Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
doch, Miss Sinclair. Ich werde uns einen Tee machen, und dann suche ich die Fotos. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wo ich sie hingepackt habe.”
Shea ließ sich in dem Sessel nieder und schaute um sich. Das Zimmer wirkte seltsam altmodisch. Alles war in dunklen Grün- und Rottönen gehalten, und überall standen kitschige kleine Figuren herum.
Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Gary und Margaret. Gary und Lauren. Norman und Lauren. Ehebruch, Beweisfotos, Mord. Bei all diesen Verwicklungen kam sie sich vor wie in einer schlechten Seifenoper.
“Ich hoffe, sie mögen Kräutertee.” Polly kam aus der Küche mit zwei dampfenden Tassen Tee. Die Porzellantassen hatten unterschiedliche Blumendekors und sahen aus wie Sammlerstücke.
Shea hasste Kräutertee, doch Polly zuliebe nahm sie einen beherzten Schluck des bitter schmeckenden Getränks.
“Trinken Sie nur in Ruhe aus”, sagte Polly lächelnd. “Ich hole in der Zwischenzeit die Fotos.”
Langsam wurde es ruhiger in Normans Garten. Die Party neigte sich offenbar dem Ende zu, und noch immer war Nick der einzige Verdächtige. Es waren sein Baseballschläger, sein T-Shirt und seine Küche, in der man die Farbe und das Blut gefunden hatte.
Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Irgendetwas stimmte hier doch nicht …
Er trat ein Stück aus dem Schatten heraus, um den Garten besser überschauen zu können. Shea war verschwunden.
Ebenso wie Polly.
Er hatte nichts mehr zu verlieren. Nick trat aus dem Gebüsch hervor und rannte direkt auf Norman zu, der gerade dabei war, den Grill zu reinigen. Als er Nick bemerkte, ließ er erschrocken den Schwamm fallen.
Tom und Carter, die in der Nähe standen, trauten ihren Augen kaum, als sie Nick sahen. Vorsichtig, so als hofften sie, er würde sie nicht bemerken, wichen sie einige Schritte zurück. Aber Nick ignorierte sie. Es musste Norman sprechen.
“Hat irgendeine Zeitung oder eine Nachrichtensendung jemals erwähnt, wo genau man das Blut und die Farbe in meiner Küche gefunden hat?”, keuchte er. “Ist die genaue Stelle jemals öffentlich genannt worden?”
Norman sah verwirrt aus, aber er antwortete entschieden. “Nein. Es war eines der wenigen Details, die nie bekannt wurden.”
“Wie konnte sie es dann wissen?”, rief Nick aufgebracht. Er packte Norman an der Schulter. “Wie konnte Polly Winkler wissen, dass die Flecken unter meinem Küchentisch gefunden wurden?”
“Sie wusste das?” Norman sah entsetzt aus.
Tom kam näher heran. “Ja, sie hat es vorhin erwähnt.”
Nick warf einen Blick auf das Haus. Der Ausdruck in seinem Gesicht war beinah verzweifelt. “Wo ist Shea?”
Lauren trat hinaus auf die Terrasse. Sie war ganz blass. “Ich habe gesehen, wie sie vor einer Weile zusammen mit Polly weggegangen ist. Ich fürchte, sie ist bei ihr.”
Ohne ein weiteres Wort rannte Nick los.
19. KAPITEL
Sheas Beine schliefen ein, und ihre Augenlider wurden schwer. Sie fühlte sich müde und wollte einfach nur schlafen.
Polly durchwühlte noch immer geräuschvoll ihre Küchenschubladen auf der Suche nach den Fotos von Margaret und Gary. Shea glaubte plötzlich nicht mehr daran, dass diese Fotos überhaupt existierten.
Der Lärm in der Küche brach ab, und einen Moment später erschien Polly in der Tür. Sie hielt einen Stapel Polaroidbilder in ihrer Hand. Mit einem süßen Lächeln auf den Lippen setzte sie sich auf die Couch, nippte an ihrem Tee und breitete die Fotos vor sich aus.
“Wie war Ihr Tee?”
“Gut”, erwiderte Shea. Sie hatte Mühe zu sprechen, weil ihre Lippen sich schwer und geschwollen anfühlten. Von wegen, das Zeug hatte furchtbar geschmeckt!
Polly warf einen Blick auf Sheas leere Tasse und lächelte. “Braves Mädchen. Sie haben alles getrunken.”
Nun war sich Shea sicher, was geschehen war. Sie konnte sich nicht bewegen; es kostete sie Mühe, auch nur die Augen aufzuhalten. Doch ihr Gehirn arbeitete. “Was war in dem Tee?”
“Schlaftabletten”, entgegnete Polly lächelnd. “Und nachdem Sie so brav waren und alles getrunken haben, werde ich Sie einen Blick auf die Fotos werfen lassen.”
Auf den Fotos war allerdings nur Gary zu sehen; keine Spur von Margaret. Gary, wie er auf dem Rasen kniete. Gary mit eingeschlagenem Schädel, erst auf dem Bauch liegend, dann auf den Rücken gedreht. Bevor und nachdem er mit grüner Farbe beschmiert worden war.
“Er war kein menschliches Wesen”, erklärte Polly knapp. “Niemand wird Gary je vermissen. Das ist
Weitere Kostenlose Bücher