Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
Er grinste. “Als Gefühlsdolmetscherinnen, sozusagen. ‘Dein Vater ist so stolz auf dich, weil du den ersten Platz gemacht hast.’ ‘Cory ist enttäuscht, weil du seine Zeichnung nicht angeschaut hast.’ James und ich hätten das wahrscheinlich auch gut gebrauchen können.”
“Da haben Sie wahrscheinlich recht.”
Er legte den Kopf schief. “Hätten Sie Lust, ab und zu einzuspringen?”
Antonia lächelte. “Ich bin sicher, dass ihr zwei das allein schafft.”
“Ich nicht. Sie überschätzen uns.”
Sie erreichten den Reitplatz, wo Daniel bereits zwei aufgezäumte Pferde angebunden hatte, einen rotbraunen Wallach und eine schwarze Stute. Die Tiere beschnupperten Antonia interessiert, und sie redete mit ihnen und kraulte sie, während Daniel die Sättel holen ging. Auch der Hund bekam seine Streicheleinheiten.
“Wundervolle Tiere”, bemerkte Antonia, als Daniel den Wallach sattelte. “Sie pflegen sie wirklich gut.”
“Danke, ich tue mein Bestes. Die Stute heißt Alabama. Sie ist lebhaft, aber gutmütig. Tambor ist kräftig und schnell, aber bei seinem Trab klappern einem die Zähne. Deswegen dachte ich, dass Sie heute die Stute nehmen …”
“Ja, gerne. Sie ist herrlich. Warten Sie, ich mache das schon”, fügte sie hinzu, als Daniel der Stute den Sattel auflegte.
Er trat einen Schritt zurück. “Aber Sie sind doch mein Gast.”
“Eben drum. Ich möchte ja schließlich auch wieder eingeladen werden.”
Er lächelte. “Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.”
Antonia fühlte, dass sie rot wurde. “Tut mir leid. Ich wollte mich nicht selbst einladen. Es war nur so dahergeredet. Sie müssen mich für schrecklich unhöflich halten.”
“Keineswegs”, versicherte er. “Ich freue mich doch, dass Sie gerne wiederkommen möchten.” Er blickte kurz auf ihren Mund und fügte dann neckend hinzu: “Auch, wenn es nur wegen der Pferde ist.”
“Daniel!” Antonia wollte widersprechen, ließ es dann aber, um nicht noch tiefer im Fettnäpfchen zu landen. Also warf sie ihm nur einen vorwurfsvollen Blick zu und beschäftigte sich dann mit dem Sattelgurt.
Ihr war klar, dass Daniel sie genau beobachtete. Schließlich hatte er sie noch nie Reiten gesehen und wollte sich überzeugen, dass sie mit Pferden umzugehen verstand. Sie hätte es ebenso gemacht, denn schließlich konnte jeder von sich behaupten, ein guter Reiter zu sein.
Sie führten die Pferde auf den Hof, stiegen auf und ritten in östlicher Richtung. Der Hund trottete freudig neben ihnen her. Antonia war glücklich, wieder einmal zu reiten.
Alabama war gehorsam, aber lebhaft, und Antonia musste sich zunächst ganz darauf konzentrieren, sie kennenzulernen. Daniel ritt in einvernehmlichem Schweigen neben ihr her.
Antonia blickte auf und rief ihm zu: “Es ist herrlich! Nochmals vielen Dank für die Einladung!”
“Jederzeit gern, mir macht es auch viel Spaß. Ich dachte, wir reiten hinüber zu der Felsformation.” Er deutete auf einen hohen Felsen, der sich unvermittelt aus der flachen Landschaft erhob. “Dort gibt es einen kleinen Bach und ein paar Bäume.”
Während sie gemächlich darauf zuritten, nahm Antonia die staubige, aber dennoch abwechslungsreiche Landschaft mit ihren Yuccapalmen, Kakteen und Mesquitebüschen in sich auf. Normalerweise sah sie die Gegend immer nur durch die Windschutzscheibe des Transporters. Sie gab sich ganz den Bewegungen ihrer Stute hin und entspannte sich unter der angenehm warmen Sonne immer mehr.
Kein Wunder, dass Daniel immer solche Ruhe ausstrahlte. Er hatte jederzeit die Möglichkeit, bei einem Ausritt neue Kraft zu tanken. Wie seltsam, dass sein Sohn dieses Leben so gar nicht mochte.
“Sie hatten hier bestimmt eine herrliche Kindheit”, bemerkte sie.
Daniel lächelte. “Na ja, manchmal habe ich ganz schön geflucht, zum Beispiel, wenn ich um fünf Uhr früh den Stall ausmisten musste, bevor der Schulbus kam. Aber ich möchte nirgendwo anders leben, da haben Sie recht.” Er grinste. “Allerdings kein Vergleich mit Virginia, oder?”
“Die Landschaft hier hat ihre eigene Schönheit.” Sie blickte über die karge Ebene. “Man fragt sich nur, was die Leute damals dazu bewogen hat, sich hier niederzulassen.”
“Einige sind bestimmt gleich wieder umgekehrt. Und die anderen haben einfach die fantastischen Möglichkeiten gesehen. Die Suttons kamen nach dem Bürgerkrieg hierher. Da drüben liegt das Land meines Vaters. Meine Großmutter hat mir meinen Teil verkauft. Er ist
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