Tiffany Duo Band 0162
und du dich nicht dagegen gewehrt hast. Doch bevor Jesse dir eine saftige Abreibung verpassen konnte, warst du mit meiner lieben Exschwägerin leider schon über alle Berge, und seitdem hat euch in Star Valley nie wieder jemand gesehen.”
Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander, auf der Suche nach einer Antwort, mit der er diese Anschuldigung, die ihn fassungslos machte, widerlegen konnte.
Doch noch ehe er etwas sagen konnte, flog die Seitentür auf und das junge Mädchen, dem es am Vortag bei seinem Anblick die Sprache verschlagen hatte, fegte, im Laufen das T-Shirt in die Hose steckend, in die Küche.
“Entschuldigung, dass ich zu spät bin, Cassie. Aber ich habe schon wieder meinen Wecker nicht gehört.”
Die Atmosphäre in der Küche war so angespannt, dass die Luft vibrierte. Die Vorstellung, dass er mit diesem neurotischen Biest Melanie Harte etwas gehabt haben könnte, war so absurd, dass Zack nicht wusste, wo er mit seiner Verteidigung anfangen sollte.
“Macht nichts, Greta. Sie können Mr Slater ablösen. Er wollte eben gehen. Das ist doch richtig, oder?”, fragte Cassie herausfordernd und presste die vollen Lippen zusammen.
Er wollte bleiben und ihr alles erklären, er wollte ihr versichern, dass er sich lieber an Händen und Füßen hätte fesseln und zweihundert Meilen hinter einem Pick-up herschleifen lassen, als mit Melanie durchzubrennen. Aber da ihm keine höfliche Ausrede einfiel, um das Mädchen aus der Küche zu schicken, entschied er, dass ihre Auseinandersetzung warten musste.
“Es ist noch nicht vorbei”, brummte er.
Ihre Augen blitzten immer noch vor Zorn. “Doch, das ist es, Zack. Es ist seit zehn Jahren vorbei. Dafür hast du gesorgt.”
Er musterte sie einen Moment, dann legte er das Messer behutsam auf dem Schneidebrett ab und verließ schnell die Küche, um zu verhindern, dass ihm etwas herausrutschte, das er anschließend bereuen musste.
Zwei Stunden später stocherte Zack lustlos mit seiner Gabel in halb garen Bratkartoffeln und einem Omelett herum, das zäh war wie Gummi, wobei er sich alle Mühe gab, das Geflüster und die nicht sehr diskreten Blicke zu übersehen, die ihm die anderen Gäste zuwarfen.
Vor zehn Jahren hatte man bei Murphy’s noch gut und herzhaft essen können. Entweder war es mit der Küche dramatisch bergab gegangen oder Murphy reservierte alles Essbare für seine anderen Gäste.
Aber vermutlich konnte er froh sein, dass man ihn überhaupt bediente.
Als er das Café mit seinen roten Vinylbänken und der unpassenden Wandverschalung betreten hatte, waren alle Gespräche um ihn herum schlagartig verstummt.
Zuerst hatte er es darauf geschoben, dass ein fremdes Gesicht in einer Kleinstadt immer eine Sensation war. Das war eine Erfahrung, die er in seiner Zeit als Wanderarbeiter, der nirgends richtig hingehört hatte, immer wieder gemacht hatte.
Als die Kellnerin die Speisekarte vor ihn auf den Tisch geknallt hatte, hatte sich die Atmosphäre kein bisschen entspannt, und erst in diesem Moment war ihm gedämmert, dass die Aufmerksamkeit, die er auf sich zog, offenbar andere Ursachen hatte.
Schön, dann erinnerten sich also noch ein paar Leute an ihn. Na und?
“Wollen Sie sonst noch was?”, fragte die Kellnerin unfreundlich, nachdem er seinen halbaufgegessenen Teller von sich weggeschoben hatte.
Ja. Er wollte noch etwas. Er wollte eine Frau, die er nicht bekommen konnte. Konnte es überhaupt etwas Erbärmlicheres geben?
“Nein. Ich bin fertig.”
“Schön. Hier ist die Rechnung. Bezahlen können Sie an der Kasse.” Sie riss den Bon von dem Block ab, den sie in der Schürzentasche hatte, und knallte ihn auf den Tisch, dann wandte sie sich grußlos ab.
Okay. Dann war bei dieser kleinen Vergnügungsreise also herausgekommen, dass man ihn in Star Valley nicht mit offenen Armen empfing. Er langte nach der Rechnung und erwog einen Moment, einfach in seinen Range Rover zu steigen und wieder abzufahren.
Nein, das hatte er vor zehn Jahren gemacht, und wohin hatte es ihn gebracht? Er würde nicht aufgeben. Noch nicht.
Er würde Cassie Harte und allen anderen in der Stadt beweisen, dass er von ihnen beiden den größeren Dickschädel hatte.
Mit neu erwachter Entschlossenheit rutschte er aus der Bank, langte in seine Brieftasche und zog einen Hunderter heraus. Ohne groß nachzudenken legte er den Geldschein auf den Bon, dann marschierte er schnurstracks zur Tür, ohne von den Blicken und dem Geflüster Notiz zu nehmen.
Nach der drückenden
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