Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)

nicht, bis ich ins Wohnzimmer kam, um das Afrikanische Veilchen zu gießen”, erklärte sie. “Ihr beide wart wohl zu beschäftigt, um mich zu hören”, ergänzte sie missbilligend.
    “Weshalb die Schusswaffe?”, fragte Nick.
    “Oh, die habe ich immer bei mir.” Sie fügte vielsagend hinzu: “Ein Mädchen kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein.”
    “Mrs Wilton”, begann Shea. “Können wir Ihnen vertrauen?”
    Die alte Dame hatte es sich inzwischen auf einem der Sessel bequem gemacht. “Was für eine Aufregung”, sagte sie und lächelte zufrieden. “Natürlich könnt ihr das, Kindchen. Und nenn mich Maude. Du bist ja richtig erwachsen geworden.”
    Shea lächelte zurück. “Niemand darf erfahren, dass wir hier sind. Bitte …”
    “Oh, von mir wird es niemand erfahren. Nicht einmal Abigail.” Sie beugte sich vor und flüsterte: “Sie kann nämlich kein Geheimnis für sich behalten. Konnte sie noch nie.”
    Maude heftete ihren Blick auf Nick, und ihr Lächeln verblasste. “Sie sind also unschuldig.”
    “Ja, Ma’am.”
    Ihr Lächeln kehrte zurück. “Ma’am. Das gefällt mir. Die meisten jungen Männer heutzutage haben ja keine Manieren mehr. Andererseits zeugt es auch nicht gerade von gutem Benehmen, eine junge Dame zu entführen.”
    “Er wollte mich ja gehen lassen …”, begann Shea.
    Nick unterbrach sie. “Ja, ich habe sie entführt.” Er richtete seinen Blick auf Maude. “Und sie die ganze Zeit über gegen ihren Willen festgehalten. Ist das klar?”
    Maude kräuselte ihre Nase. “Sie wollen Sie beschützen. Das ehrt Sie. Natürlich werde ich nichts sagen, was Shea schaden könnte.”
    Er nickte zufrieden.
    “Aber …”, begann Shea.
    Diesmal war es Maude, die ihr ins Wort fiel. “Was kann ich für euch tun?” Sie überlegte kurz. “Ihr werdet Essen brauchen.”
    “Ich war heute Nachmittag schon einkaufen”, erklärte Shea.
    Maude schüttelte missbilligend ihren Kopf. “Das war aber keine gute Idee. Kind, dein Bild ist in allen Zeitungen. Was, wenn dich jemand erkannt hätte?”
    Shea zuckte die Achseln. “Ich wusste mir nicht anders zu helfen.”
    Maude richtete sich zu voller Größe auf. “Von jetzt an werde ich euch helfen. Ihr lasst mich einfach wissen, was ihr braucht. Und ich lasse keinen Widerspruch gelten.”
    Bevor Shea oder Nick etwas sagen konnten, fuhr sie fort. “Was ist mit deiner Familie, Kind? Soll ich jemanden für dich anrufen? Sie müssen krank sein vor Sorge.”
    “Ich habe schon einen Freund gebeten, meine Eltern und Brüder anzurufen”, erklärte Shea, “und ihnen zu sagen, dass sie sich keine Sorgen machen müssen.”
    Maude lachte. “Deine Brüder? Keine Sorgen machen? Guter Gott, wahrscheinlich haben Sie mittlerweile ganz Huntsville auf den Kopf gestellt auf der Suche nach dir.”
    Shea war gar nicht zum Lachen zumute. “Vermutlich”, sagte sie.

9. KAPITEL
    “Er ist ein heißer Typ”, zwinkerte Maude, als sie und Shea die Küche erreicht hatten.
    “Maude!”, rief Shea schockiert.
    “Na, stimmt doch. Erzähl mir nicht, du wüsstest das nicht.” Maude war amüsiert. “Du warst so beschäftigt mit ihm, dass du nicht einmal bemerkt hast, wie ich reinkam.”
    “Die letzten Tage waren sehr aufregend …”, versuchte Shea zu erklären.
    “Liebe ist immer aufregend, mein Kind.”
    “Liebe! Oh … ich … ich bin nicht verliebt in Nick. Ich habe ihn doch erst vor wenigen Tagen getroffen.”
    “Das ist genug Zeit, um sich zu verlieben”, sagte die alte Frau wissend. “Ich habe mich auf den ersten Blick in meinen Walter verliebt. Ich sah ihn und wusste, er ist es.” Sie schaute verträumt vor sich hin. “Fünf Tage später waren wir verheiratet.”
    “Fünf
Tage
?” Genauso lang kannte Shea Nick.
    Aber so hatte sie sich die Liebe nicht vorgestellt. Liebe brauchte doch Zeit zum Wachsen. Musste man einen Menschen nicht erst richtig kennen, um ihn zu lieben?
    “Fünf Tage”, wiederholte Maude mit feuchten Augen. “Und die Flitterwochen dauerten dreiundvierzig Jahre. Also sollten wir uns beeilen und deinem Nick helfen, seine Unschuld zu beweisen, damit ihr beide euch den wirklich wichtigen Dingen widmen könnt.”
    Dieses
wir
machte Shea nervös. Offensichtlich dachte Maude, dass sie nun Teil des Dramas war. “Es ist wirklich nett, dass Sie uns helfen wollen, aber ich glaube, Nick und ich schaffen das alleine.”
    Doch Maude ignorierte ihren Einwand. “Ich backe erst mal ein paar Kekse für euch. Der Junge hat ja nichts auf den