Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
Brust.
“Ich weiß genug”, sagte Ellie zärtlich, aber bestimmt. “Ich weiß alles über dich, was ich wissen muss.”
Wozu, wollte McCall wissen. Genug für
das hier
? Für ein paar Stunden der Zweisamkeit? Oder für Wochen, Monate oder den Rest ihres Lebens? Er erkannte verzweifelt, dass ihm
das hier
nicht reichte, dass ihn nach dieser Nacht sein Motto
Leben und leben lassen
nie wieder zufriedenstellen würde.
Er versuchte vergebens, sich gegen den durchdringenden Blick ihrer goldenen Augen zu wehren.
“Du weißt …”, begann er.
Ellie drängte sich noch näher an ihn und presste ihre Lippen auf die seinen. “Ich weiß”, murmelte sie. “Ich weiß,
wer
du bist, Quinn McCall. Ich weiß,
was
du bist. Es hat eine Weile gedauert, aber jetzt weiß ich es. Du bist gütig …” Er knurrte verlegen. “… und anständig und ehrlich. Und fürsorglich. Du bist mutig, intelligent und erfinderisch …” Sie unterbrach sich mit funkelnden Augen. Ihr Lächeln brachte ihre Lippen nahe genug an die seinen, sodass er sie schmecken konnte. “Und du kannst verdammt gut küssen, McCall.”
Nun lachte er, wenn auch widerwillig. So viel und nicht mehr, dachte er, und nahm sie in die Arme. Er wollte sie in sich aufnehmen und ihr ganzes Wesen verinnerlichen.
13. KAPITEL
Ellie schreckte aus dem Schlaf.
Zigarren!
Sie roch den Rauch von Zigarren.
“Keine Bewegung! Ein Ton von Ihnen und …” General Reyes’ Flüstern, so nahe an ihrem Ohr, klang beinahe zärtlich. “… das Blut Ihres Geliebten spritzt Ihnen auf Ihr hübsches Gesicht.”
Sie lag auf dem Bauch, die Arme um das Kopfkissen geschlungen. General Reyes hielt ein Knie auf ihren Rücken gedrückt, sodass sie sich nicht bewegen konnte. Sie sah den schlafenden McCall ahnungslos neben ihr liegen; über ihm stand der Mann aus der Cantina. Er hatte ein Gewehr in der Hand, das auf sie gerichtet war. Aus dem Augenwinkel konnte sie undeutlich eine dritte Gestalt erkennen.
“Verstanden?” Das Knie schien Ellie fast das Rückgrat zu brechen.
“Ja”, ächzte sie. Sie brauchte Zeit. “Keinen Ton … kann nicht atmen … bitte.”
“Es freut mich, dass wir uns einig sind”, sagte der General lächelnd und ließ langsam von ihr ab.
“Kann ich mich jetzt umdrehen?” Sie hörte McCalls Atmen. Noch klang es tief, wurde aber unregelmäßiger. Bitte, bleib still liegen, dachte sie eindringlich. Bleib bloß liegen!
“Bitte sehr.” Der General trat einen Schritt vom Bett zurück. “Aber langsam.” Hatte er eine Pistole? Sie konnte es nur vermuten.
Nachdem sie sich umgedreht hatte, stützte sie sich auf dem Ellenbogen ab; eine Hand blieb weiterhin unter dem Kopfkissen verborgen. Sie hüstelte leise, um jegliche Bewegung, die sie bei der Suche nach ihrer Waffe machte, zu vertuschen. Vorsichtig entsicherte sie den Revolver, wobei sie bis drei zählte. Blitzschnell ließ sie sich das, was gleich geschehen würde, durch den Kopf gehen.
Dann rollte sie sich auf den Rücken, zog die Pistole hervor und schoss.
Der Mann von der Cantina sackte zusammen; sein Gewehr fiel auf McCalls Brust. Ellie sah, dass McCall die Waffe ergriff, aufsprang und wie ein Wilder auf den dritten Verbrecher losging. Sie selbst hatte inzwischen ihren Revolver auf den General gerichtet. Dann drückte sie ab. Er röchelte wie ein verletzter Tiger und fiel nach vorn. Sie feuerte erneut, ehe er auf sie stürzte, sodass sie sich nicht mehr rühren konnte. Hilflos musste sie die schrecklichen Rassellaute des Sterbenden mitanhören, während im Hintergrund McCall und der Dritte miteinander kämpften. Schließlich ertönte ein weiterer dumpfer Aufprall. Dann herrschte Stille.
Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, ehe McCall den schweren Körper von Ellie zog und sich über sie beugte. Er starrte sie an – die Zähne entblößt, das Haar zerwühlt, die Augen glühend. Noch nie zuvor hatte sie ein solch fürchterliches Gesicht erblickt – oder ein so schönes.
“Ellie! Mein Gott, Ellie …” Sein Gesicht wandelte sich in blankes Entsetzen, als er ihren Körper betrachtete.
Sie folgte seinem Blick und kämpfte mit der aufsteigenden Übelkeit. “Das ist nicht mein Blut. Er hat nicht auf mich geschossen. Es ist nicht meines … Mein Gott, wir müssen fort, weg von hier … McCall, hörst du mich? McCall?”
Der Horror stand noch immer in seinem Gesicht geschrieben. “Ellie, bist du wirklich nicht verletzt? Wirklich nicht?”, fragte er ungläubig.
“Das ist das Blut des Generals.”
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