Tiffany Duo Band 128
losgelassen. „Deine Leibwächter wollten nicht, dass ich auf dem Parkplatz stehe, deshalb habe ich hier gewartet. Ich wollte mir gerade etwas zu essen holen, als du wie vom Teufel gejagt um die Ecke kamst."
„Er war direkt hinter mir. Ich habe ihn gehört." Sie hatte das Geräusch seines schweren Atmens immer noch im Ohr. „Er ist gerannt und hat dabei ganz entsetzlich gekeucht."
„Bist du sicher, dass du nicht nur in Panik geraten bist? Vielleicht war es ja nur ein Jogger?"
„Und? Wo ist er dann bitte hin, dieser Jogger?" fauchte Lucy. Ihre sonst so heisere Stimme klang scharf.
John stand beschützend neben ihr und legte einen Arm um ihre Schultern, damit sie sich beruhigte. „Verdammt, das funktioniert so nicht", sagte er leise.
„Was funktioniert nicht?"
„Du kommst mit zu mir."
„Ich kann nicht ..."begann Lucy.
„Natürlich kannst du. Und zwar sofort", schnitt John ihr das Wort ab, warf ein paar Dollar auf die Ladentheke und führte Lucy zur Tür.
Er blieb ruhig, bis sie den Polizeiwagen erreicht hatten. Dort spannten sich seine Muskeln an, er ließ Lucy los und klopfte hart an die Scheibe, hinter der der Deputy selig den Schlaf der Ahnungslosen schlief.
Lonnie Philips fuhr sofort auf. Er sah John wütend an und kurbelte die Scheibe herunter. „Was soll das?"
„Sie sind bei der Arbeit eingeschlafen, Lonnie", erklärte John scheinbar freundlich, doch sein Unterton klang so wütend, dass Lucy ein Schauer über den Rücken lief. „Miss Fain ist soeben fast getötet worden."
Mit einem Mal war Philips hellwach. Trotz seiner Körperfülle sprang er behände aus dem Wagen. Er hörte sehr skeptisch zu, als John ihm berichtete, was sich gerade eben zugetragen hatte, und entspannte sich dann sichtlich. Sein Blick verriet den beiden, dass er die ganze Episode nicht besonders ernst nahm und auf Lucys blühende Phantasie zurück führte.
„Ihre Nerven sind überreizt, Miss Fain. Ich habe durchaus Verständnis für Ihre Situation, aber Sie hätten das Zimmer nicht verlassen sollen", schalt er sie, als wäre sie ein unartiges Kind.
„Sie kommt jetzt mit zu mir", erklärte John.
„Aber das geht nicht ..."begann der Deputy.
„Ach, und warum nicht? Miss Fain ist frei zu gehen, wohin sie will. Oder steht sie etwa unter Arrest?" fragte John, während Lucy zu ihrem Zimmer ging und den Schlüssel in das Schloss steckte. Die beiden Männer folgten ihr.
„Nein, natürlich nicht", musste Philips zugeben.
Lucy öffnete die Tür.
„Dann kann sie gehen, wohin sie will", erklärte John wütend. „Verdammt, Philips, sie hätte getötet werden können, während Sie hier seelenruhig geschlafen haben!"
Lucy verhielt auf der Schwelle, zu ängstlich, um weiterzugehen oder auch nur zu atmen. „John." Sie brachte kaum einen Ton über die Lippen.
„Was sind Sie nur für ein Polizist, dass ..."
„John." Lucy nahm alle Kraft zusammen, auch wenn es sie ungeheure Mühe kostete. Jetzt hatte er sie gehört
Er trat zu ihr und sah in das Zimmer hinein. Die Lichter brannten, und Lucys Sachen waren überall verstreut. Schubladen waren geöffnet, der Inhalt herausgeschleudert, und eines ihrer bunten Kostüme war in zwei Teile geschnitten worden.
John trat vorsichtig ins Zimmer und stieg dabei über die Sachen, die am Boden lagen. Dann sah er erst im Badezimmer und dann im Schrank nach.
„Er ist weg", sagte John und ergriff Lucys Hand. Sie trat schweigend ans Bett, in dem sie vorhin noch gelegen und sich nach einem Kaffee gesehnt hatte. Als sie gegangen war, war das Bett noch zerwühlt gewesen. Jetzt hatte es jemand sorgfältig gemacht. Aus einem Instinkt heraus ging Lucy zum Kopfende. Sie wusste nicht, was sie erwartete, aber sie war sich sicher, dass sie dort etwas finden würde. Sie ergriff die Bettdecke.
„Lucy, du darfst nichts anfassen!", mahnte John leise.
„Er hat Recht", warnte Philips streng, „da sind vielleicht Fingerabdrücke." Doch Lucy achtete nicht auf die Männer und riss die Decke zurück.
Die Laken waren von einer rasiermesserscharfen Klinge sauber zerschnitten worden. Und Lucy wusste: Es war die Klinge, die sie an ihrer Kehle gespürt hatte.
5
Lucy zitterte noch immer, als John auf die Auffahrt fuhr. Er hatte versucht, sie zu trösten, hatte sie abgelenkt, aber nichts konnte das Bild der zerschnittenen Laken aus ihrem Kopf vertreiben.
Als John den Wagen parkte, betrachtete Lucy das graue Steinhaus vor sich und vergaß für einen Moment ihre Angst. Das war das hässlichste Haus,
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