Tiffany Duo Band 128
entschieden.
„Doch", sagte John scharf und sah Lucy mahnend an. „Weißt du nicht mehr? Du hast im Laden gewartet, während ich nach dem Mann gesucht habe, der dich verfolgt hat."
„Aber du warst nicht lange weg."
„Lange genug, nicht wahr, Sheriff?” frotzelte John, ohne Lucy aus den Augen zu lassen. Er hatte nichts Verbotenes getan und wollte nicht, dass sie für ihn log, wenn es gar nichts zu verbergen gab.
„Ich möchte hier bleiben", erklärte Lucy leise.
Der Sheriff sah sie missbilligend an. „Meine Männer sind hier vor der Tür", versicherte er dann. „Wenn Sie irgendetwas brauchen, sie sind ..."...draußen und schlafen", vollendete John den Satz für ihn.
Als Maples gegangen war, setzte Lucy sich wieder an den Tisch und aß schweigend den Rest ihrer Ravioli. In Momenten wie diesen war sie froh, dass ihre Eltern nicht mehr bei ihr waren. Sie waren vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen und hatten nicht mehr mitbekommen, wie Lucy von ihrem Mann misshandelt worden war und sie die Flucht vor ihm hatte ergreifen müssen. Was ihre Eltern wohl von ihr denken würden, wenn sie wüssten, dass sie seitdem ständig auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Exmann war, und sich deshalb als Wahrsagerin auf einem Jahrmarkt verdingte? Gott sei Dank hatten die beiden Lucy nie in ihrer Verkleidung sehen müssen, wie sie anderen aus der Hand las, um ein bisschen Geld zu verdienen. Und Gott sei Dank hatten sie es auch nicht mehr miterleben müssen, dass ihre Tochter von einem wahnsinnigen Killer verfolgt wurde. Dennoch vermisste Lucy ihre Eltern gerade aus einem ganz einfachen Grund: Sie hätte ihnen gerne John vorgestellt.
Langsam fing er an, sich Sorgen um sie zu machen. Es war schon fast neun Uhr, und Lucy schlief immer noch.
John hatte jedes Fenster und jede Tür fest verschlossen. Dennoch war ihm klar, dass es keine allzu schwere Aufgabe war, in sein Haus einzubrechen. Aber für den Moment war es sicher, zumindest sicherer als das Motel.
Die Luft war schwül und heiß, und John hatte Lucy einen kleinen Ventilator in ihr Zimmer gestellt. In den letzten Stunden hatte er ein paar Mal nach ihr gesehen. Sie atmete tief und gleichmäßig und schien fest zu schlafen.
John lief rastlos durch das Haus. Eigentlich sollte er längst schon wieder an seinem Schreibtisch sitzen und die Börsenkurse abfragen, aber Lucys Anwesenheit hier lenkte ihn ab. Er beschloss, erst einmal kalt zu duschen. Vielleicht brachte das seine Arbeitswut in Schwung. Es wäre sowieso besser, wenn er sich an kalte Duschen gewöhnte, solange Lucy im Haus war. So sehr sie ihm auch gefiel, er konnte es nicht zulassen, dass sie sich noch näher kamen. Jeder wusste, was einer Frau zustieß, wenn sie den Fehler machte, sich mit John Quaid einzulassen.
Als er frisch geduscht und nur in Jeans bekleidet aus dem Bad kam, hörte John, wie Lucys Schlaf unruhiger wurde. Er ging in ihr Schlaf zimmer, um nach ihr zu sehen. Sie warf sich hin und her, und die Decke war zu Boden geglitten. Ihre langen schlanken Beine hatten sich in den Laken verfangen.
John trat näher. Sie hatte offensichtlich einen Albtraum. Mit verzerrtem Gesicht und hektischen Atemzügen kämpfte sie wild im Schlaf. John nahm die Decke und zog sie ihr bis zur Taille hoch. Sie sah so gut aus, wie sie da in seinem Bett lag.
Warum wollte er sie so unbedingt beschützen? Vielleicht, weil er bei all den anderen Frauen so hilflos gewesen war. Aber wie sollte er etwas schaffen, was selbst dem Sheriff und seinen Leuten nicht gelang?
Lucy wurde jetzt wieder ruhiger. Er bückte sich, um die Decke auf das Fußende des Bettes zu legen. Im selben Moment setzte Lucy sich plötzlich auf. Sie hob die Hände an den Hals und sah ihn mit einer Panik in den Augen an, die sie nicht einmal gezeigt hatte, als sie ihr verwüstetes Motelzimmer betreten hatte.
„Rühr mich nicht an", sagte sie heiser.
„Das werde ich nicht", beruhigte John sie. „Du hast dir nur die Decke vom Bett gestrampelt." Er hielt die Decke hoch - seinen einzigen Beweis.
Plötzlich änderte sich ihr Ausdruck, und er sah Erleichterung in ihrem Gesicht. „John", hauchte sie.
Jetzt erst erkannte er, dass sie nicht gewusst hatte, wer da an ihrem Bett stand. Anklagend sah sie ihn an. „Warum hast du mich nicht früher geweckt?"
„Ich habe selber ein paar Stunden geschlafen, und du hast ausgesehen, als wenn du Schlaf dringend nötig hättest."
„Es ist dunkel", sagte sie mit verlorener Stimme und sah aus dem
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