Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
seines Gehirns schien plötzlich ausgeschaltet zu sein – jener Teil, wo die Angst saß, das Bewusstsein, dass man ihn tatsächlich tödlich treffen könnte.
Er fühlte sich so von sich getrennt, dass er kaum merkte, wie etwas seinen Arm traf. Es war nur ein Stechen. Wahrscheinlich ein Steinchen, dachte McCall.
Schon war er auf der anderen Seite der Mauer, stolperte und rannte dann, was das Zeug hielt. Er musste es bis zum Dschungel schaffen. Egal, wie unheimlich es dort aussah – dort war er sicher.
Hinter sich hörte McCall seinen Namen rufen. Gut, dachte er, und die Erleichterung ließ ihn noch schneller werden. Der Wachmann war ihm gefolgt. Ellie konnte also fliehen.
Nun musste er nur noch seinen Verfolger abschütteln und zu ihrem vereinbarten Treffpunkt gelangen. Die Vogelkäfige befanden sich irgendwo rechts – dessen war er sich sicher. Hinter den riesigen Olmec-Köpfen. Ich werde es schon finden, dachte er.
Und wenn Ellie es nicht schaffen würde? Er hatte noch gar nicht daran gedacht, was er machen würde, wenn sie nicht auftauchte. Sie würde es schon finden!
Als er schließlich auf die Käfige zurannte, sprang ihm plötzlich eine Gestalt aus dem Dickicht entgegen. McCall sah sie gerade noch rechtzeitig und versuchte sie zu rammen. Im nächsten Augenblick lag er rücklings auf dem nassen Boden, und Ellie beugte sich mit einem Stein in der erhobenen Hand über ihn.
“McCall, mein Gott. Es tut mir leid. Habe ich dir wehgetan?” Sie vernahm nichts außer ein paar Keuchlauten. Entsetzt sprang sie auf, hockte sich auf seine Hüfte, packte ihn am Hosenbund und riss ihn solange hoch, bis sie mit einem krächzenden Husten belohnt wurde.
“Verdammt … Genug … das reicht!”
Ellie kniete sich vor Erleichterung zitternd neben ihn. Dann fuhr sie ihn an: “Jage mir nie mehr solche Angst ein! Ich hätte dich … dich beinahe …”
Er legte seine Arme um ihren Nacken und zog sie zu sich herab. Dann flüsterte er lachend in ihr Ohr: “Jetzt weiß ich, wie es den beiden Männern vor der Cantina erging.”
“Das war das erste Mal … außer im Training, versteht sich.”
“Du lernst schnell”, stöhnte er, kniete sich hin und holte tief Luft. “Verdammt, wir müssen uns beeilen. Es wird nicht lange dauern, bis es hier von Soldaten nur so wimmeln wird.” Mehrmals wischte er sich mit dem Arm über sein feuchtes Gesicht. “Wie kommt es eigentlich, dass du schon hier bist? Ich bin wie ein Wahnsinniger gerannt. Und hatte einen Vorsprung!”
Ellie kniete sich vor ihn und lachte McCall ins Gesicht. “Ganz einfach. Du bist außen herumgelaufen, während ich eine Abkürzung genommen habe.”
“Woher kennst du dich denn hier so gut aus?”
“Später. Wir müssen uns beeilen.”
“Hm”, knurrte er verdrießlich. “Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo das Auto sein könnte. Ohne Regen wäre es nicht so schwierig gewesen, aber jetzt …”
Sogar in der Dunkelheit sah Ellie die Verzweiflung in McCalls Gesicht. “Verdammt! Es war einen Versuch wert. Du weißt schon, Brotkrumen und so”, sagte er und machte eine wegwerfende Geste. “Blöd von mir, aber es hätte funktionieren können.”
“Du hast eine Brotkrumenspur …” Ellie musste lachen. “Was um Himmelswillen hast du denn benutzt?”
Er zögerte ein wenig und wischte sich noch einmal den Regen vom Gesicht. “Zigaretten.”
“Zigaretten?”, rief sie verblüfft. “Und ich habe mich schon gewundert, was aus deinem Vorrat geworden ist.”
“Tja”, meinte McCall niedergeschlagen. “Wird wohl nicht viel übrig sein bei dem Regen.”
Ellie versuchte vergeblich, ernst dreinzuschauen.
“Wie kannst du da stehen und dich amüsieren, wenn wir mitten im Dschungel sind, nicht wissen, wo vorn und hinten ist, der Regen uns bis auf die Knochen durchweicht und ein Haufen Soldaten nur darauf wartet, uns zum Abendbrot zu verspeisen?”
“Du hast ja recht”, versuchte sie ihn zu beruhigen, ohne erneut in Gelächter auszubrechen. “Außer natürlich, dass wir sehr wohl wissen, wo vorn und hinten ist.”
“Was? Woher?”
“Erinnerst du dich an die Sender, von denen der General gesprochen hat? Und erinnerst du dich noch, was ich ihm geantwortet habe? Es war die Wahrheit. Sie befinden sich alle in der Tasche. Alle außer einem.” Sie zeigte auf ihr Ohr, und McCall bemerkte, dass ihr ein Ohrstecker fehlte. “Den habe ich vorher an einem der Käfige angebracht. Für die Kollegen zuhause. Aber der hier …”, sie wies auf den noch
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