Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
deutlich hören, was gesprochen wurde.
Und natürlich sprach man über ihn.
“Diese Sinclair ist doch unglaublich”, rief Tom. “Taucht hier auf und meint, sie müsste die ganze Geschichte noch mal aufrollen.”
“Ja, aber glaubst du ihr?”, fragte Carter.
Tom schnaubte verächtlich. “Ich bitte dich. Wie viele Beweise brauchst du noch, um zu glauben, dass es Nick war?”
Einige der Frauen näherten sich. Nick war offenbar ein Thema, das beide Geschlechter gleichermaßen interessierte.
“Redet ihr über Nick?”, fragte Amanda aufgeregt. “Habt ihr schon gehört? Diese Reporterin behauptet, dass sie den wahren Mörder kennt.”
Eine Frau mit leiser, zaghafter Stimme machte sich bemerkbar. “Diese Frau meint es gut mit Nick. Aber wir wissen wohl alle, dass er es getan hat.” Es war Polly, die da sprach.
Nick war äußerst überrascht, Polly so reden zu hören. Schließlich hatte sie noch vor wenigen Stunden ganz andere Töne angeschlagen.
“Da waren all diese Beweise”, fuhr sie fort. “Der Baseballschläger, das T-Shirt, und nicht zuletzt das Blut und die Farbe, die man unter seinem Küchentisch gefunden hatte.”
Die Nachbarn nickten und murmelten bestätigend.
Nick verharrte in seinem Versteck und ließ den Kopf sinken. Wenn es Shea an diesem Abend nicht gelang, den wahren Täter zu finden, dann war alles vergebens, und er müsste noch heute verschwinden. Er hatte keine Ahnung wohin.
Luther saß an seinem Schreibtisch und war vertieft in die Aufzeichnungen, die Grace ihm überlassen hatte. Schließlich nahm er den Hörer seines Telefons ab und wählte eine Nummer.
“Daniels? Hier ist Luther. Was war eigentlich mit der Frau von Winkler?”
Daniels schien nicht gleich zu verstehen. “Was ist los? Arbeiten Sie etwa am Wochenende?”
“Es geht um Polly Winkler”, erklärte Luther ungeduldig. “Haben Sie sie mal überprüft?”
“Nicht wirklich.” Daniels räusperte sich verlegen.
“War es nicht Ihre Pflicht, die Ehefrau des Opfers zu überprüfen?”
“Wir hatten genug Beweise gegen Taggert”, rechtfertigte sich Daniels. “Es war klar, dass er der Täter war.” Ungehalten knallte er den Hörer auf die Gabel.
Luther warf noch einmal einen Blick in die Unterlagen. Alles, was Grace über Pollys Vergangenheit herausfinden konnte, war nicht älter als sechs Jahre. Und auch er wusste nach wie vor so gut wie nichts über diese Frau. Eine seltsame Ahnung überkam ihn.
Das Gerücht hatte die Runde unter den Partygästen gemacht. Mit Spannung wartete Shea auf die erste Person, die sie darauf ansprechen würde. Aber sie hatte nicht erwartet, dass es die scheue Polly Winkler sein würde.
“Hallo”, rief Polly, als sie sich neben Shea auf die Terrasse gesellte. “Sie essen ja gar nichts.”
“Nein, ich bin nicht hungrig.” Tatsächlich war es Shea unmöglich, unter der Anspannung, die sie empfand, auch nur einen Bissen herunterzubekommen.
“Ich habe gehört, Sie wissen, wer Gary getötet hat”, bemerkte Polly leise.
Shea nickte. “So ist es.”
“Anscheinend waren Sie bei Ihren Nachforschungen gründlicher als die Polizei.” Polly drehte sich zu Shea und sah ihr offen ins Gesicht. “Ich denke, ich habe ein Recht darauf, als Erste zu erfahren, wer meinen Mann ermordet hat.”
“Tut mir leid”, bedauerte Shea. “Ich kann Ihnen nichts sagen, bevor ich nicht die Polizei informiert habe.”
“Das haben Sie noch nicht getan?” Die Frau blickte erstaunt.
“Nein. Ich möchte nicht, dass alle möglichen Reporter davon erfahren und sich an meine Story dranhängen.”
“Ach, natürlich. Aber mir können sie es doch sagen.” Sie lehnte sich etwas näher zu ihr. “War es Margaret?”
Shea fuhr herum und sah Polly direkt in die Augen. “Wie kommen sie auf Margaret?”
Polly wandte sich ab, und ihr Blick wanderte ins Leere. “Margaret und Gary …” Sie zuckte mit den Achseln. “Sie haben sicher schon gehört, dass Gary kein Heiliger war. Nachdem er tot war, habe ich diese Fotos gefunden …”
“Fotos?” Es gelang Shea nicht, ihre Aufregung zu unterdrücken.
Polly schaute zu Boden. “Beweise für Garys Untreue.”
“Haben Sie diese Aufnahmen etwa noch?” Sie legte ihre Hand auf Pollys Arm. “Dürfte ich sie sehen?”
“Na ja …” Polly schien unentschlossen. “Also gut, wenn Sie es möchten. Aber sie sind ziemlich … skandalös.”
Polly führte Shea zu ihrem Haus. Als sie im Wohnzimmer angelangt waren, deutete sie auf einen Sessel. “Setzen Sie sich
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