Tiffany Duo Band 128
mir! Du weißt, weshalb es nicht geht."
„Klär mich auf", forderte Evan sie auf. „Lass mich deine Version der Dinge hören."
Gereizt hob sie den Kopf. „Erstens wird die Vergangenheit, die wie ein Damoklesschwert über mir hängt, niemals verschwinden, so sehr ich es mir auch wünsche. Dieselbe Gefahr wird jeden bedrohen, der dumm genug ist, sich in meiner Nähe aufzuhalten. Zweitens droht diese Gefahr ... Mein ... Vater ..."Sie bekam das Wort kaum heraus.
Evans Züge wurden weich, während sie verzweifelt nach einer neutralen Bezeichnung für den Fremden suchte, der ihr Vater war.
„Arlen hat zwar versucht, Hawthorne abzuwimmeln", erklärte sie barsch. „Trotzdem fürchte ich, dass der Reporter schon auf dem Weg nach Paradise ist."
„Mit Hawthorne werden wir schon fertig."
„Vielleicht. Und damit hast du den dritten Punkt berührt: Es gibt kein ,Wir`. Das ist unmöglich."
„Jetzt bist du wieder ganz am Anfang, Lissa. Gib es auf. Du hast diesen Fall verloren."
Evan gab dem Bedürfnis nach, sie zu berühren, und strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Sie wich verärgert zurück.
„Denk doch einmal nach, Evan! Du bist nächstes Jahr der heißeste Kandidat für den Posten des Bezirksstaatsanwalts. Was glaubst du, wie deine Chancen stehen, wenn sich herumspricht, dass du dich mit - mit jemandem wie mir eingelassen hast?"
„Frag mich lieber, ob mir überhaupt etwas an diesem Job liegt."
„Wenn du nicht scharf auf den Posten bist, mir liegt auf jeden Fall daran. Meinen eigenen Ruf habe ich schon ruiniert. Deinen werde ich nicht auch noch schädigen."
Mit verschlossener Miene wollte sie an ihm vorüber schlüpfen. Doch Evan stützte die Hand an die Wand, versperrte ihr mit dem Arm den Weg und hielt sie auf dem kleinen Raum zwischen dem Bett und der alten braunen Wandverkleidung gefangen.
„Mein Ruf ist mir völlig egal. lch liebe dich, Lissa."
„Was hast du gesagt?"
„Ich liebe dich."
Sie sah ihn eine ganze Weile fassungslos an. Evan legte die Finger der anderen Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf vorsichtig an.
„Ich bin ebenso verblüfft darüber wie du."
Während der wilden Fahrt nach Paradise hatte er sich die Wahrheit endlich eingestanden.
„Ich weiß selber nicht, wann es passiert ist", sagte er und schluckte den Kloß hinunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte. „Irgendwann zwischen jenem ,Sonnabendnacht-Special` und dem ,Freitagmorgen-Vergnügen', nehme ich an. Als Charlie mich anrief und mir die Einzelheiten über deine Fahrt nach LaGrange erzählte, war mir sofort klar, dass ich dich nicht aus Paradise ziehen lassen konnte, ohne dir vorher zu sagen, dass ich mitkommen werde. Wann immer du willst, und wohin du möchtest."
„Das sagst du jetzt", rief sie. „Du hast ja keine Ahnung, was passieren wird, nachdem die Hawthornes dieser Welt uns aufgespürt haben."
„Ich habe dir versichert, dass wir mit Hawthorne und seinen Artgenossen fertig werden."
Evan wollte Lissa sagen, dass er längst eine andere skandalträchtige Story für die hartnäckigen Reporter hätte. Es sah ganz danach aus, als ob der Druck, den sein Bruder Marsh und dessen mexikanische Kontaktperson auf Jonah Dawes' Geschäftspartner in Cuidad Juárez ausgeübt hatten, in Kürze Früchte tragen würde. Der Bankier war nervös geworden und hatte ein Treffen mit einem amerikanischen Kollegen arrangiert, der angeblich bereit war, Docs Bargeldreserven in den Aktienmarkt zu schleusen. Sobald Dawes den Rio Grande zu dem heimlichen Treffen überschritten hatte, würde eine ganze Schar von amerikanischen Zollbeamten seinen Wagen anhalten.
Doch Lissa gab ihm keine Gelegenheit, ihr von der geplanten List zu berichten. Vor seinen Augen brach sie in Tränen aus, und er zog sie hilflos in die Arme.
„Es wird alles wieder gut, Lissa", flüsterte Evan. Liebevoll strich er ihr übers Haar und wartete geduldig, bis ihre Schluchzer aufhörten und sie verlegen zu ihm aufsah.
„Das ist mir furchtbar peinlich", schniefte sie. „Ich weine sonst nie. Weshalb mache ich mich in deiner Gegenwart ständig lächerlich?"
„Vielleicht bereitet dir die Vorstellung, dass du dich verliebt hast, ebenso viel Angst wie mir."
Lissa lehnte sich in seinen Armen zurück und sah ihn mit tränen überströmtem Gesicht an. „Du hast Angst davor?"
„Und wie. Aber du weißt ja, was die Leute sagen."
„Was denn?"
„Die beste Möglichkeit, seine Angst zu besiegen, besteht darin, ihr mutig entgegenzutreten."
Lissa biss sich auf
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