Tiffany Duo Band 0162
“Vielleicht hat er ja Langeweile.”
“Musst du dir nicht vielleicht ein paar Gedanken über eine feindliche Übernahme machen?”
“So etwas lässt sich meiner Erfahrung nach mit einer Tasse Kaffee im Magen etwas weniger feindlich bewerkstelligen.”
Cassie erwiderte sein Lächeln nicht, sondern beobachtete ihn nur argwöhnisch. Schließlich beschloss er, nicht weiter mit ihr zu debattieren, sondern schnappte sich kurzentschlossen ein Küchenmesser und begann, die grüne Paprika kleinzuschneiden, die sie aus dem Kühlschrank herausgenommen hatte.
“Ist das okay so?”
Sie beobachtete ihn einen Moment mit verdutztem Gesichtsaudruck, dann zuckte sie die Schultern. “Du bist der Boss. Wenn du
souschef
spielen willst, lass dich von mir nicht aufhalten. Aber du kannst die Stücke trotzdem ein bisschen kleiner schneiden.”
Damit drehte sie sich wieder zum Kühlschrank um und holte Eier heraus, dann arbeiteten sie eine Weile schweigend, und man hörte nur das Klappern der Messerschneide auf dem Holzbrett und das leise Knacken von Eierschalen.
Als die Stille drückend wurde, nahm er zu einem seiner Meinung nach unverfänglichen Thema Zuflucht und fragte: “Und wie geht es deiner Familie?”
Das Ei, das Cassie gerade aufgeschlagen hatte, rutschte ihr aus den Fingern und landete auf dem Boden. Sie machte keine Anstalten, die Schweinerei aufzuwischen, sondern stand einfach nur da und starrte ihn böse an.
Hoppla, was war das denn jetzt? Dabei hatte er doch nur ein bisschen Small Talk machen wollen. Was hatte er gesagt? “War das die falsche Frage?”
“Von dir schon.” Mit brennenden Wangen riss sie ein Stück von einer Küchenrolle ab und kniete sich hin, um die Bescherung auf dem Boden aufzuwischen.
Er legte sein Messer behutsam auf dem Brettchen ab und schaute sie mit gerunzelter Stirn an. “Was soll das heißen? Darf ich nicht fragen, wie es deinen Brüdern geht?”
Sie richtete sich wieder auf, ihre Augen schossen wütende Blitze. “Hör sofort auf, Slater. Das lasse ich nicht zu. Ich kann es nicht glauben, dass du die Unverschämtheit besitzt, nach all diesen Jahren wieder hier aufzutauchen und so zu tun, als ob nichts passiert wäre.”
Noch während er nach einer Antwort suchte, um ihre leidenschaftliche Anklage zu parieren, warf sie das Papiertuch in den Müll, dann machte sie sich wieder daran, Eier aufzuschlagen, diesmal allerdings mit wesentlich mehr Kraftaufwand als erforderlich.
“Meinen Brüdern geht es gut.” Ihre Stimme war ebenso abgehackt wie ihre Bewegungen. “Sehr gut sogar. Jess ist Polizeichef von Salt River. Er heiratet Ende Juli. Matt hat vor ein paar Monaten zum zweiten Mal geheiratet, und er ist mit seiner neuen Frau sehr glücklich. Sie ist Tierärztin und genau die Richtige für ihn.”
Er fragte sich, warum Cassie bei diesen Worten trotzig das Kinn reckte, fast so, als ob sie ihm drohen wollte, ja nicht an ihren Worten zu zweifeln. “Dann ist er also nicht mehr mit – wie hieß sie doch gleich? Ach, ja, Melanie, stimmt’s? – zusammen?”
Weil sie sich in hartnäckiges Schweigen hüllte, schaute Zack auf und sah zu seiner Bestürzung, dass sie regelrecht bebte vor Wut. Die Frau, die er vor zehn Jahren gekannt hatte, wurde nur selten wütend, aber wenn es dazu kam, war es eine leidenschaftliche und schreckliche Angelegenheit. Ihm blieb nur eine Sekunde, um sich zu fragen, was diesen plötzlichen Feuersturm entfacht hatte, dann drehte sie sich zu ihm um.
“Nein, sie sind nicht mehr zusammen.” Ihre Stimme klirrte wie zerbrochenes Glas. “Sie sind nicht mehr zusammen, seit du mit ihr durchgebrannt bist.”
Er blinzelte verdutzt, als er die kalte Wut in ihren Augen sah. “Seit ich was bin?”
Sie wandte sich von ihm ab. “Dafür bin ich heute früh wirklich nicht in der richtigen Stimmung, Slater. Ich habe nämlich alle Hände voll zu tun, wenn ich deine Gäste verköstigen soll.”
Jetzt wurde er ebenfalls wütend. “Zum Teufel mit den Gästen. Ich will wissen, wovon du eigentlich redest. Wie kommst du darauf, dass ich mit Melanie durchgebrannt bin?”
“Hm. Lass mich mal ganz scharf nachdenken. Vielleicht, weil du es getan hast?”
“Ich habe gar nichts!”
“Hör sofort auf, das Unschuldslamm zu spielen, Zack. Du bist gesehen worden. Jesse hat mit eigenen Augen gesehen, wie du mit Melanie im Auto vom Parkplatz des Nationalparks gefahren bist. Und er ist nicht der Einzige, der beobachtet hat, dass Melanie dir am Hals hing wie eine läufige Hündin
Weitere Kostenlose Bücher