Tiffany Duo Band 77
allein."
„Lassen Sie mich das Paket wenigstens einladen."
„Es geht schon, wirklich."
„Ich bestehe darauf", sagte er, und sein Blick fügte hinzu: Dies ist ein Befehl! Lonnie trat augenblicklich zur Seite.
Durch den Stoff seines weißen Hemds sah sie das Spiel seiner Armmuskeln, als er den Karton hochhob und im Kofferraum verstaute. Eine schwungvolle, mühelose Bewegung, als enthielte das Paket nichts als Federn.
Sam Trivers Muskeln waren offenbar nicht der Schreibtischkrankheit zum Opfer gefallen.
Er schloß die Kofferraumtür, und Lonnie reichte ihm sein Jackett. „Also dann, guten Abend, Mr. Triver", sagte sie kurz angebunden.
Er zögerte, als ob er überlegte. Dann seufzte er und sagte nur: „Gute Nacht, Miss Stockton. "
Plötzlich kam Lonnie sich schäbig vor. Er versuchte, nett zu ihr zu sein, und sie benahm sich wie ein Ekel. Wirklich, sie hätte freundlicher sein können, aber da sie nicht wußte, was für ein Spielchen er spielte, blieb sie besser auf der Hut. Sie stieg in ihren Wagen, und während sie den Zündschlüssel ins Schloß steckte, sah sie im Rückspiegel Sam Triver davongehen, auf das Verlagshaus zu.
Unter seinem dünnen Hemd zeichnete sich sein kräftiger, muskulöser Rücken ab. Er ging steif und aufrecht wie ein Soldat. War er Soldat gewesen? Lonnie wußte so wenig über den Mann, der ihr Chef war.
Sie legte die linke Hand aufs Lenkrad. Der kleine Diamant an ihrem Ringfinger funkelte im Halbdunkel. Ich sollte J.D. heiraten, sagte Lonnie sich zum x-ten Mal. Er paßte in ihre Welt - es wäre vernünftig und praktisch.
Und seit wann legst du so großen Wert darauf, vernünftig und praktisch zu sein? fragte eine höhnische Stimme.
„Verdammt! Vielleicht, seit ich achtundzwanzig geworden bin", antwortete sie ins Nichts und drehte energisch den Zündschlüssel herum. Ein ersterbendes Geräusch, dann Stille. Lonnie versuchte es noch einmal. Der Motor sprang nicht an. Ein dritter und vierter Versuch - nichts. Nichts als dies beängstigende, schwächer werdende Stottern.
„O Mann, so ein..." Lonnie ließ sich stöhnend gegen die Rücklehne fallen. Ihr Pa hatte sie gedrängt, eine neue Batterie zu kaufen, aber sie wollte bis zum nächsten Gehaltsscheck am Montag warten. Das hatte sie nun davon. Während sie überlegte, was zu tun sei, erschien am Seitenfenster ein Schatten: Sam.
„Kann ich helfen?" rief er hinter der Scheibe.
Lonnie stieß die Tür auf und stieg aus. „Ich schätze, die Batterie hat ihr Leben ausgehaucht", sagte sie entnervt und öffnete die Motorhaube. „Ausgerechnet jetzt."
Sie beugte sich über den Motor, und plötzlich spürte sie dicht hinter sich Sam. Die Maschinenteile verschwammen vor ihren Augen.
„Soll ich Sie abschleppen?" hörte sie Sam fragen. Sie stutzte, und dann brach sie in Lachen aus. Es war eine amüsante Vorstellung‚ daß ihr Chef sie „abschleppen" wollte, aber natürlich meinte er ihren Wagen und nicht sie.
„Lonnie?” Er faßte sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. Sie gluckste in sich hinein und sah die Verwirrung in seinem Gesicht. „Was ist mit Ihnen?"
Er mußte denken, daß sie durchdrehte. „Es war so komisch, was Sie eben gesagt haben", kicherte sie, „daß Sie mich abschleppen wollen. Es klang, als hätten Sie es auf mich abgesehen." Sie konnte sich vor Lachen kaum halten.
Nun mußte auch Sam lachen. „Meine Güte, Miss Stockton. Sie haben vielleicht eine Phantasie..."
Schließlich verebbte ihr Lachen, und sie bemerkte Sams veränderten Ausdruck. Er sah sie an, als würde er sich ihre Version ausmalen. Und es schien ihm zu gefallen.
Ihr stockte der Atem.
„Wäre das so schlimm, Miss Stockton?" fragte er leise, und ehe ihr eine Antwort einfiel, beugte er sich zu ihr hinab, ließ eine Hand über ihren Rücken gleiten und umschloß mit der anderen zart ihre Wange. Im Zauber seiner Augen gefangen, merkte sie nicht, daß sie ihm erwartungsvoll das Gesicht, entgegenhob. Ihr war auch nicht bewußt, wie sehr sie seinen Kuß wollte.
Er zog sie an sich, und wie von selbst legten ihre Hände sich um seine Schultern. Es war ein erregendes Gefühl, die harten Muskeln sei ner Brust zu spüren. Und erst sein Blick. Ein heißer Strom schoß durch ihren Körper.
Zwischen ihnen war eine elektrisierende Spannung, ein Magnetismus, wie Lonnie ihn noch nie erlebt hatte. Und auf einer tiefen, verborgenen Ebene registrierte ihr Gehirn wie ein Computer die Information: Dies war das Gefühl, wenn der bewußte
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