Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
schon, dass das ein hartes Geschäft ist und man nicht leicht Erfolg hat … Aber was soll ich machen? Es gar nicht erst probieren, weil ich es eventuell nicht schaffe?”
“Nein, ich bin sicher, so denkt dein Vater auch nicht.”
“Wahrscheinlich.” Er hielt inne, lächelte dann zerknirscht. “Tut mir leid. Sie sind bestimmt nicht hier, um unsere Familienstreitigkeiten zu diskutieren.”
“Oh, kein Problem.”
“Man kann gut mit Ihnen reden. Normalerweise erzähle ich das nicht gleich jedem, wenn ich ihn zum ersten Mal treffe.”
“Ist schon in Ordnung, wirklich.”
Sie schwiegen, und Antonia blickte auf ihre Kaffeetasse. Noch immer musterte James sie neugierig.
Wahrscheinlich fragt er sich, weshalb ich hier bin – ob ich bei seinem Vater ernste Absichten habe.
Darüber hatte sie auch schon nachgedacht.
Plötzlich ertönten Schritte in der Küche und Daniel stürmte herein. Sein Blick fiel sofort auf Antonia.
“Hey, Doc.” Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, und Antonias Herz schlug schneller.
“Hi.”
“Tut mir leid, dass ich Ihre Ankunft verpasst habe. Ich musste noch nach den Pferden sehen.”
Auch er trug Jeans und ein Hemd. Er war frisch rasiert und roch nach einem typischen Männerduft. Sein Anblick brachte Antonia jedenfalls ganz schön durcheinander.
“Kein Problem”, versicherte sie. “James hat mir wunderbar Gesellschaft geleistet.”
Daniel betrachtete seinen Sohn misstrauisch, als befürchte er, sie meine es ironisch.
“Was ist?”, fragte James stirnrunzelnd. “Wir haben uns bloß unterhalten.”
Daniel versteifte sich. “Ich habe ja gar nichts gesagt.”
“Klar.” James verdrehte die Augen und stand auf. “Nett, Sie kennengelernt zu haben, Dr. Campell.”
“Ganz meinerseits”, sagte Antonia, doch James war bereits draußen.
Offensichtlich haben die beiden gewisse Kommunikationsschwierigkeiten.
Daniel blickte seinem Sohn nach, wandte sich dann Antonia zu. “Und, bereit für einen Ausritt?”
“Auf jeden Fall.”
Auf dem Weg zum Stall griff sie das Thema noch einmal auf. “Ich habe das ernst gemeint, wissen Sie. James war sehr freundlich zu mir, und wir haben uns nett unterhalten.”
“Gut.” Daniel bückte sich, um den Hund zu streicheln, der um sie herumsprang. “Als er klein war, standen wir uns wirklich nahe. Aber in den letzten Jahren …” Er schüttelte den Kopf. “Manchmal habe ich das Gefühl, ich kenne meinen Sohn überhaupt nicht mehr.”
“Ja, er hat erzählt, dass es immer ‘Wir beide gegen den Rest der Welt’ war.”
“Tatsächlich?”
Antonia nickte. “Er hat sie wirklich gern. Ich glaube, James macht sich Sorgen, dass Sie von ihm enttäuscht sind.”
Daniel blickte sie fassungslos an. “Das hat er gesagt?”
“Nicht wortwörtlich, aber sinngemäß. Er hat das Gefühl, dass es Sie verletzt, weil er die Ranch nicht übernehmen will.”
“Ich bin doch nicht enttäuscht!” Daniel runzelte die Stirn. “Na ja, vielleicht ein bisschen, aber nur deshalb, weil er nicht hier sein und mit mir zusammenarbeiten will. Weil er seinen alten bedauernswerten Dad verlassen wird!”
“Das dachte ich mir schon. Aber es wäre bestimmt hilfreich, wenn Sie es ihm auch mal sagen würden.”
Er blickte sie von der Seite an. “Einfach so?”
Antonia lachte. “Exakt. Ich weiß, es ist hart für euch wortkarge Männer, aber etwas geradeheraus auszusprechen, kann für eine Beziehung sehr hilfreich sein.”
“Meinen Sie?” Der Gedanke schien ihm Unbehagen zu bereiten. “Als ich klein war, haben mein Vater und ich nie über solche Sachen geredet.”
“Gefühle, meinen Sie?”
“Ja.” Er lächelte schief. “Ich höre mich an wie ein Fossil, oder?”
“Ein wenig.” Sie milderte die Worte durch ein Lächeln ab. “Aber altmodisch zu sein hat auch schöne Seiten.”
“Zum Beispiel?”
“Na ja, Sie haben einen höflichen, freundlichen und feinfühligen Jungen großgezogen, der Sie liebt und respektiert. Das ist doch was, oder?”
“Ja. James ist ein prima Sohn. Aber dafür kann nicht unbedingt nur ich die Lorbeeren einheimsen.”
“Sicher hat er gute Anlagen. Aber die Erziehung macht viel aus. Vor allem, wenn die Mutter fehlt.”
“Ja, mein jüngerer Bruder Cory ist auch ohne Mutter aufgewachsen. Sie starb, als er noch klein war. Allerdings hatte er immerhin unsere Schwester Beth.” Er schwieg nachdenklich. “Jetzt, wo ich’s sage … Wir hatten eigentlich immer unsere Mutter oder Schwester, um zwischen uns zu vermitteln.”
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