Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
vor. Wie hatte er sie nur in so eine gefährliche Lage bringen können?
“Ich will nicht, dass dir etwas zustößt”, erklärte er weich. “Verdammt, du solltest längst über alle Berge sein.”
“Und was wäre dann aus dir geworden?”
“Ich hätte mich schon durchgeschlagen.”
Shea schnaufte. “Von wegen!”
“Soll ich dir wieder danken?”, neckte er sie.
Sie zögerte, und er wartete gebannt auf ihre Antwort. “Besser nicht”, flüsterte sie.
Er wusste, dass sie kurz davor war nachzugeben. Doch Shea war keine Frau für schnellen Sex, und er hatte keine Zeit für mehr. Sie kuschelte sich an ihn und legte eine Hand auf seinen Oberschenkel. War ihr klar, was sie da mit ihm machte?
“Ich dachte, du wärst fort”, sagte sie leise. “Und wenn ich Lennys Autoschlüssel nicht versteckt hätte, wärst du das jetzt auch.”
“Ja”, gab er zu.
“Ich kann dich aber nicht gehen lassen.”
“Wir haben nicht viel Zeit …”
“Ich weiß”, unterbrach sie ihn. Sie blickte zu ihm auf, und ihr Gesicht wirkte so unschuldig, dass er sie am liebsten nie mehr losgelassen hätte. Gerade als er glaubte, alle Welt sei gegen ihn, tauchte diese Frau auf und bewies ihm das Gegenteil.
Sie hob ihr Gesicht zu seinem und gab ihm einen schnellen Kuss. “Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt. So, wie du es sagtest”, seufzte sie sehnsüchtig. “Eine ganz normale Verabredung. Blumen. Essen gehen. Oder ich hätte für dich gekocht.” Sie lächelte. “Ich bin keine schlechte Köchin.”
“Ich weiß”, sagte er heiser.
“Und dann …”, begann sie und blickte ihm tief in die Augen.
“Und dann?”, drängte er, als sie schwieg. Doch seine Fantasie malte sich auch so problemlos aus, was dann geschehen wäre. Und dann hätte er sie verführt. War es das, was sie jetzt gerade versuchte? Wie sollte er ihren rätselhaften Blick deuten? Wollte sie ihn verführen?
Oh nein.
Frauen, die keinen schnellen Sex wollten, suchten nach Liebe.
Und genau das konnte er in Sheas Augen lesen. Liebe. Sie war so naiv, dass ihre Augen alles verrieten. In ihrem Blick lagen Hoffnung und Romantik.
Er mochte sie, und er wollte sie so sehr, dass es schmerzte. Doch in seinem Leben war kein Platz für mehr. Er musste ehrlich zu ihr sein. Er würde ihr nichts vormachen, nur um sie ins Bett zu bekommen. Das hatte Shea Sinclair nicht verdient.
Bevor er jedoch die richtigen Worte finden konnte, fiel ein Schatten über die Couch. Ohne sich aus ihrer Umarmung zu lösen, blickten Nick und Shea auf.
Nick sah den Revolver zuerst. Der Lauf war direkt auf ihn gerichtet. Zwei blasse verschrumpelte Hände umklammerten die Waffe. Dann fiel sein Blick auf ein Kleid mit einem scheußlichen Muster aus rosa und lila Blumen. Sein Blick wanderte höher. Er registrierte eine Perlenkette und darüber ein Gesicht, das ebenso faltig war wie die Hände, die den Revolver hielten. Das Gesicht war von blau-weißen Dauerwellen umrahmt, und die klaren Augen musterten ihn misstrauisch.
“Das hier sieht aber nicht nach Kidnapping aus”, sagte eine zittrige Stimme.
Shea hätte sich gern aus Nicks Armen befreit, doch sie fürchtete, dass eine abrupte Bewegung Mrs Wilton hätte erschrecken können und die alte Dame versehentlich den Abzug gedrückt hätte.
“Mrs Wilton”, sagte sie und versuchte ein Lächeln. “Wir haben Sie gar nicht kommen hören.”
“Was du nicht sagst”, erwiderte die alte Dame sarkastisch. “Du hast mir einiges zu erklären, Fräulein.”
Maude Wilton und ihre Schwester Abigail Bates lebten seit mehr als zwanzig Jahren im Nachbarhaus. Die verwitweten Schwestern waren beide um die achtzig.
“Warum legen Sie nicht erst den Revolver weg”, schlug Shea vor. “Dann können wir über alles reden.”
Mrs Wilton warf Nick einen misstrauischen Blick zu. “Ich denke, fürs erste lasse ich den Revolver da, wo er ist.”
Shea seufzte. Dann erklärte sie die Situation so knapp und schnell wie möglich. Mit jedem Wort ließ Mrs Wilton die Waffe etwas tiefer sinken. Das Gesicht der alten Dame wirkte freudig erregt.
“Das ist ja so aufregend!”, rief sie schließlich aus und ließ die Pistole in ihrer Tasche verschwinden. “Fast wie ‘Mord ist ihr Hobby’ oder ‘Matlock’.” Sie zwinkerte Shea zu. “Ich liebe ‘Matlock’.”
Nick kam gleich zum Punkt. “Haben Sie jemandem erzählt, dass wir hier sind?”
Die alte Dame schaute ihn entrüstet an. “Natürlich nicht. Ich wusste es ja selbst
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