Tiffany Duo Band 128
nicht, wo Doc zur Zeit lebt", erklärte Lissa ungerührt. „Dieses schäbige Kapitel meiner Vergangenheit habe ich für immer abgeschlossen."
„Bist du sicher?",
„Ja."
„Weshalb versteckst du dich dann noch in Paradise?",
„Ich verstecke mich nicht. Ich ... ich lebe hier genau so, wie ich es möchte", schloss sie matt.
„Nur aus Neugier gefragt: Wie lange hast du vor, ,genau so' wie jetzt zu leben?"
Trotzig hob sie den Kopf. „Solange ich kann."
Lissa mochte nicht, wenn man sie bedrängte. Das merkte Evan genau. Nach der Art und Weise zu urteilen, wie sie auf seine Frage reagiert hatte, war er vermutlich nicht der Einzige, der es tat. Wahrscheinlich setzten Charlie und Josephine ihr ebenfalls zu.
„Wenn ich dich sehen möchte, muss ich mir also einige Tage frei nehmen und nach Paradise zurückkehren?"
Sie hob das Kinn. „Du hast es erfasst."
Evan geriet immer tiefer in den Treibsand. Während er aufstand und Lissas Gesicht umfasste, fürchtete er plötzlich, dass er vielleicht nie wieder festen Boden unter den Füßen spüren würde.
„Hat dir schon jemand gesagt, dass du ein furchtbar eigensinniges weibliches Wesen bist, Lissa?"
Sie lächelte kläglich. „Sehr viele Leute sogar, wenn du es genau wissen willst."
13
Lissa saß in dem einzigen Sessel des Wohnwagens und dachte nach.
Josephine war vorhin da gewesen und hatte sie gedrängt, ins Leben zurückzukehren und wieder öffentlich aufzutreten. Die meisten anderen Künstler stünden trotz eines Skandals bald wieder im Rampenlicht.
Lissa wurde es ganz elend bei dem Gedanken an die Kameras und Mikrofone, die auf sie gerichtet sein würden.
„Ich bin nicht sicher, ob ich die Kraft dazu hätte, mich den Medien zu stellen", hatte sie gesagt.
Josephine tätschelte mütterlich ihre Hand. „Wenn Sie und dieser Evan Henderson in Ruhe miteinander geredet hätten, brauchten Sie den Geiern bestimmt nicht allein gegenüberzutreten. Denken Sie ein mal darüber nach."
Lissa war immer noch tief in Gedanken, als Evan später anrief.
Sie hatten jeden Abend miteinander telefoniert, seit er nach San Diego zurückgekehrt war. Trotzdem hatte sie sich noch nicht an diefreudige Erregung gewöhnt, die sie bei seiner Stimme durchströmte. „Hallo, Lissa."
„Hallo, Evan."
„Was machst du gerade?"
„Ich rede mit dir", antwortete sie trocken und hätte schwören können, dass er lächelte. Es fiel ihr immer noch schwer, sich Evan zu öffnen. Aber er wusste inzwischen, wie er ihre Barrieren durchbrechen konnte.
„Hast du dein neues Lied fertig?"
Lissa blickte auf die Notenblätter, die ordentlich neben ihrem Keyboard gestapelt waren. Was als Hymne gedacht gewesen war, hatte sich die letzten Tage wie von allein in eine gefühlvolle Ballade verwandelt.
„Mehr oder weniger."
„Singst du mir den Song vor, wenn du dieses Wochenende zu mir nach San Diego kommst?"
„Wer hat gesagt, dass ich das vorhabe?"
„Ich habe Josephine vorhin angerufen, um ihr für das selbst gemachte Gelee zu danken, das sie mir geschickt hatte. Sie meinte, wenn ich es klug genug anstellte, könnte ich dich vielleicht zu der Reise überreden."
Lissa wurde neugierig. „Ich höre."
„Du fehlst mir."
Sie wartete und wickelte sich die Telefonschnur um das Handgelenk. „Ist das alles, was du zu deinen Gunsten vorbringen kannst?" fragte sie nach einer ganzen Weile.
„Nun, wenn du eindeutige Beweise willst: Ich habe ein schreckliches Bedürfnis, deine Stimme zu hören. Gerade eben habe ich zum Beispiel alle Mitarbeiter für einige Minuten aus meinem Büro gescheucht, um dich anrufen zu können."
Lissa fragte sich unwillkürlich, ob eine gewisse ehrgeizige Anwältin auch dazugehört 'hatte.
„Außerdem habe ich dunkle Ringe unter den Augen", fuhr er fort. „Ich habe seit vier Nächten nicht geschlafen. Jedes Mal, wenn ich mich hinlege, sehe ich deinen Mund vor mir, der von meinen Küssen gerötet ist, und deinen herrlichen Körper, der ..."
„Okay, okay", unterbrach Lissa ihn rasch. Um keinen Preis der Welt hätte sie zugegeben, dass sie von ganz ähnlichen Bildern verfolgt wurde. „Das genügt."
„Dann schüttelst du den Staub von Paradise für das nächste Wochen ende ab?"
„Ich ..."Lissa wickelte die Telefonschnur zwei weitere Male um ihre nervösen Finger. „Ich denke darüber nach."
Zwei Tage später fuhr Lissa mit ihrem Pick-up nach LaGrange. Die kühle Luft aus der reparierten Klimaanlage strich über ihr Gesicht, und der Boden unter ihren Füßen
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