Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
“Ein Anruf für Sie, auf Leitung eins. Er sagte, es sei ein Notfall, nennt aber seinen Namen nicht.”
Antonia seufzte. “Ist es Daniel?”
“Nein, ich würde seine Stimme erkennen. Das muss jemand anderes sein.”
“Okay, stellen Sie ihn durch.”
Einen Augenblick später ertönte eine wütende männliche Stimme an ihrem Ohr. “Du Schlampe! Du widerwärtiges intrigantes Biest!”
“Alan?”, fragte Antonia müde. Sie war zu deprimiert und ausgelaugt, um sich vor ihm zu fürchten. “Welch Überraschung, hier von dir zu hören. Konntest du meine neue Geheimnummer nicht herausfinden?”
“Ihr haltet euch für so schlau, du und dein texanischer Neandertaler, was? Aber ich habe Neuigkeiten für ihn. Ich werde ihn verklagen, bis ihm Hören und Sehen vergehen. Er wird den Tag bereuen, an dem er versucht hat, mir in die Quere zu kommen.”
“Alan, werd erwachsen”, herrschte Antonia ihn an. Komisch, plötzlich hatte sie keine Angst mehr vor ihrem Exmann. “Ich kann dich anzeigen, weil du in mein Haus eingedrungen bist und mich bedroht hast.”
“Ich habe dich kaum angerührt.”
“Das reicht aber schon, Alan. Du weißt das, du bist Rechtsanwalt. Mich festzuhalten und zu schütteln genügt völlig. Ich kann eine gerichtliche Verfügung erwirken, die es dir verbietet, jemals wieder in meine Nähe zu kommen. Es wird die Geschworenen sehr beeindrucken, wenn du Daniel verklagst. Das hier ist eine Kleinstadt in Texas, Alan. Deine blauen Flecken werden den Richter wohl kaum interessieren. Sie werden dich vor Gericht für einen Waschlappen halten. Zumal sie Daniel und seine Familie hier kennen und mögen. Wenn dann noch sein Bruder, der Sheriff aussagt, kannst du dich glücklich schätzen, wenn sie nicht dir die Strafe aufbrummen.”
“Das sind doch alles Hinterwäldler.”
“Willst du dir wirklich einen Anwalt nehmen und hier einen Prozess austragen, nur um dich vor einigen ‘Hinterwäldlern’ zum Narren zu machen?”
Antonia glaubte zu hören, wie er mit den Zähnen knirschte, und spürte einen Anflug von guter Laune.
“Das war deine letzte Chance”, sagte Alan in quengeligem Tonfall. “Du wirst mich nie wiedersehen.”
“Hervorragend.”
“Du hättest ein schönes Leben haben können. Ich wollte dich zurücknehmen, aber jetzt ist es zu spät. Mit dir bin ich fertig. Es gibt viele Frauen hier, die mich mit Freuden heiraten würden.”
“Das tut mir leid für sie.”
“Viel Spaß bei deinem Leben zwischen Kuhfladen”, stieß Alan hervor, dann klickte es in der Leitung.
Antonia legte den Hörer auf und lehnte sich im Stuhl zurück. Alan würde sie nicht wieder belästigen. Daniel hatte ihn gedemütigt. Wenn er an sie herangekommen wäre, hätte Alan sie dafür bezahlen lassen, doch in seiner Stimme hatten auch Angst und Scham mitgeschwungen. Er war zu feige, um zurückzukehren. Und er würde sie auch nicht wiedersehen wollen, da sie um seine Niederlage wusste. Sie war frei.
Zuerst wollte sie Daniel anrufen, doch dann zog sie schnell die Hand zurück. Daniel war Vergangenheit.
Die nächsten Tage vergingen in quälender Langsamkeit. Daniel versuchte immer wieder, sie in der Klinik und zu Hause anzurufen, doch sie wollte ihn nicht sprechen.
Allerdings fiel es ihr furchtbar schwer, ohne ihn auszukommen. Sie hatte nicht vermutet, dass es so wehtun würde. So einsam war sie noch nie gewesen.
Immer und überall wurde sie an ihn erinnert. Sie konnte nicht im Moonstone-Café essen, ohne an ihre erste Begegnung dort zu denken. Nicht einmal im Supermarkt war sie sicher, denn zu oft hatten sie lachend und herumalbernd zusammen eingekauft.
Als Quinn in die Klinik kam, hätte sie schon bei seinem Anblick beinahe geweint. Er war ruhig und höflich, machte keinen seiner kleinen Witze. Antonia war sich sicher, dass er sie hasste. Die ganze Familie war ihr wahrscheinlich böse.
“Hallo, Quinn.” Etwas unsicher stand sie auf.
“Ma’am.” Er nahm den Hut ab. “Ich dachte, es interessiert Sie, was ich herausgefunden habe. Natürlich haben Sie keine Anzeige erstattet, aber Daniel bat mich darum, also habe ich nachgeforscht. Wir wissen jetzt, wie Alan Brent Sie finden konnte.”
“Aha?” Es war nicht mehr wichtig. Ihre Mutter hatte geschworen, dass sie es nicht gewesen war, und Antonia glaubte ihr.
“Wir haben mit dem Tierarzt gesprochen, bei dem Sie in Houston angestellt waren. Die Empfangskraft erinnerte sich schließlich, dass sie einmal einen Anruf von der Universität bekam, in dem nach
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