Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
er?”
Normalerweise fühlte sich Jordan nach einem Schaumbad entspannt, aber heute zeigte es nicht die übliche Wirkung. Ihre Angst wollte sich einfach nicht legen, Angst um ihren kleinen Jungen, der irgendwo, weit entfernt von ihr lebte.
Ging es ihm gut? Aß er auch richtig? Wurde er geliebt? Oder wurde er womöglich misshandelt und …
Stopp. Sie musste sofort damit aufhören. Wenn sie so weitermachte, würde sie den Verstand verlieren. Und was konnte sie dann noch für Michael tun?
Sie versuchte, sich auf die gute Nachricht zu konzentrieren. Ihr Sohn war nicht tot. Aber wo hielt er sich auf? War es wirklich klug gewesen, Dominic alles zu erzählen? Oder würde es sich womöglich rächen? Würde Wally es irgendwie herausfinden und dann den Kontakt zu ihr abbrechen?
Dominic. Während Jordan sich mit dem Handtuch die Brüste abtrocknete, stieg sein Bild vor ihrem geistigen Auge auf. Als sie sich an den Kuss erinnerte, den er ihr vor einer Stunde zum Abschied gegeben hatte, wurden ihre Knospen fest. Sie hatte geglaubt dahinzuschmelzen. Sobald sich ihre Lippen berührt hatten, war eine Welle köstlicher Erregung durch sie hindurchgezogen.
Jordan verharrte in ihrer Bewegung. Wie konnte sie jetzt bloß an Dominic denken, wo es doch so vieles gab, was ihre Aufmerksamkeit verlangte? Sie musste sofort damit aufhören, auch wenn es ihr noch so schwerfiel. Sie musste ihre gesamte Energie darauf konzentrieren, Michael zurückzubekommen.
Bei dem Gespräch mit Wally an diesem Abend hatte sie sich entsetzlich machtlos gefühlt. Es war genau so gewesen, wie es in ihrem Leben schon immer war. Sie war in eine Karriere gedrängt worden, die sie sich nicht ausgesucht hatte und an der sie wenig Spaß hatte. Sie hatte einen Mann geheiratet, den sie eigentlich gar nicht hatte heiraten wollen, und eine Ehe geführt, die nach außen hin gut erschien, aber in Wirklichkeit völlig kaputt war.
Als sie in ihr elfenbeinfarbenes Nachthemd schlüpfte, wurde ihr klar, dass sie noch nicht einen einzigen Moment selbst über ihr Leben bestimmt hatte. Andere Menschen hatten über sie die Kontrolle gehabt und zwar ihr ganzes Leben lang. Sie selbst hatte nie etwas kontrolliert. Deshalb wurde es höchste Zeit, das zu ändern. Aber was konnte sie tun, um Michael zurückzubekommen?
Sie legte sich ins Bett, schloss die Augen und dachte nach. Dominic versuchte etwas über Wallys Identität herauszufinden. Myra war Wallys Schwester. Myra war einer von Reynolds’ zahlreichen Seitensprüngen gewesen. Wie konnte Jordan mehr über Myra herausfinden?
Hal! Als ihr dieser Name durch den Kopf schoss, setzte sie sich kerzengerade im Bett auf. Natürlich! Hal Cooper, Reynolds’ ältester und engster Freund. Er wusste bestimmt alles über die Affären ihres verstorbenen Mannes. Vielleicht hatte er Myra sogar irgendwann mal getroffen. Ja, dachte Jordan mit wachsender Erregung, morgen früh würde sie gleich als Erstes Hal Cooper anrufen. Sie würde handeln. Endlich.
Dominic stand in seiner Küche an der Spüle, trank einen Schluck heißen Kaffee und starrte aus dem Fenster. Der Himmel war bewölkt, aber der Wetterbericht hatte für den Nachmittag viel Sonne versprochen. Obwohl es erst sechs Uhr morgens war, war Dominic bereits geduscht, rasiert und anzogen, begierig darauf, den Tag endlich beginnen zu können. Den Geldgurt hatte er sorgfältig in einer Plastiktüte verpackt. Er wollte früh im Büro sein und sofort alle Räder in Bewegung setzen.
Und doch war sechs zu früh. Die Leute vom Labor würden nicht vor acht erreichbar sein.
War es denn auch zu früh, Jordan anzurufen? Vielleicht, aber er griff trotzdem nach dem Telefonhörer und tippte ihre Nummer ein.
“Ja?”
Sie hatte nach dem zweiten Läuten abgehoben. Als er ihre Stimme hörte, wurde ihm ganz warm ums Herz. “Hallo”, sagte er wie gewohnt brummig, um sich seine plötzliche gute Laune nicht anmerken zu lassen.
“Oh, Dominic.” Mehr sagte sie nicht, aber er hörte trotzdem heraus, wie aufgeregt sie war.
“Wie geht es dir heute?”
“Meine Nerven liegen blank. Und dir?”
“He, du kennst du mich doch, ich bin die Ruhe in Person.”
Damit brachte er sie zum Lachen. Himmel, er war völlig verrückt nach ihrem Lachen. Es war heiser und tief und schoss ihm umgehend in die Lenden.
“Was war mit Nick?”, fragte Jordan.
“Nichts. Er hat den Kerl verloren.”
Diese Nachricht hatte Dominic auf seinem Anrufbeantworter vorgefunden, als er nach Hause gekommen war. “Aus diesem Grund
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