Tiffany Duo Band 0162
ihre kalte graue Welt gebracht hatte. Sie wollte wieder in seinen Armen sein, sich wieder so herrlich fühlen. Und ihm sagen, wie sehr sie ihn liebte.
Und dazu würde sie überleben müssen, egal wie. “Was haben Sie mit mir vor?”, unterbrach sie Sylvesters wirres Gerede mit einer Ruhe, die ihre Panik Lügen strafte.
Er blinzelte verdutzt, als ob der Sessel, in dem er saß, soeben eine Unterhaltung mit ihm begonnen hätte. Dann grinste er Sarah plötzlich über den Rand der fast leeren Jack-Daniels-Flasche an. “Ich brauche Ihre Hilfe, Frau Lehrerin.”
“Und wie soll das gehen?”
“Siehst du die?” Er hielt mit einem breiten Grinsen die Pistole hoch. “Die gehört dem Dreckskerl Garrett. Mit Registriernummer und allem. Was glaubst du wohl, wem sie die Bude einrennen, wenn damit ein Mord begangen wird?”
“Seth?”
“Das gibt eine Eins mit Sternchen, Frau Lehrerin!” Er hob die Flasche und prostete Sarah höhnisch zu.
Sie musste ihn dazu bringen, dass er weiterredete. Und weitertrank, bis Jesse sie fand oder er bewusstlos wurde und sie fliehen konnte.
“Woher haben Sie die Pistole?”
Sylvester grinste über seine eigene Schläue. “War kein Kunststück. Hab meinen Jungen dazu gebracht, dass er mir einen Schlüssel von der schicken Bude verschafft, in der sie wohnen. Und sie waren zu dämlich, um zu merken, wenn ich da war. Im Unterschied zur Frau Lehrerin. Da war ich ja noch nicht mal richtig drin und sie hat schon die Polizei gerufen.”
Sie dachte an diesen drohend vor ihrer Veranda aufragenden schwarzen Schatten. “Das waren Sie?”
Er kicherte, sagte jedoch nichts.
“Warum ich?”
“Du bist mir direkt in den Schoß gefallen, Süße.” Er schien ein bisschen Mühe zu haben, die Worte zu artikulieren, und Sarah hoffte inständig, dass er zu betrunken war, um zu registrieren, dass sie unauffällig das Bein streckte und den Fuß auf eine lange gezackte Glasscherbe stellte.
“Mir ist zu Ohren gekommen, dass du was mit dem Polizeichef hast. Da ist mir die Idee gekommen, dass ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. Jesse Harte soll auch bezahlen.”
“Was hat Jesse Ihnen getan?”
“Bloß mein Leben ruiniert, nichts weiter!” Er schleuderte die leere Whiskeyflasche gegen die Wand, und Sarah zuckte zusammen, als sie krachend zersplitterte. “Ohne ihn wäre ich ein Footballstar geworden. Sämtliche Unis haben sich die Finger nach mir geleckt. Die Uni von Wyoming. Von Colorado. Und viele andere. Alle wollten sie Hob Sylvester in ihrer Mannschaft. Und dann kommt Jesse Harte und macht mir alles kaputt.”
“Wie?”, flüsterte sie.
“Wir haben das letzte Spiel der Saison, auf der Tribüne sind massenhaft Talentscouts, und Quarterback Harte beschließt für sich, das Spiel ausfallen zu lassen. Dieser Idiot ist einfach nicht aufgetaucht! Aber wie sollte ich den Scouts zeigen, was ich draufhatte, wenn bloß diese Flasche Troy Smoot für mich warf?”
Sie verstand nicht einmal die Hälfte von dem, was er sagte, davon abgesehen wurde seine Aussprache immer verwaschener.
Sarah verfluchte ihr Knie. Wenn es gesund wäre, würde sie es wahrscheinlich leicht schaffen, einem Betrunkenen zu entkommen.
Jesse, bitte beeil dich.
“Er und Garrett und diese Schlampe, die mal meine Frau war, sie sind alle schuld. Und jetzt müssen sie bezahlen. Das ist alles. Und du hast bloß den Fehler gemacht, dass du dich mit dem falschen Kerl eingelassen hast, Süße.”
Er war verrückt. Er musste komplett verrückt sein, wenn er glaubte, dass dieser lächerliche Plan wirklich funktionierte, dass man Seth Garrett für ihren Tod verantwortlich machen würde.
“Schätze, dann bringen wir es jetzt wohl besser hinter uns, was?” Er hob die Pistole, und sie konnte es nicht verhindern, dass sie zusammenzuckte.
“Hier? Sie wollen mich hier töten? Jetzt gleich?”
“Warum nicht?”
Sie holte zitternd tief Atem, während sie nach einer Antwort suchte. Schließlich beschloss sie, sein Ego ein bisschen zu streicheln. “Jemand, der so gewieft ist wie Sie, müsste sich doch eigentlich denken können, dass die Polizei nie glaubt, Seth könnte mich hier rausgebracht haben, um mich zu töten”, legte sie ihm nahe. “Bis auf die Pistole weisen alle Spuren auf Sie hin. Und bestimmt sind hier überall Ihre Fingerabdrücke.”
Er kratzte sich am Kopf, und sie sah ihm an, dass er zu betrunken war, um auch nur einen einzigen klaren Gedanken fassen zu können. “Wo sollen wir denn dann
Weitere Kostenlose Bücher