Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)

steckten?
    Doch, sie hatte sie durchaus bemerkt. Deshalb hatte sie ihn auch um Hilfe gebeten.
    “Was ist los?”, wollte McCall wissen.
    “Nichts.” Ellie schüttelte den Kopf und wandte ihren Blick ab. Sie zitterte innerlich und kämpfte gegen das Verlangen an, ihn zu berühren, um Kraft von ihm zu schöpfen. Sie riss sich zusammen. “Was haben Sie gesagt?”
    “Das sind Olmec – die Köpfe. Ich kenne sie von …”
    “Stimmt. Sie kennen sich aus, wie ich sehe”, ertönte eine bekannte spanische Stimme hinter ihnen.
    McCall erkannte den Geruch der Zigarre wieder und nickte ruhig, als der Anführer von der Cantina neben sie trat.
    “Die Köpfe sind Olmec – die größten, die bisher gefunden wurden.”
    “Sehr interessant”, sagte McCall.
    Der Mann lachte. Offensichtlich fühlte er sich hier wohler als in der Cantina. “Ja, aber Sie sind schließlich nicht wegen der Ruinen hier. Möchten Sie etwas essen und trinken? Ich hoffe, Ihre Reise war nicht zu strapaziös. Wollen Sie sich vielleicht frisch machen?” Er nahm die Zigarre aus dem Mund und lächelte. “Ihre Frau ist heute sehr still, Señor. Sind Sie etwa meinem Rat gefolgt?”
    McCall spürte, wie sich Ellie anspannte. Um Gottes willen, halt den Mund, flehte er innerlich. Nach außen ruhig meinte er: “Etwas zu essen wäre angenehm. Wir würden Ihnen nicht zur Last fallen, wenn uns Ihre Männer erlaubt hätten, unsere eigenen Snacks mitzunehmen.”
    “Ach”, sagte der Mann aus der Cantina abfällig und zuckte mit den Achseln. “Meine Männer. Manchmal sind sie – wie soll ich sagen? Übereifrig?”
    McCall zündete sich eine Zigarette an und stellte sich neben ihn. Hoffentlich sah Ellie, dass er ihr gestikulierte, hinter ihnen zu bleiben. Locker fuhr er fort: “Gehört dazu auch, mein Auto zu beschießen?”
    “Das darf doch nicht wahr sein”, entgegnete der andere empört. “Bitte, Señor Burnside, nehmen Sie meine Entschuldigung an. Ich kann Ihnen versichern, dass alle nötigen Reparaturen ausgeführt werden, wenn Sie zu Ihrem Wagen zurückgeführt werden.”
    “
Gracias”
, bedankte sich McCall trocken. Aber die Zweideutigkeit, die in diesen Worten lag, ließ es ihm kalt den Rücken hinunterlaufen. Was meinte der Mann mit
wenn
und
nötig
?
    Er spürte, wie Ellie hinter ihnen unruhig wurde. Sie wollte das Geschäft rasch hinter sich bringen. Sie verstand anscheinend nicht, dass es Formen zu wahren gab. Erst musste man ein wenig plaudern, Höflichkeiten austauschen und die angebotene Gastfreundlichkeit annehmen. Auch wenn man danach getötet wird, dachte McCall grimmig.
    “Wie Sie sehen, gibt es hier nicht viele Annehmlichkeiten”, sagte der Mann und wies auf einen Haufen großer Steinblöcke, die in einer Art Pyramide aufeinandergestapelt waren. “Dort werden Sie eine Waschgelegenheit finden.” Dann sah er McCall scharf an. “Sie bekommen fünf Minuten pro Person. Einzeln, versteht sich. Nur für den Fall, dass Sie den Dschungel erforschen wollen – ich rate Ihnen davon ab. Er ist sehr gefährlich.”
    “Es ist zu gütig, dass Sie sich Sorgen um uns machen”, erwiderte McCall, drehte sich zu Ellie um und wiederholte die Anweisungen auf Englisch. “Ich kann warten”, sagte er zu ihr.
    “Fragen Sie ihn nach …”, fing sie an.
    “Nicht jetzt”, flüsterte McCall und sah sie eindringlich an.
Bitte spielen Sie mit! Bitte.
    Ellie zögerte ein wenig, gehorchte dann aber und ging.
    “Gib acht!”, rief McCall hinter ihr her, als sie ihm Dickicht verschwand.
    Er hörte ein Lachen. Der Mann neben ihm sah ihn belustigt an. “
Perdoname
?”, fragte McCall kalt.
    “Ich verstehe nun, warum Sie meinem Rat nicht folgen, Señor. Ich kann in Ihren Augen deutlich erkennen, dass Sie Ihre Frau sehr gern haben.
Es verdad
?” Er wartete auf eine Antwort. Als keine erfolgte, zuckte er mit den Achseln. “Vielleicht ist sie auch ein kleiner Tiger, was?” Er lachte. “Seien Sie vorsichtig, Señor. Tiger haben Krallen.”
    “
Es verdad”
, sagte McCall. Das stimmt.
    Zumindest hoffte er es.
    Ellie hatte die ganze Zeit versucht, gegen ihre Furcht anzukämpfen. Doch nun befürchtete sie, die Schlacht zu verlieren.
    Das ständige emotionale Auf und Ab laugte sie aus. Erst Optimismus, dann Selbstzweifel, dann Panik. Zum Beispiel, als sie die Schüsse gehört hatte: Ellie war sich sicher gewesen, dass die Männer McCall getötet hatten. Das war der bisher schlimmste Moment in ihrem Leben gewesen. Als er dann ihren Namen gerufen hatte, war der