Tiffany Duo Band 0162
zurückgelassen. Er erinnerte sich noch gut an das niedliche kleine Ding mit dem schwarzen Flaum auf dem Kopf und den grauen Augen.
Melanie hatte ihren Mann und ihre kleine Tochter verlassen, und alle glaubten, er wäre der Stein des Anstoßes gewesen.
Kein Wunder, dass ihn die ganze Stadt verabscheute.
“Ich werde dich im Auge behalten”, brummte Jesse. “Und wenn du dir nur das Geringste zuschulden kommen lässt – selbst wenn es nur eine winzige Geschwindigkeitsübertretung ist –, dann werde ich dir so viele Scherereien machen, dass du mich anflehst, die Stadt verlassen zu dürfen.”
Daran zweifelte Zack keine Sekunde. “Gut zu wissen, wo man dran ist.” Er lächelte höflich nichtssagend, beschloss aber, Jesse zum Abschied lieber nicht die Hand hinzustrecken. “War nett, dich wieder mal zu sehen.”
Da der Polizeichef noch immer keine Anstalten machte, ihn durchzulassen, ging Zack schließlich um ihn herum und zu seinem Range Rover.
Abhauen wäre leicht, dachte er, während er vom Parkplatz und die Straße zur Lost Creek hinunterfuhr. Und das Vernünftigste. Aber diesen Weg war er schon einmal gegangen, und danach hatte er zehn Jahre lang mit den Schuldgefühlen und Selbstzweifeln leben müssen. Er war nicht bereit, das noch einmal zu machen.
Noch nicht, jedenfalls.
Cassie, die einen hektischen Vormittag hinter sich hatte, langte nach dem Hörer und wählte die Nummer des kleinen Lebensmittelladens in der Stadt. Alvin Jeppson, der Besitzer, war ein ehrbarer Mann. Sie war mit einer seiner fünf Töchter zur Schule gegangen, und Al hatte das Softballteam, in dem sie mitgespielt hatte, einige Jahre trainiert. Vielleicht kam es ja von dem vielen Gekreische damals – oder von dem Radau, den seine fünf Töchter veranstaltet hatten –, auf jeden Fall war er im Lauf der Jahre ein bisschen schwerhörig geworden.
In typisch männlicher Westerndickschädeligkeit weigerte er sich, sein Hörgerät so laut zu stellen, dass er auch etwas verstand, was jedes Mal, wenn Cassie Waren bei ihm bestellte, zu interessanten Verwechslungen führte.
Als er sich meldete, sprach sie automatisch um mehrere Dezibel lauter. “Hallo, Mr Jeppson, hier ist Cassie Harte von der Lost Creek. Ich rufe wegen meiner letzten Bestellung an.”
Sie lächelte, während Alvin sie fast überschwänglich begrüßte. Ihr Lächeln verwandelte sich jedoch in eine Grimasse, als er unverzüglich eine Tirade vom Stapel ließ, dass es dieser “nichtsnutzige Cowboy, der so ein böses Spiel mit Ihnen getrieben hat” wagte, sich wieder hier in der Stadt blicken zu lassen.
“Wenn er sich hier bei mir blicken lässt, wird es ihm noch leidtun. Das kann ich Ihnen versprechen”, versicherte er grimmig.
In ihrem Kopf blitzte ein unzweifelhaft erfreuliches Bild auf, wie der alte taube Mr Jeppson Slater eine Suppendose an den Kopf warf. “Er wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Lost Creek kaufen, ob Ihnen das nun passt oder nicht”, brüllte sie ins Telefon. “Sie werden Geschäfte mit ihm machen müssen.”
“Was? Ich soll schwimmen lernen? Was hat das denn jetzt damit zu tun?”
“Nein, ich habe gesagt, Sie werden Geschäfte mit ihm machen müssen, wenn er die Ranch übernimmt”, wiederholte sie noch lauter.
“Kommt gar nicht in Frage. Nicht nach dem, was er Ihnen und Ihrer Familie angetan hat. Er kann von mir aus seinen Kram in Idaho Falls kaufen.”
Obwohl seine Loyalität sie rührte, wusste sie, dass Jeppson es sich nicht leisten konnte, die Ferienranch als Kunden einfach abzuhaken. Das wollte sie ihm gerade sagen, als sie ein Kribbeln im Nacken verspürte, das ihr verriet, dass jemand hinter ihr stand. Als sie ganz leicht den Kopf drehte, schaute sie auf eine ausgewaschene Jeans, die sich an lange muskulöse Beine schmiegte.
Die Füße steckten in einem Paar abgestoßener Stiefel, die definitiv schon bessere Tage gesehen hatten. Ihr Blick brauchte nicht extra nach oben zu klettern, um zu wissen, wer da an den Türrahmen gelehnt stand.
Wie lange stand er schon da? Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss, und war froh, dass er die Tirade nicht hören konnte, die Alvin Jeppson gegen ihn vom Stapel ließ. “Mr Jeppson, ich muss jetzt Schluss machen. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass bei der letzten Bestellung etwas schiefgelaufen ist. Ich brauche zweihundert Pfund Kartoffeln, nicht Karotten. Kar-tof-feln”, wiederholte sie überdeutlich. “Rote aus Idaho. Ja. Das ist richtig. Ich schicke Ihnen die Karotten heute
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