Tiffany Duo Band 0162
sich, ganz auf sich allein gestellt, voller Angst gefragt hatte, was ihnen die Zukunft wohl bringen mochte.
Doch trotz aller Angst war sie voller Ehrfurcht für das wunderbare Geschenk gewesen, das sie erhalten hatte. Es war ihr unbegreiflich, wie eine Frau es übers Herz bringen konnte, etwas so Erstaunliches einfach zu verlassen.
Oder einen Mann wie Matt Harte.
“Das tut mir Leid”, sagte sie, obwohl sie wusste, wie unzureichend die Worte waren.
Cassidy zuckte die Schultern und schaute auf die Mädchen. Aber als Ellie ihren Gesichtsausdruck sah, hatte sie das Gefühl, dass es bei dieser Geschichte noch um mehr ging.
“Es ist lange her”, sagte Cassie leise. “Auf jeden Fall ist Matt ohne sie besser dran, und er wäre der Erste, der Ihnen das sagt. Melanie hasste alles hier, die Ranch, Wyoming, und sie hasste es, Mutter zu sein. Es hat mich gewundert, dass sie es überhaupt so lange ausgehalten hat.”
Cassie schwieg einen Moment, dann drehte sie den Spieß um. “Und was ist mit Dylans Vater?”, fragte sie. “Spielt er noch eine Rolle?”
“Er hat nie eine gespielt. Nicht wirklich, jedenfalls”, antwortete Ellie ruhig. Nach so vielen Jahren waren ihre Wunden vollständig verheilt. “Als Kurt erfuhr, dass ich schwanger war, war unsere Beziehung zu Ende.”
Er war so wütend auf sie gewesen, als sei es ganz allein ihre Schuld gewesen, dass sie schwanger geworden war. Er hatte befürchtet, dass es ihn seinen Job kosten könnte. Professoren, die ihre Studentinnen schwängerten, versuchte man in aller Regel loszuwerden, sobald sich eine Möglichkeit dazu auftat. Verstand sie denn nicht, was das für ihn bedeutete?
Cassie schüttelte mitfühlend den Kopf. “Männer sind doch wirklich Schweine, stimmt’s?”, brummte sie, während Jesse das Zimmer betrat.
“He, he, das muss ich in aller Entschiedenheit zurückweisen”, protestierte er, während er sich neben Ellie auf die Couch fallen ließ. “Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass wir zu zweit eine gute Stunde gebraucht haben, um den Schweinestall aufzuräumen, den du in der Küche hinterlassen hast.”
“Trotzdem”, gab sie zurück. “Was die Bedürfnisse von Frauen angeht, ist bei den meisten Männern absolut tote Hose.”
“Hören Sie nicht auf sie, Doc. Meine kleine Schwester war schon immer zynischer, als gut für sie ist.”
Jesse griff nach Ellies Hand und drückte sie, wobei er ihr tief in die Augen schaute. “Nicht alle Männer sind Schweine. Von mir zum Beispiel bekommt eine Frau immer genau das, was sie sich wünscht. Und braucht.”
Sein wissendes Lächeln war knapp davor, anzüglich zu wirken, und sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen kroch.
Bevor sie antworten konnte, gab seine Schwester ein verächtliches Schnauben von sich. “Na, was habe ich gesagt?”
Ellie lächelte, mehr als angetan von der Ungezwungenheit, mit der die beiden mit ihr umgingen. Sie wollte eben antworten, als sie einen Blick auf sich spürte, und als sie sich umdrehte, sah sie, dass Matt mit verschränkten Armen am Türrahmen lehnte und sie anschaute.
Ihre Wangen, die bei Jesses Worten heiß geworden waren, wurden noch heißer. Warum hatte sie bloß jedes Mal, wenn dieser Mann sie anschaute, Schmetterlinge im Bauch?
Seine Tochter, die immer noch mit Dylan am Billardtisch stand, entdeckte ihn fast im selben Moment wie sie. “Spielst du mit uns, Daddy?”, rief sie ihm zu.
Sein Blick glitt von Ellie zu den Mädchen, und als Ellie den zärtlichen Ausdruck sah, der über sein Gesicht huschte, verstärkte sich das Kribbeln in ihrem Bauch noch. “Gleich, Mäuschen. Aber vorher muss ich noch kurz raus und nach Mystic schauen, okay?”
“Mystic?” Ellies Stimme klang irgendwie komisch, aber außer ihr schien das zum Glück niemand zu registrieren.
“Eine meiner Stuten”, antwortete Matt. “Sie ist zum ersten Mal schwanger und hat ihr Fohlen schon zwei Mal fast verloren.”
Er machte eine Pause und schaute Ellie nachdenklich an. “Sie … äh … haben nicht vielleicht Lust, mit rauszukommen, um sie sich kurz mal anzuschauen?”
Sie starrte ihn an, für einen Moment sprachlos über die Einladung, die ihn offenbar genauso zu überraschen schien wie sie. Doch noch ehe sie antworten konnte, schüttelte er auch schon den Kopf. “Nein, dafür sind Sie heute wohl nicht richtig angezogen. Vergessen Sie es.”
“Nein”, widersprach sie eilig. “Diese Stiefel sind robuster, als sie aussehen. Ich würde wirklich gern mitkommen.” Mehr
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