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Tiffany Duo Band 0162

Tiffany Duo Band 0162

Titel: Tiffany Duo Band 0162 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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hingehen?”
    Sarah verspürte plötzlich den hysterischen Drang zu lachen, aber sie gab sich alle Mühe, ernst zu bleiben. “Wo würde es der Bürgermeister denn tun?”
    Sein großes, von Ausschweifungen gezeichnetes Gesicht hellte sich plötzlich auf. “Ich weiß. Im Gericht. Da lebt er ja praktisch, der Dreckskerl. Los, gehen wir.”
    Er deutete mit der Pistole auf die Tür. Ihre Zeit wurde knapp.
    Als Sarah aufstand, gab sie vor zu stolpern und ging in die Knie. Dabei schlossen sich ihre Finger so fest um die Glasscherbe, dass sich diese in ihre Handfläche bohrte.
    In diesem Moment spürte sie eine seltsame Entschlossenheit in sich aufsteigen. Auch wenn sie am Ende untergehen sollte, dieses Mal würde sie wenigstens kämpfen.
    Sie blieb am Boden, bis Sylvester sich zu ihr umdrehte und sie anschnauzte: “Los jetzt. Beeilung!”
    Es fiel ihr nicht schwer, einen Schmerzenslaut auszustoßen. “Mein Knie. Ich habe manchmal Probleme damit. Ich glaube, ich komme nicht mehr hoch.”
    Er brummte einen Fluch. “Wehe, das ist ein Trick”, warnte er sie, streckte ihr aber dennoch die Hand hin, um ihr aufzuhelfen.
    Dabei streifte er ihre Brust. Ohne diese rein zufällige Berührung hätte sie vielleicht den Mut für das, was sie tun musste, nicht aufgebracht, aber in diesem Moment verwandelte der Mann vor ihr sich in Tommy DeSilva. Und plötzlich richtete sich Sarahs ganzer Hass gegen ihn.
    Mit einem wütenden Ächzen entriss sie ihm ihre Hand und stach ihm die Glasscherbe ins Auge.
    Sylvester taumelte mit einem Schmerzensschrei zurück und riss sich den Arm mit der Pistole schützend vors Gesicht. In ihrem Hals stieg Galle auf, als sie das Blut sah, das darunter hervorsickerte.
    Sie befürchtete, gleich in Ohnmacht zu fallen. Nein, das durfte nicht passieren, noch war sie nicht in Sicherheit. Nicht so lange der Kerl die Pistole hatte. Sie schnappte sich die Autoschlüssel, die er auf dem Tresen abgelegt hatte, und flüchtete, so schnell es ihr Knie erlaubte, aus dem Wohnwagen.
    Schliddernd und immer gleich zwei Stufen auf einmal nehmend rannte sie die regennasse Treppe hinunter und war schon fast bei dem verrosteten Pick-up angelangt, als hinter ihr ein Schuss aufpeitschte. Sarah nahm sich nicht die Zeit sich umzudrehen, sondern sprang ins Führerhaus.
    Sie vergeudete ein paar wertvolle Sekunden damit herauszufinden, welches der Zündschlüssel war, dann rammte sie den richtigen Schlüssel ins Schloss. Der Truck erwachte in dem Moment, in dem ein zweiter Schuss aufpeitschte und das Beifahrerfenster zersplitterte, rumpelnd zum Leben. Sarah legte krachend den ersten Gang ein, dann fuhr sie mit aufheulendem Motor in die Dunkelheit hinein.
    Nachdem sie, tränenüberströmt und mit zitternden Händen, bereits die Hälfte der Strecke bergab zurückgelegt hatte, hörte sie die ersten Sirenen.

12. KAPITEL
    “Okay. Ein paar Stiche noch, dann müsste es eigentlich reichen. Halten Sie noch durch?”
    Sarah nickte dem kleinen kompetenten Arzt mit den stahlgrauen kurzgeschorenen Haaren und den freundlichen blauen Augen hinter der Brille zu.
    “Braves Mädchen.” Er lächelte und beugte sich wieder über ihre Handfläche, um die lange Schnittwunde zu nähen, die sie sich mit der Glasscherbe selbst zugefügt hatte.
    “Tut es weh?”, fragte die Krankenschwester.
    Ihre Hand war taub. Wie der Rest von ihr. “Nein.” Sie bemühte sich um ein Lächeln. “Ich fühle gar nichts.”
    “Melden Sie sich, wenn die Wirkung nachzulassen beginnt”, sagte Doc Wallace. “Dann geben wir Ihnen noch eine Spritze.”
    Sie nickte. Alles, was sie wollte, war, für eine Weile die Augen zu schließen und so zu tun, als ob nichts passiert wäre. Aber diesen Luxus würden ihr die in weiße Kittel gehüllten Profis der Salt River Health Clinic noch nicht gönnen.
    Es war egal. Sie würde wahrscheinlich sowieso nicht vergessen können, nicht eine einzige Sekunde lang. Ein Glück für sie – so hatte sie jetzt wenigstens ein hübsches Sortiment von Albträumen, aus dem sie sich jede Nacht etwas aussuchen konnte.
    Davon abgesehen wollte sie nur noch einmal mehr Jesses Arme um sich spüren, sie wünschte sich, dass er sie an seine breite Brust ziehen und für immer so halten möge.
    Die flüchtigen Momente, nachdem er sie aus Hob Sylvesters verbeultem Pick-up herausgezogen und in die Arme genommen hatte, waren die einzigen gewesen, in denen sie sich wirklich sicher gefühlt hatte, seit sie nach der Schule zu ihrem Auto gegangen war.
    Aber die

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