Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)

vorhandenen Ohrring, “… der ist ein Empfänger. Er hat die Frequenz der Sender in der Tasche. Wir müssen nur dem Piepen folgen.” Sie lächelte McCall zufrieden an. “Aber erst muss ich noch etwas erledigen”, fügte sie grimmig hinzu und ging in Richtung der Käfige. “Komm, hilf mir …”
    Komisch – McCall hatte so etwas schon geahnt. Noch komischer war allerdings, dass er nicht einmal daran dachte, ihr diese verrückte Idee auszureden. Er sagte überhaupt nichts, sondern erfüllte nur wortlos seine Aufgabe. Zusammen öffneten sie einen Käfig nach dem anderen. Sie hörten das Gekreische, das Flattern der Flügel, und schließlich war der ganze Himmel voll bunter Vögel.
    “Los, Ellie”, rief er nach einiger Zeit. “Wir müssen weg. Uns bleibt keine Zeit, alle zu befreien.” Man konnte schon deutlich die Rufe der Soldaten hören, die näher kamen.
    “Wir sind gleich fertig!”
    Was für eine verrückte Frau sie doch war! Sie würde es noch schaffen, dass sie wieder in die Hände der Schmuggler fielen. Obgleich McCall ihren Wahnsinn zu lieben begann, so musste er diesmal doch energisch durchgreifen. Er nahm Ellie an den Armen und schüttelte sie, ehe er sie durch den Vorhang peitschenden Regens hindurch anschrie: “Wir können nicht alle retten. Sie kommen! Kannst du, willst du sie nicht hören? Willst du um ein paar Vögel willen sterben? Verdammt, ich jedenfalls nicht.” Er hielt inne, als Ellie ihn wütend anfunkelte. Dann küsste er sie leidenschaftlich. “Ich will
leben
, verdammt noch mal! Sind dir diese Vögel wichtiger als dein Leben? Mein Leben? Unser Leben?”
    Sie sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Ihre Lippen bewegten sich, aber er konnte kein Wort verstehen. Dann schüttelte sie den Kopf, nahm McCall bei der Hand, und sie rannten, so schnell sie konnten, in Richtung Dschungel. Schüsse krachten plötzlich um sie herum, und ein halbes Dutzend Gestalten tauchte aus dem Dunkeln auf.
    “Wohin?”, keuchte McCall.
    “Egal”, rief Ellie. “In Deckung!”
    In den Dschungel oder in die Dunkelheit der Ruinen? Keine der beiden Optionen erschien ihm besonders einladend. Aber er musste eine Entscheidung treffen. Solange es noch nicht völlig dunkel war, bot der Dschungel keine Sicherheit. “Hier lang”, zischte er und zog Ellie zu einem Haufen überwachsener Steinblöcke, die neben ein paar eingestürzten Säulen lagen.
    So schnell sie konnten kletterten sie hinauf. Sie benutzten Lianen, um sich hochzuziehen, und hofften inbrünstig, dass sie aus Versehen keine Schlangen erwischten. Um sie herum hagelte es Kugeln.
    Die Steinblöcke waren die Überreste einer Mauer. McCalls Herz hämmerte in seiner Brust, als er Ellie hochzog und sie auf der anderen Seite heruntersprang. Er hörte, wie sie aufkam. Die Dunkelheit hatte sich über sie gelegt, und er konnte nichts weiter als Regen ausmachen.
    “Ellie?”, rief er heiser und kaum hörbar. Er bekam keine Antwort. Entschlossen sprang er ihr nach. Es war nicht tief, und schon bald stand er auf steinernem Boden. Er spürte, wie Ellie ihn am Hosenbein zog. “Hast du dir wehgetan?”, fragte er und fühlte sich seltsam benommen. Wahrscheinlich aus Erleichterung. “Schnell! Sieht so aus, als ob alles frei wäre”, sagte er und tat einen Schritt.
    Mit einem unterdrückten Schrei umklammerte Ellie seine Knie. Auch McCall schrie auf, als er mit dem Gesicht nach vorn in die Dunkelheit fiel. Er riss die Hände hoch, um den Aufprall zu lindern, aber zu seinem Entsetzen fasste er ins Leere.
    “McCall!”, hörte er Ellie schluchzen. “Halt dich fest! Um Gottes willen, halt dich fest!”
    “Tu ich ja”, stieß er hervor und robbte nach hinten, um mit seinem Oberkörper wieder festen Boden zu erreichen. Als er Halt gefunden hatte – eine Liane oder eine Wurzel –, schoss ihm ein Schmerz durch Arm und Schulter. Aber in der Aufregung registrierte er es nur wie von fern; mit größter Anstrengung zog er sich in Sicherheit.
    “Du kannst mich jetzt loslassen”, meinte er, als er sich zu Ellie drehte. Er blickte sich um, konnte aber in der Dunkelheit und dem Regen nichts ausmachen. “Wo sind wir hier?”
    “Ich glaube, es ist ein
Cenote”
, sagte sie in unsicherem Tonfall. “Ich habe mal darüber gelesen. Eine eingestürzte Höhle – eingestürzt und dann überflutet. Es gibt recht viele davon; sie wurden wahrscheinlich als Wasserspeicher benutzt.”
    “Davon habe ich auch schon mal gehört”, meinte McCall. Er spürte, wie Ellie die Hand nach