Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
gewesen. Im letzten Jahr hatte sie immer wieder jeden Bezug zur Wirklichkeit verloren und während dieser Phasen war sie kaum in der Lage gewesen, für den kleinen Jungen zu sorgen, sodass sich ihre Eltern gezwungen sahen, sich um das Kind zu kümmern.
Vor zwei Wochen nun, als die Geschichte über das entführte Kind durch die Presse gegangen war und man auch Fotos von Jordan und ihrem verunglückten Kind gebracht hatte, war Wally, der zurzeit in Bakersfield arbeitete, zufällig auf eine Zeitung aus L.A. mit einem Foto von Michael gestoßen. Irgendetwas an dem Kind erinnerte ihn so stark an Myras Jungen, dass er seine Schwester sofort angerufen und ausgefragt hatte. Am Ende kam heraus, dass Myra mit Reynolds Carlisle in den Monaten vor seinem Tod ein Verhältnis gehabt hatte.
“Ihr Mann hat Myras Miete bezahlt”, berichtete Wally mit wissendem Grinsen. Nachdem er das erfahren hatte, war ihm die Verbindung zwischen Myra und Reynolds und dem Kind gar nicht mehr so weit hergeholt erschienen. Daraufhin hatte er Jordan den ersten Brief und das Foto geschickt.
Reynolds’ Seitensprünge waren nichts Neues für Jordan, aber sie wollte mehr über Myra wissen. “Wie heißt Ihre Schwester mit Nachnamen?”, wollte sie wissen. “Und warum hat sie Michael? Bei dem Unfall ist ein Kind gestorben. Wer war das?”
“Tja”, meinte Wally lächelnd, “wenn Sie noch mehr wissen wollen, müssen Sie leider noch ein bisschen was locker machen, Mrs Carlisle.” Er breitete entschuldigend die Hände aus.
“Aber ich habe kein Geld”, wandte Jordan verzweifelt ein. “Ich musste sogar schon meinen Verlobungsring verpfänden!”
“Wirklich?” Wally hob skeptisch eine helle Augenbraue. “Wie betrüblich.” Dann zuckte er wieder die Schultern. “Woher Sie das Geld nehmen, ist mir egal, Mrs Carlisle, Sie sollten es nur möglichst schnell aufbringen, weil ich sonst nämlich das Interesse an der Sache verlieren könnte.”
“Bitte, ich …”
“Ersparen Sie mir das Gejammer, okay? Für zehn Riesen bekommen Sie den Namen meiner Heimatstadt und vielleicht noch ein paar Einzelheiten wie Nachnamen und Adressen. Überlegen Sie es sich. Aber jetzt muss ich gehen.”
7. KAPITEL
Dominic stand im Schatten und beobachtete, wie Jordan aus der schmuddelig wirkenden Bar kam. Als sie einen Moment stehen blieb und tief durchatmete, trat er hinter sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Sie zuckte vor Schreck zusammen und schrie leise auf.
“He, Jordan, keine Aufregung. Ich bin’s.”
Sie fuhr herum und starrte ihn sprachlos an. “Dominic? Wo kommst du denn …?” Sofort verwandelte sich ihre Überraschung in Panik, und sie schaute sich gehetzt um. “Hat er dich gesehen?”
“Wer? Das blonde Bürschchen?”
“Ja.”
“Nein.” Er nahm ihren Arm und ging mit ihr zu seinem Wagen, der ganz in der Nähe im Halteverbot stand. “Steig ein.”
Wieder schaute sie panisch die Straße hinauf und hinunter. “Wenn er uns zusammen sieht!”, flüsterte sie panisch.
“Er ist weg. Nick folgt ihm.”
“Nick?”
“Steig ein, dann beantworte ich alle deine Fragen.”
Als sie im Wagen saß, fuhr er zu dem nahe gelegenen Behördenzentrum, wo er vor dem bunt angestrahlten Springbrunnen beim Gericht in einer Ladezone parkte.
Dominic machte den Motor aus, lehnte sich gegen die Fahrertür und schaute sie teils besorgt, teils wütend an. “Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?”, fragte er bemüht, seinen Zorn in Zaum zu halten.
“Ich?”, fauchte sie ihn an. “Das fragst ausgerechnet du mich?”
“Ja, das frage ich dich.”
Sie starrte ihn trotzig an. “Erst will ich wissen, was du eigentlich hier machst. Woher wusstest du, wo ich bin?”
Er holte tief Atem. “Wenn ich es dir erzähle, bekomme ich dann auch eine Antwort?”
“Das kommt ganz darauf an.”
“Also gut. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, okay?”, gestand er so ruhig wie möglich. “Nach unserem Gespräch heute Nachmittag war ich beunruhigt und bat einen alten Freund und Exkollegen von mir, dich im Auge zu behalten.”
“Mich im Auge behalten?”, wiederholte Jordan entsetzt. “Willst du damit sagen, er ist mir gefolgt?”
“Ja.”
“Was? Du hast mich beschatten lassen? Wie einen Verbrecher? Wie kannst du es wagen!” Sie stieß ihm den Zeigefinger gegen die Brust. “Wer gibt dir das Recht …”
Er fing ihre Hand ein und hielt sie fest. “Du. Schließlich hast du mich da selbst mit reingezogen, indem du mich angerufen und um Rat gebeten
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