Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
Ihr war klar, dass sie und Nick das Gesprächsthema Nummer eins waren. Natürlich wusste niemand, wie nah sie Nick wirklich stand –
oder gestanden hatte
. Für seine Mitmenschen war er nur der entlaufene Häftling und Shea die neugierige Reporterin.
Lauren kam herüber und stellte sich neben Shea. Sie trug ein blaues Sommerkleid und hielt ein Glas Eistee in der Hand. “Soll ich irgendetwas tun?”, flüsterte sie.
“Ich möchte, dass Sie sich unter die Leute mischen. Verbreiten sie das Gerücht, dass ich weiß, wer der wahre Mörder von Gary ist.”
Lauren war bereits im Begriff zu gehen, als Shea sie am Arm festhielt. “Noch nicht. Wir sollten uns noch ein paar Minuten unterhalten, sonst wirkt es unglaubwürdig. Man könnte erkennen, dass wir uns abgesprochen haben.”
Lauren nickte. “Wie wär’s mit einem Eistee?”
“Gute Idee.” Sie folgte ihr in die Küche. Dort lehnte sie sich gegen die Anrichte und betrachtete die blonde Frau, die ein Glas mit Eiswürfeln und Tee füllte.
Weder Lauren noch Norman hatte eine Ahnung von dem, was zwischen Shea und Nick geschehen war. Sie hielten sie für eine Reporterin, die ihren Job machte, und hatten keine Vorstellung davon, was dieser Abend für sie bedeutete. Auch wenn sie keine Zukunft mit Nick hatte, Shea würde es sich niemals verzeihen, wenn heute Nacht irgendetwas schiefginge.
“Darf ich Ihnen eine Frage stellen?”, brachte sie schließlich hervor.
“Natürlich”, sagte Lauren lächelnd.
“Wenn bewiesen ist, dass Nick unschuldig ist … werden Sie dann wieder zu ihm zurückkehren?”
Lauren schüttelte entschieden den Kopf, während sie Shea das Glas mit dem kühlen Getränk reichte. “Nein. Das mit mir und Nick war nie etwas Ernstes. Ich bin jetzt mit Norman zusammen, und ich werde ihn heiraten.”
Shea fragte sich, was Nick wohl von dem halten würde, was Lauren gerade gesagt hatte. Immerhin hatte er die Beziehung sehr ernst genommen.
“Norman ist der Mann, den ich brauche”, fuhr Lauren mit einem verträumten Lächeln fort. Es war offensichtlich, dass sie ihn wirklich liebte. “Und ich glaube, er braucht mich auch. Wir passen einfach zusammen. Mir ist klar, dass einige aus der Nachbarschaft denken, ich hätte Normans Ehe auf dem Gewissen. Aber das stimmt nicht. Zwischen ihm und Margaret war es schon lange aus.”
Margaret, schoss es Shea durch den Kopf. Natürlich war auch sie bei dem Grillfest im letzten Jahr gewesen. Und auch sie war eine mögliche Täterin.
“Haben Sie Nick denn nie geliebt?”, fragte sie unverblümt.
Lauren dachte nicht lange nach. “Ich mochte ihn, aber richtig geliebt habe ich ihn nicht. Und er mich auch nicht.”
Shea war überrascht, das zu hören. Nick hatte Lauren heiraten wollen, er musste sie geliebt haben. Wie konnte Lauren das nur entgangen sein? Denn schließlich war Nick doch so leicht zu durchschauen. Er war offenherzig, leidenschaftlich – und ein furchtbarer Lügner. Man musste ihm nur in die Augen sehen, um zu wissen, was er fühlte.
Dabei fiel ihr ein, dass er sie nicht angesehen hatte, als er ihr heute Morgen diese Abfuhr erteilte. Er hatte ihr gesagt, dass ihm die vergangene Nacht nichts bedeutet hatte, und sich dabei nicht einmal zu ihr umgedreht. Warum hatte er ihr nicht in die Augen schauen können?
Zusammen mit Lauren verließ Shea die Küche. Normans Verlobte warf ihr noch ein Lächeln zu, bevor sie sich aufmachte, um sich unter die Nachbarn zu mischen.
Shea blieb auf der Terrasse zurück und sah ihr nach.
Nick stand im Dunkeln, verborgen hinter Bäumen und Gebüsch, und beobachtete das Schauspiel, das sich ihm bot. Doch immer wieder glitt sein Blick von den Partygästen hinüber zu Shea.
Sie sah wunderschön aus in diesem weißen Kleid. Er hätte alles gegeben für eine einzige weitere Nacht mit ihr. Von all den furchtbaren Dingen, die ihm in den vergangenen zehn Monaten passiert waren, schien ihm nichts so grausam, wie Shea jetzt zu verlieren.
Er zwang sich, die Augen wieder auf seine Nachbarn zu heften. Alle hielten ihn für den Mörder. Polly Winkler war die einzige, die sich vorstellen konnte, dass er unschuldig war.
Nick konnte sehen, wie die Nachbarn in kleinen Grüppchen zusammenstanden, redeten und aßen, aber er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Auch wenn es ein Risiko war, er musste näher herangelangen, um ihre Gespräche zu belauschen. Vorsichtig schlich er sich heran und versteckte sich schließlich hinter dem Stamm einer alten Eiche. Von hier aus konnte er
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