Tiffany Duo Band 0162
als gern sogar, wenn sie ganz ehrlich zu sich war. “Ich hole nur rasch meinen Mantel.” Und schon war sie aufgesprungen, bevor er weitere Einwände vorbringen konnte.
“Na schön. Warten Sie, ich hole Ihren Mantel”, stimmte er schließlich zu und verließ das Zimmer.
Einen Moment später kam Matt zurück. Er hatte sich eine warme Jacke übergezogen und trug wieder diesen schwarzen Stetson. Nachdem er Ellie in den Mantel geholfen hatte, verließen sie das Haus. Draußen tanzten immer noch die Schneeflocken.
Obwohl es erst Nachmittag war, wurde es um diese Jahreszeit in Wyoming schon früh dunkel. Die Sonne war bereits hinter den Salt River Mountains versunken und tauchte die ganze Umgebung in ein herrlich weiches fliederfarbenes Licht.
Es war ein feierlicher Anblick, so schön, dass es fast schmerzte. Und es war, als ob außer ihnen beiden und der sich zur Ruhe bettenden Natur nichts existierte.
Matt schien es ebenso zu widerstreben wie Ellie, die Stille zu stören, und so gingen sie schweigend auf den großen roten Stall zu. Als Matt schließlich das Wort ergriff, sprach er gedämpft, um den Zauber nicht zu zerstören. “Mystic ist gern draußen, auch wenn es kalt ist. Ich werde erst nachsehen, ob sie vielleicht noch auf der Weide ist. Warten Sie hier, ich bin gleich zurück.”
“Nein, ich komme mit”, widersprach sie ebenso leise.
Der Schnee knirschte unter ihren Schuhsohlen, als sie um das Haus herum auf die andere Seite gingen. Als Matt einen Fluch ausstieß, schaute Ellie auf. “Was ist? Ist etwas passiert?”
Er deutete auf die Weide. Einen Moment konnte sie sich nicht erklären, was er meinte, aber dann sah sie es ebenfalls.
Durch den weißen Schnee führte eine Spur hellroter Blutstropfen von der Weide zum Stall.
7. KAPITEL
Ellie bekam einen Schreck. “Glauben Sie, das war ein Kojote?”
“Kaum”, gab er angespannt zurück. “Nicht so nah beim Haus und mitten am Tag. Außerdem kommen sie den Pferden normalerweise nicht nahe.”
“Aber woher stammt das Blut dann?”
“Ich nehme an von Mystic. Wahrscheinlich verliert sie gerade das Fohlen. Verdammt.”
Wenn die Stute bereits blutete, war es möglicherweise zu spät, um das Fohlen zu retten, und das wusste Matt offenbar genauso gut wie sie. “Es tut mir leid”, sagte sie leise.
Er atmete laut aus. “So etwas passiert. Wahrscheinlich können wir nichts mehr tun. Obwohl ich an dieses Fohlen große Hoffnungen geknüpft habe. Der Vater ist …”
Bevor er seinen Satz beenden konnte, hörten sie ein schrilles, verängstigtes Wiehern aus dem Stall, und sie fingen beide an zu rennen. Matt war zuerst am Ziel angelangt, doch Ellie folgte ihm nur ein paar Sekunden später. Sie hatte einen flüchtigen Eindruck von einem sauberen, hell erleuchteten Stall, dann konzentrierte sich ihre gesamte Aufmerksamkeit umgehend auf die graue Stute, die unruhig in ihrer Box stampfte.
Ein kurzer Blick sagte ihr, dass das Blut, das sie im Schnee gesehen hatten, aus einer Risswunde am Bauch des Tieres stammte, vielleicht, weil sie sich selbst verletzt hatte bei dem Versuch, das, was ihr zu schaffen machte, loszuwerden – das Fohlen.
Ellie war ein bisschen erleichtert, wenn auch nicht sehr. “Sie hat es noch”, sagte sie.
Matt wirkte immer noch besorgt, während er dem Pferd beruhigend übers Fell fuhr. “Aber sie wird es verlieren, stimmt’s?”
“Wahrscheinlich. Es tut mir leid”, wiederholte sie. Sie kannte die Anzeichen. Die schweißbedeckten Nüstern, die Unruhe, das Hochziehen der Lefzen, wenn der Schmerz kam.
Es widerstrebte ihr in tiefster Seele, tatenlos herumzustehen, aber Mystic war nicht ihre Patientin, und ihr Besitzer traute ihren Behandlungsmethoden nicht.
Trotzdem musste sie es versuchen. “Erlauben Sie mir, sie zu untersuchen?”
Sie ließ seine eingehende Musterung über sich ergehen und wartete mit angehaltenem Atem auf seine Antwort. “Ich weiß nicht …”
“Ich bin eine gute Tierärztin, Matt. Bitte. Lassen Sie mich nur einen Blick auf sie werfen. Ich werde nichts tun, was Sie nicht wollen.”
Er schaute sie wieder mit vor Besorgnis angespanntem Gesicht forschend an, während Mystic seine Hand abschüttelte und erneut ein verängstigtes schrilles Wiehern ausstieß.
“Okay”, sagte Matt schließlich. “Tun Sie für sie, was Sie können.”
“Meine Tasche ist in meinem Auto. Ich bin in einer Minute zurück.”
Mit hämmerndem Herzen rannte sie so schnell sie konnte zum Haus, um ihre Autoschlüssel zu holen,
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