dass er sie getroffen hatte? Unmöglich.
Was sollte er jetzt tun? Himmel, er hatte es mit gutem Zureden versucht, mit Einschüchterung, mit Sarkasmus. Egal, was er auch tat, sie schien entschlossen, ihn auf Abstand zu halten, und das gefiel ihm gar nicht.
“Jordan”, versuchte er es ein letztes Mal. “Ich will dir doch nur helfen.”
Sie verzog bedauernd das Gesicht. “Ich weiß.” Sie schien kurz davor, doch noch etwas sagen zu wollen, aber sie tat es nicht. “Bitte nicht”, flüsterte sie verzweifelt.
“Ist das dein letztes Wort?”
“Ja”, erwiderte sie fest. “Und jetzt muss ich wieder in den Laden.”
Wenn er etwas für Jordan tun wollte, dann konnte es offensichtlich nur ohne ihre Einwilligung geschehen.”
In diesem Teil von L.A. war Jordan nur selten unterwegs. Die Stadt war zersiedelt, jeder Stadtteil bildete eine selbstständige Einheit, sodass sich die meisten Einwohner von Los Angeles meistens nur dort aufhielten, wo sie wohnten und arbeiteten. Aber natürlich war Jordan schon einige Male in diesem Viertel gewesen, meistens um im ‘Music Center’ eine Oper oder ein Konzert zu besuchen oder bei Wohltätigkeitsveranstaltungen.
Am Montag um acht Uhr abends wirkte die Innenstadt jedoch fremd wie ein seltsames, bedrohliches Tier. Und unheimlich still. Hier gab es extrem arme Viertel und damit Schnapsläden, Scheckeinlöseschalter, schäbige Mietshäuser, mit Graffiti besprühte Wände, mit Müll übersäte Parkplätze und dunkle Seitenstraßen. Nicht zum ersten Mal wurde Jordan klar, wie behütet ihr Leben war, wie leicht es einem fiel, Amerikas Schattenseiten zu vergessen, wenn man am oberen Rand der Einkommensskala lebte.
Jordan, die wegen der bevorstehenden
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