Tiffany Duo Band 128
verschlagen.
„Unter uns gesagt", schnurrte sie. ,,Ich habe nicht nur alles darangesetzt, um mit ihm zusammenzuarbeiten, weil er einen messerscharfen Verstand besitzt. Oder weil er beste Chancen hat, der nächste Bezirksstaatsanwalt von San Diego zu werden. Es lässt sich nicht leugnen, dass er im Bett ebenso gut ist wie bei Gericht."
Lissa spürte einen schmerzlichen Stich. Aber das durfte die Frau, die in aller Öffentlichkeit mit ihren sexuellen Aktivitäten prahlte, auf keinen Fall merken.
„Unter uns gesagt", wiederholte Lissa süßlich. „Von Ihnen hat er das nicht behauptet."
Carries Wangen röteten sich heftig. Sie wollte etwas erwidern, besann sich aber anders. Schweigend drehte sie sich um und kehrte zu ihrem Wagen zurück.
Lissa blieb ruhig sitzen und biss sich auf die Lippe. Mrs. McNabb wäre entsetzt gewesen, wenn sie ihre gehässige Bemerkung gehört hätte. Doch ihr Zorn und ihr Abscheu hatten alle anderen Gefühle verdrängt.
Sie hatte Evan geküsst! Sie hatte auf dieser Betonplattform gehockt und ihn wie eine Idiotin angestarrt, in der Hoffnung, dass er sie küssen werde. Wann, in aller Welt, würde sie es endlich lernen!
Das Schlagen der Fliegengittertür riss Lissa aus ihren finsteren Gedanken. Evan trat an ihren Wagen.
„Ich rufe dich an, sobald ich etwas erfahren habe, das du wissen solltest", sagte er. „Auch wenn ich nichts herausbekomme, werde ich mich melden."
„Das ist nicht nötig, Zuckermäulchen .”
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Ich habe jetzt keine Zeit, dir zu erklären, wer Carrie ist. Ich werde ..."
„Du bist mir keine Erklärung schuldig." Lissa legte den ersten Gang ein. „Sie hat mir bereits klargemacht, wie ihr zueinander steht."
Der Muskel zuckte erneut, und Evans Blick wurde hart. Zum Glück verschlimmerte er die peinliche Situation nicht, indem er sie unnötig in die Länge zog. Stattdessen drückte er Lissa seine Visitenkarte in die Hand.
„Ich habe meine Privatnummer auf die Rückseite geschrieben. Falls dieses unbehagliche Gefühl wiederkehrt, ruf mich bitte an, verstanden? Sofort!"
Eher wird ein Meter Schnee in Paradise fallen! dachte Lissa. Sie musste den Mann unbedingt loswerden.
„Ich wünsche dir eine vergnügte Heimreise."
Lissa gab Gas und ließ Evan vor „Charlie's Place" stehen. Sie war noch keinen Block weit gefahren, da flatterte die Visitenkarte in tausend Stücke zerrissen zum Fenster des Pick-ups hinaus.
9
Evan warf den Hörer auf die Gabel und starrte auf das Gerät mit den zahlreichen Knöpfen. Wo, in aller Welt, war Lissa? Weshalb ging sie nicht ans Telefon? Er versuchte schon seit zwei Tagen, sie zu erreichen.
Nervös fingerte er an dem Schnellhefter, den er einfach mit dem Namen „Lissa" beschriftet hatte. Im Vergleich zu den meisten anderen Akten auf seinem Schreibtisch war diese verhältnismäßig dünn. Sie enthielt nur drei stichwortartige Computerberichte.
Der erste Bericht war eine Zusammenfassung der Informationen, die Sharon bei seiner ersten Anfrage über Melissa James gesammelt hatte. Er, Evan, hatte Dave Hawthornes Visitenkarte dazugelegt für den Fall, dass der Reporter weitere Schritte unternahm.
Der zweite Bericht enthielt den gegenwärtigen Stand der Ermittlungen über den Aufenthaltsort von Jonah Dawes, jenes Mannes, der Tausende von Missy Maries Fans um ihre Ersparnisse gebracht hatte.
Der dritte Bericht bereitete Evan erhebliches Kopfzerbrechen. Verdammt, weshalb ging Lissa nicht ans Telefon?
Evan zerrte an seinem Krawattenknoten, drehte seinen Sessel herum und blickte aus dem Fenster hinter seinem Schreibtisch. Einer der Vorteile des stellvertretenden Bezirksstaatsanwalts war dieses Eckbüro. Der Panoramablick auf den Hafen von San Diego entschädigte allerdings nicht für den gewaltigen Arbeitsanfall und die Siebentagewoche, die diese Stellung mit sich brachte. Die herrliche Bucht und die bunten Segelboote, die auf dem Wasser kreuzten, erinnerten ihn höchstens daran, wie selten er selber zu diesem Vergnügen kam.
Normalerweise machte ihm ein gedrängter Terminkalender nichts aus. Die Herausforderungen seines Berufs ergaben ihre eigenen Belohnungen. Heute Nachmittag zum Beispiel. Monatelang hatten sie alles darangesetzt, das Verfahren der Regierung gegen Hector Mendoza hieb- und stichfest zu machen. Das Große Geschworenengericht hatte nicht einmal zwei Stunden gebraucht, um Anklage zu erheben. Dem Mann wurden Verletzung des U.S.-Einwanderungsrechts in zehn Fällen, Anstiftung zur
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