Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
ihm ausstreckte. Er nahm sie und führte sie zu den Lippen. “Danke”, murmelte er.
Sie lachte leise. “Kein Problem.”
Dann hörten sie ihre Verfolger, als sie am anderen Ende der Mauer ankamen.
“Wir sitzen in der Falle”, flüsterte Ellie. “Es sei denn, wir springen. Aber wir wissen nicht einmal, wie tief es ist und ob es da unten überhaupt Wasser gibt.”
McCall beugte sich nach vorn und blickte in die Dunkelheit. “Man sieht nichts. Es wäre wahrscheinlich Selbstmord …”
“Warte mal!”, wisperte Ellie aufgeregt. “Ich glaube, ich habe es. Schnell, wir brauchen einen Stein. So groß wie möglich. Schnell!”
Er tastete suchend den Boden ab. Von der anderen Seite der Mauer hörte er ein Rutschen; jemand rief: “
Cuidado, estupido
!” Dann fand er einen passenden Stein. “Ich habe einen”, flüsterte er.
“Mach dich fertig!”, befahl sie ihm. “Folge mir und tue, was ich tue. Okay?”
Diese verrückte Frau! Was hatte sie jetzt schon wieder vor? Aber sie war
seine
verrückte Frau. Er war dabei, ihr sein Leben anzuvertrauen. Warum machte ihm das keine Sorgen? Stattdessen fühlte er sich so lebendig wie seit Jahren nicht mehr.
“Okay”, flüsterte McCall.
Er spürte ihre Hand auf seinem Arm. “Ich schreie, und du wirfst den Stein hinunter.”
“Kapiert. Es kann losgehen.”
Ihre Verfolger waren auf der Mauer angelangt und horchten – unsicher, was sie dahinter erwartete. In diesem Moment stieß Ellie einen herzzerreißenden Schrei aus, und McCall warf seinen Stein in den Abgrund. Einen Augenblick später hörte man, wie es zweimal hintereinander im Wasser unter ihnen platschte.
Über ihnen ertönten Rufe. McCall packte Ellie und riss sie mit sich in den Schatten der Mauer. Dann zog er Äste, Lianen und Blätter über sie beide. Er hielt Ellie fest und hoffte inbrünstig, dass ihr Versteck gut genug war. Das Licht von Taschenlampen erhellte die Umgebung und den Abgrund.
Ihm war klar, dass er alles tun würde, um diese Frau zu retten. Er würde sogar sein Leben geben. Schon entwarf er einen Plan, wie er die Angreifer aufhalten konnte, damit sie zurück zum Wagen gelangte. Ihn zu reparieren wird für sie kein Problem darstellen, dachte er zärtlich.
Gerade, als er sich innerlich darauf vorbereitete, entfernten sich die Stimmen; die Rufe wurden leiser.
“Sie gehen”, flüsterte Ellie neben ihm.
“Ja, um dem General Bescheid zu sagen.”
“Es hat geklappt. Sie sind darauf reingefallen!”, verkündete sie triumphierend.
“Natürlich hat es geklappt”, murmelte McCall. Sein wunderbares, kluges Zimtmädchen! “Jetzt aber schnell”, sagte er, stand auf und merkte, wie sich alles um ihn drehte.
Eine halbe Sekunde später lag er wieder auf dem Boden.
“McCall? Stimmt etwas nicht? Was ist denn los?” Ellie tastete ihn ab. Erst den Kopf, dann den Hals, die Schulter, die Arme.
Ein Schmerz durchschoss ihn, und er stöhnte laut.
“McCall! Mein Gott, du blutest. Warum hast du nichts gesagt?”
“Ich blute?”, fragte er. Übelkeit ergriff ihn, während sie ihn genauer untersuchte.
“Ich glaube, du bist angeschossen worden”, sagte sie entsetzt.
“Nur ein Kratzer.” Er lächelte. Das hätte Clint Eastwood sagen können, dachte er.
“Das ist verdammt viel Blut für einen Kratzer”, erklärte Ellie tadelnd. “Schaffst du es bis zum Dschungel?”
“Kein Problem”, erwiderte er rau, wobei er noch nicht wirklich einmal log. Die Übelkeit nahm ab, und der Schwindelanfall war fast vorüber. Sogar sein Herz schien wieder normal zu schlagen.
Los, McCall. Hoch mit dir! Wenn du es nicht schaffst, hat sie keine Chance. Allein lassen wird sie dich nämlich nicht.
Er richtete sich vorsichtig auf und verkündete, dass es losgehen konnte. Das war so ziemlich das Letzte, woran er sich später erinnern konnte.
Auf dem Weg zum Wagen machte sich Ellie Sorgen. McCall verlor Blut, viel Blut. Was wäre, wenn er es nicht schaffen würde? Zum Tragen war er zu schwer und allein lassen wollte sie ihn nie und nimmer. Nicht, nachdem er ihr das Leben gerettet hatte. Aber das schien im Augenblick nicht einmal mehr so wichtig.
Nicht, nachdem sie sich in ihn verliebt hatte!
“Ich schaffe es schon, konzentriere dich lieber auf den Weg”, brummte er, als sie ihn zum x-ten Mal gefragt hatte, wie er sich fühlte. Er klang ganz wie der alte McCall. “Du machst es einem Mann ganz schön schwer, furchtlos und männlich zu wirken.”
“Das brauchst du doch gar nicht. Nicht vor mir”,
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