Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
steckte Nick? Als sie die Scheune betrat, sah sie ihn. Er saß unbeweglich auf dem Fahrersitz, die Hände am Steuer und blickte ihr entgegen.
“Du willst wegfahren?”, fragte sie ruhig und kam langsam näher.
“Ich dachte daran, doch jemand hat die Schlüssel abgezogen.”
“Sie sind in meiner Tasche”, erklärte sie. Irgendwie fühlte sie sich hintergangen. “Du bist noch nicht so weit, Nick. Noch nicht.”
Der Blick seiner eisblauen Augen schien sie zu durchbohren, und sie fühlte sich schwindelig. Sehnsüchtig dachte sie an seinen Kuss. Längst bereute sie es, dass sie sein Angebot abgeschlagen hatte. Was, wenn sie nie wieder so empfinden würde? Wenn kein anderer Mann als er ihren Puls zum Rasen und ihre Knie zum Zittern bringen konnte?
“Du bist ein guter Mensch”, sagte er leise. “Ich will dich nicht noch tiefer in diese Sache hineinziehen.”
Es klang nach einer Ausrede, doch sie glaubte ihm.
“Wenn unsere Wege sich jetzt trennen, kannst du immer noch behaupten, ich hätte dich gegen deinen Willen festgehalten. Keiner wird je erfahren, dass du mir geholfen hast.”
Sie öffnete die Fahrertür und reichte ihm ihre Hand. Es knisterte als ihre Finger sich berührten. Sie konnten es beide spüren. Shea fragte sich, was sie wohl getan hätte, wenn Nick tatsächlich fort gewesen wäre.
“Ich stecke schon zu tief drin”, gestand sie. “Wenn der Polizist je die Verbindung herstellt …”
“Welcher Polizist?”, unterbrach er sie und zog sie zu sich.
Sie starrte verlegen auf die Knöpfe seines Hemdes, während sie ihm ihr Erlebnis an der Tankstelle beichtete. “… Und als der Polizist in unsere Richtung kam und du die Kappe abnahmst, da wusste ich mir nicht anders zu helfen als dich … zu küssen. Damit er dein Gesicht nicht sehen konnte.” Sie spürte, wie sie rot wurde. “Es war notwendig”, sagte sie mit Nachdruck.
Nick schob zwei Finger unter ihr Kinn und zwang sie sanft, den Kopf zu heben und in seine Augen zu schauen. “Das hättest du nicht tun sollen”, flüsterte er.
“Er hat mich ja nicht erkannt. Vielleicht hat er mich längst vergessen.”
Er schaute sie nachdenklich an. “Vielleicht aber auch nicht. Verdammt, Shea, ich will nicht, dass du in dieser Sache mit drinhängst!”
“Dafür ist es wohl zu spät”, entgegnete sie sanft.
Nick widerstand dem Impuls, sie wieder zu küssen. Stattdessen nahm er ihren Arm und führte sie aus der Scheune ins Tageslicht. Wenigstens wusste er jetzt, warum ihr Geruch, ihr Geschmack, ihr sanfter Kuss ihm so vertraut gewesen waren. Sie hatte für ihn gelogen und ihn dann geküsst, um ihn vor dem Polizisten zu verstecken!
Törichte Frau.
Doch insgeheim bewunderte er sie. Mochten ihre Ansichten über Sex auch altmodisch sein und ihr Gerechtigkeitssinn naiv, sie wusste doch, wer sie war und was sie vom Leben wollte.
Wenige Leute können das von sich behaupten.
“Wenn dieser Polizist dich wiedererkennt, sagen wir einfach, dass ich dich mit meiner Waffe bedroht und gezwungen habe, mich zu küssen.”
“Wir werden nichts dergleichen tun”, widersprach sie entschieden. “Zumal deine Pistole sowieso in meinem Auto bei Lenny liegt.”
“Ich werde aber nicht zulassen, dass du meinetwegen im Gefängnis landest”, beharrte er. “Außerdem brauche ich deine Hilfe nicht mehr. Meinem Bein geht es besser. Ich komme jetzt allein klar.”
“Kommt nicht infrage.”
“Reicht dir die Story etwa noch nicht?”, schnappte er. “Was willst du eigentlich noch?”
“Ich will den wahren Mörder finden.”
“Das wird dir vom Haus deiner Tante aus kaum gelingen.”
“Mir ist klar, dass wir zurück nach Huntsville müssen, um die Sache zu beenden.”
Er schüttelte seinen Kopf, während er die Küchentür öffnete. “Es gibt kein
wir
, Wetterfrosch. Begreif das endlich.”
Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss, und Shea drehte vorsichtshalber den Schlüssel um.
Sicher ist sicher.
“Ob es dir passt oder nicht, es gibt ein
wir
.”
Sie griff nach seinem Arm und zog Nick sanft hinter sich her ins Wohnzimmer. Er folgte ihr ohne Widerstand und ließ sich von ihr geradewegs zur Couch führen.
“Setz dich”, befahl sie. Er platzierte sein schmerzendes Bein wieder auf dem Schemel, und Shea ließ sich neben ihm nieder.
Als Nick den Arm um sie legte, protestierte sie nicht, sondern schmiegte ihren Kopf an seine Schulter und entspannte sich. Sie schien förmlich mit ihm zu verschmelzen. Plötzlich kam sie ihm so schutzbedürftig und zart
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