Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
“Wie die Kinder”, sagte sie mit liebevollem Tadel. “Manchmal frage ich mich, ob Männer überhaupt je erwachsen werden. Oder zumindest meine Brüder. Jackson liebt es, mit ihnen zusammen zu sein. Er sagt, dann ist immer was los. Letztes Jahr an Weihnachten ist er mit ihnen in eine Bar in Hammond gefahren und kam mit einem blauen Auge zurück. Jemand hatte etwas Abfälliges über seine Kleidung gesagt, also hat Quinn demjenigen eine runtergehauen, und Jackson wurde dann auch irgendwie in den Kampf verwickelt. Daniel und Cater mussten die beiden fast mit Gewalt rausbringen, bevor sie wirklich Ärger bekamen. Nicht, dass Cater sich nicht auch oft genug geprügelt hätte.”
“Tatsächlich?”, sagte Antonia erstaunt. “Das hätte ich nicht gedacht.”
“Ja, er ist einfach zu gut aussehend, nicht? Aber genau das war sein Fluch hier in der Gegend. Die anderen Jungs haben ihn immer damit aufgezogen, und um ihnen zu zeigen, dass er kein Schönling oder Streber ist, hat er sich mit ihnen geprügelt. Zu allem Überfluss war er nämlich auch noch Klassenbester, vor allem in Literatur. In Angel Eye kann man mit Gedichten oder Essays nicht gerade was werden. Also hat er sich regelmäßig mit Quinn gerangelt und dabei für die Kämpfe mit den anderen Jungs geübt.”
“Es muss aufregend sein, mit vier Brüdern aufzuwachsen”, sagte Antonia.
“Ja, so kann man es auch sagen. Zumindest habe ich gelernt, mich durchzusetzen. Andererseits haben sie immer alle vier auf mich aufgepasst, sodass ich manchmal glaubte zu ersticken.”
“Kann ich mir vorstellen”, sagte Antonia nachdenklich. Wahrscheinlich war es für Beth genauso schwierig gewesen, sich gegen die übertriebene Fürsorge ihrer Brüder zu wehren, wie für Antonia, ihren Eltern zu entkommen.
Sie schwiegen eine Weile, und Antonia hielt Beths prüfendem Blick stand. Schließlich sagte Beth zögernd: “Daniel scheint glücklich zu sein.”
Antonia blickte zu ihm hinüber. Er unterhielt sich gerade mit einem Onkel und lachte unvermittelt auf, sodass sein Gesicht strahlte. Auch sie musste lächeln.
“Ja, ich glaube, er ist mit seinem Leben zufrieden.”
Beth nickte. Dann begann sie erneut: “Aber jetzt ist er noch glücklicher.”
Antonia blickte sie an, überrascht, wie erfreut sie über Beths Worte war. “Wirklich?”
“Na ja, er zeigt seine Gefühle nicht oft. Das hat er wohl von seinem Vater geerbt. Aber seine erste Ehe war nicht gerade ein Erfolg.”
Noch immer war sich Antonia nicht sicher, was es mit Lurleen auf sich hatte. Deshalb ergriff sie die Gelegenheit gern. “Es muss schwer gewesen sein, James ganz allein aufzuziehen”, sagte sie behutsam. “Daniel hat mir nicht viel über seine Exfrau erzählt.”
Beths Miene verdunkelte sich. “Von mir werden Sie auch nichts Gutes über Lurleen hören. Niemand, der ihn liebt, mag sie. Sie hat ihm übel mitgespielt.”
Antonias Herz zog sich schmerzvoll zusammen. Es tat weh, zu hören, dass er verletzt worden war.
“Er muss sie sehr geliebt haben”, sagte sie leise mit gesenktem Blick.
Beths Augen blitzten verächtlich. “Oh ja. Man konnte meinen, die Welt drehe sich nur um Lurleen. Ich habe sie nie leiden können.” Sie seufzte. “Natürlich war ich voreingenommen, denn als er sie heiratete, war ich noch klein und wollte nicht, dass er weggeht. Aber jeder Blinde konnte sehen, dass er nicht glücklich war. Oder jedenfalls nicht sehr lange.”
“Daniel sagte, sie wollte hier nicht leben”, lockte Antonia, als Beth schwieg.
“Sie war auch nicht gerne verheiratet”, sagte Beth bitter. “Lurleen war viel zu jung für die Ehe und erst recht für ein Kind. Aber warum hat sie ihn dann überhaupt geheiratet? Jeder wusste, dass Daniel gerne hier lebte und dass er in der Ranch seine Lebensaufgabe sah. Wenn sie was von der Welt sehen wollte, hätte sie ja gleich nach der Schule abhauen können, statt Daniel zu heiraten. Er wäre auch verletzt gewesen, aber immerhin hätte er nicht alleine ein Kind aufziehen müssen.”
“Wenn sie verliebt sind, handeln die meisten Menschen unvernünftig”, sagte Antonia. Auch sie hatte bei Alan alle Warnsignale missachtet.
“Schon. Aber trotzdem denke ich, das Lurleen unverschämt selbstsüchtig war. Sie wollte Daniel, und dachte, sie könne ihn ändern. Lurleen war immer davon überzeugt, dass sich alle nach ihr richten müssen.” Beth lächelte etwas verlegen. “Tut mir leid, ich klinge schrecklich bitter, was? Aber ich kann es nicht ändern. Sie hat
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